Einfach Himmlisch
Diese Leute werden sich über Geld freuen."
Sie biss sich auf die Unterlippe. „Wenn Sie erwischt werden ..."
„Werde ich nicht."
A.J. betrachtete Michael eingehend. Er hatte vor Anstrengung die Lippen zusammengepresst und lehnte an einem Baumstamm.
Seit einer Stunde hinkte er sehr stark.
„Ihr Bein ... " sagte sie.
„Kümmern Sie sich nicht um mein Bein", wehrte er ab. „Es behindert mich, aber ich kann mich lautlos bewegen."
Trotzdem würde er Hilfe brauchen. A.J. hatte in La Paloma erfahren, wie wirksam die hiesigen Hausmittel waren. Allerdings würde dort unten vielleicht niemand sein, der etwas davon verstand.
Sie unternahm einen letzten Versuch. „Diese Menschen kümmern sich nicht um Politik. Sie werden uns nicht an El Jefe verraten."
„Das ist auch nicht nötig, wenn sich seine Soldaten in der Gegend aufhalten. Und El Jefe würde liebend gern einen US-Offizier schnappen, der sein Hauptquartier angegriffen hat."
A.J. lief ein eisiger Schauer über den Rücken. „Wir haben keine Soldaten gesehen."
„Wir haben überhaupt niemanden gesehen, doch das heißt nicht, dass niemand hier ist. Ich gehe jetzt. Sie könnten natürlich Alarm schlagen und mich dadurch aufhalten. Da man aber Dieben meistens die Hände abhackt, warten Sie hoffentlich hier oben auf mich."
Sie war zornig, hatte Angst und lehnte sein Vorhaben ab. Aber wie hätte sie ihn zurückhalten sollen?
Sie konnte ihm ja nicht einmal helfen. „Sie werden vorsichtig sein?"
Er nickte und kontrollierte den Riemen, der die Waffe an der Hüfte sicherte.
„Das Ding brauchen Sie nicht."
Er warf ihr einen harten Blick zu. „Keine Sorge, wegen einer Decke erschieße ich niemanden, höchstens wegen eines Steaks, aber auch nur mit Fritten und Zwiebeln.
„Michael." Sie griff nach seinem Arm. Er hatte die Ärmel hochgerollt, so dass sie nackte Haut berührte. „Sie glühen ja!"
„Ihre Hände sind kalt", erwiderte er und löste sich von ihr.
Ihre Hände waren kalt, weil sie Angst um ihn hatte. Vielleicht, weil sie letzte Nacht so eng an ihn geschmiegt geschlafen hatte.
Oder weil sie im Moment nur ihn hatte und von ihm abhängig war. Den ganzen Vormittag hatte sie schon das Gefühl, dass es ein unsichtbares Band zwischen ihnen gab.
„Sie haben Fieber", behauptete sie.
„Mir geht es gut." Er griff nach dem Stock. „Bleiben Sie hier und verhalten Sie sich ruhig. Sollte ich in einer Stunde noch nicht zurück sein ..." Er stockte und sah zum Dorf hinunter.
Menschen liefen weg. Frauen und Kinder. Sie flohen in den Urwald. Die Männer blieben auf den Feldern, arbeiteten jedoch nicht, sondern blickten zum Pfad.
„Sie können jetzt nicht da hinuntergehen", flüsterte sie. „Die Menschen sind alarmiert und werden Sie entdecken."
„Etwas hat sie erschreckt. Ich muss wissen, was es ist. Informationen sind manchmal so wichtig wie Essen." Er lächelte, um sie zu beruhigen. „Ich bleibe nicht lange fort, vielleicht zwanzig Minuten. - Machen Sie sich keine Sorgen."
Wie sollte sie das anstellen? Allerdings hatte er Recht. Er bewegte sich trotz der Verletzung noch immer lautlos und verschwand zwischen den Bäumen.
Es hatte wehgetan, den Hang hinunterzugehen. Der Rückweg jedoch war die Hölle.
Michael blieb auf halber Strecke stehen und atmete viel zu heftig für diese eigentlich geringe Anstrengung.
Ja, er hatte Fieber, und er konnte nichts dagegen machen. Das Aspirin war im Fluss nass geworden. Das Fieber war gefährlich. Das galt auch für die Informationen, die er soeben gesammelt hatte.
Michael setzte den Weg fort.
Alyssa Jean Kelleher war völlig anders, als er erwartet hatte.
Auf ihre Weise war sie unglaublich hart und zäh, und sie war weichherzig.
Er würde ihr die Chance geben müssen, sich zu entscheiden, aber er ahnte schon, wie ihre Entscheidung ausfallen würde.
„Natürlich bleibe ich bei Ihnen!" erklärte A.J.
Michael schüttelte den Kopf. Er hatte es geahnt Trotzdem musste er sicher sein, dass sie auch begriff, worauf sie sich einlassen würde. „El Jefes Soldaten sind hinter mir und nicht hinter Ihnen her. Er möchte die Vereinigten Staaten von Amerika bloßstellen, damit er von seinen Nachbarn unterstützt wird. Er hat sonst keine Chancen, und das weiß er. Er möchte mich benützen, damit es so aussieht, als hätten sich die USA wieder mal eingemischt. Wenn er es so darstellen wird, könnten ihm ziemlich viele Leute helfen."
„Muss er Sie denn dafür überhaupt gefangen nehmen? Ich meine, er kann
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