Einfach Himmlisch
amüsiert.
„Ich versuche, brav zu bleiben, aber ich langweile mich entsetzlich. Ich dachte, bei einem kleinen Spaziergang könnte ich das Bein trainieren, ohne es zu überlasten. Ich muss feststellen, wie gut ich damit zurechtkomme. Und ich hätte dabei gern Gesellschaft."
„Na ja ... also gut, einverstanden."
Alyssa war verunsichert. Michael lächelte. Ja, ihr Instinkt trog sie nicht. Hätte sie gewusst, wie zutreffend ihre Ahnungen wären, hätte sie die Einladung nicht angenommen. „Schön. Ich kümmere mich morgen früh um alles. Gute Nacht, Alyssa."
„Gute Nacht", antwortete sie leise und etwas wehmütig.
Seltsam, dachte er und drehte sich auf den Rücken. Vor einer Woche hätte er noch geschworen, die aus seiner Kindheit stammenden Zweifel am weiblichen Geschlecht überwunden zu haben.
Mit dem Vertrauen war es ähnlich. Michael hatte gar nicht gewusst, dass ihm etwas fehlte, bis er sich auf eine Frau verlassen musste - und erfahren hatte, wie es war, ihr zu vertrauen. Vollständig und ohne die geringste Einschränkung. Genau, wie er den Männern seines Teams oder seinen Brüdern vertraute, die er gut kannte, deren Fehler er verstand und auf die er sich trotzdem verlassen konnte.
Er hätte nie gedacht, wie wichtig es war, einer Frau zu vertrauen.
Bisher hatte er nur geringschätzig über die Vorstellung gelächelt, Männer und Frauen könnten Freunde sein. Sicher, sie konnten freundschaftlich miteinander umgehen. Schließlich mochte er viele Frauen. Doch bei Alyssa war es anders. Auf sie konnte er zählen wie auf seine Brüder und die Männer seines Teams Sie war ein echter Freund.
Allerdings war sie ein echter Freund, mit dem er sich Sex wünschte. Unbedingt sogar.
Michael stellte zum ersten Mal, seit er die Uniform angezogen hatte, etwas über seine Pflicht. Er sollte sich eigentlich keinen einzigen Tag mehr in diesem Dorf aufhalten, und trotzdem würde er es tun. Dabei war sein Bein vermutlich jetzt schon kräftig genug, dass er verschwinden konnte.
Er musste jedoch so gesund sein, dass er Alyssa mitnehmen und für ihre Sicherheit sorgen konnte.
Er wollte sie haben und behalten. Trotzdem unterschätzte er die Probleme nicht, die er würde überwinden müssen. Da war vor allem ihr toter Mann. Sie trauerte noch immer um ihn und weigerte sich, einen anderen Mann an seiner Stelle zu akzeptieren - vor allem einen Mann wie ihn, Michael, der für den Kampf ausgebildet war und nicht für den Frieden.
Doch Dan war tot. Er, Michael, dagegen lebte. Alyssa ebenfalls. Das war sein größter Vorteil.
Dann war da die Frau in Dallas, die damit rechnete, dass er sie nach seiner Rückkehr heiratete.
Michael nahm es mit nichts sehr genau, Alyssa dagegen schon.
Sie würde sich nie mit einem Mann einlassen, der mit einer anderen verlobt war. Dabei würden die Hintergründe für sie keine Rolle spielen. Und wenn er ihr die besonderen Umstände in seinem Fall erklärte, würde sie glauben, dass er sie nur heiraten wollte, um an den Treuhandfonds heranzukommen. Sie mochte seine Motive gut finden, würde ihn aber trotzdem nicht heiraten.
Sie wollte geliebt werden. Das bereitete nun wiederum Michael Unbehagen. Er konnte ihr viel bieten, aber auch Liebe? Diese starke, unverbrüchliche Liebe, die sie bei ihrem Ehemann gefunden hatte? Er kannte eine solche Liebe nicht. Er hatte nur erlebt, dass zwei Menschen einander in ihrem Verlangen so heftig um-krallten, dass sie sich gegenseitig förmlich erstickten.
Noch heute hörte er die Stimme seiner Mutter. „Es tut mir Leid, Mikey. Ich habe versucht, ihn nicht mehr zu lieben, aber es funktioniert nicht ... Aus Liebe - so genannter Liebe - hatte sie damals alle verfügbaren Tabletten geschluckt und ihn dann angerufen, um sich zu verabschieden.
Er war vierzehn gewesen. Sein Vater war aus beruflichen Gründen verreist, und Jacob war im letzten Jahr am College.
Doch Luke war zu Hause. Er brachte Michael noch rechtzeitig hin. Auf dem letzten Stück wurden sie von einem Streifenwagen angehalten. Das war nicht erstaunlich bei dem Tempo, mit dem Luke rote Ampeln missachtet hatte.
Der Polizist war zum richtigen Zeitpunkt aufgetaucht. Er verständigte einen Krankenwagen.
Felicia wurde der Magen ausgepumpt, und das nächste Jahr verbrachte sie bei Houston in einem schönen, ruhigen Sanatorium. Sein Vater bezahlte die gesamte medizinische Betreuung seiner vierten Frau, ohne sich über die Kosten zu beklagen. In mancher Hinsicht war Randolph West bewundernswert gewesen. Als
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