Einfach Himmlisch
sehr verlockend, wenn du dich spröde gibst."
Sie musste gegen ihren Willen lachen. „Mach nur so weiter. Dann kannst du mir bald sagen, dass ich schön bin, wenn ich zornig werde."
Lächelnd griff er nach dem Holzstück, das er bearbeitete.
„Habe ich dir schon erzählt, dass ich während des Fiebers Schwester Andrew für Scopes gehalten habe?"
„Nein." Sie entspannte sich etwas. „Wer ist Scopes? Einer deiner Männer? Du hast ihm im Fieber Befehle erteilt."
„Tatsächlich?" Michael runzelte die Stirn. „Habe ich viel geredet?"
„Ziemlich viel." Und bestimmt hatte er mehr verraten, als er wollte. „Wieso hast du die Schwester für Scopes gehalten?"
„Er ist halb Ire und spricht mit leichtem Akzent. Sein Vorname ist Andrew. Ich fürchtete schon, er hätte sich einer völligen Umwandlung unterzogen", fügte er lachend hinzu.
A.J. strich lächelnd über die silbrige Decke, die auf den anderen lag. „Die Schwestern waren gut zu uns, überhaupt alle Dorfbewohner. Wir hatten unglaubliches Glück."
„War es wirklich Glück?"
„Ich nenne es eine Gnade Gottes, aber ich dachte, dir wäre der Ausdruck Glück lieber."
„Ich bin nicht völlig ungläubig, selbst wenn ich nicht genau weiß, woran ich glaube." Er nahm das Messer und widmete sich seiner Aufgabe. „Ich mache mir Sorgen wegen der Probleme, die wir diesen Menschen verursachen könnten."
„Ich auch." Sie fröstelte beim Anblick des langen Messers in seiner Hand. Doch ein Messer war letztlich ein Werkzeug, und unterwegs hatte er es oft genug eingesetzt.
Hatte er damit auch getötet?
A.J. schüttelte den Kopf, um diese Gedanken wieder loszuwerden. „Schwester Andrew wollte sofort helfen, als sie von dir hörte. So ist sie. Die anderen Dorfbewohner waren erstaunlich großzügig, wenn man bedenkt, wie wenig sie haben."
„Ich werde dafür sorgen, dass sie wegen ihrer Hilfsbereitschaft nicht leiden müssen." Eine lange Holzspirale löste sich von der Messerklinge. „In zwei oder drei Tagen werde ich kräftig genug sein, um weiterzugehen. Kommst du mit mir, oder bleibst du hier?"
In zwei oder drei Tagen. Schon so bald? Das war viel zu früh. Andererseits hatte sie damit gerechnet, dass er noch zeitiger aufbrechen wollte.
Während seiner Genesung hatte sie mit allen möglichen Reaktionen gerechnet, die jedoch ausgeblieben waren. Er war nicht zornig geworden, weil sie gegen seinen ausdrücklichen Willen gehandelt hatte. Vielleicht war er ihr sogar dankbar. Und sie war überzeugt gewesen, dass er den Aufbruch nicht erwarten konnte.
Er war nicht ärgerlich, und er war auch nicht rastlos. Er beobachtete sie nur ständig mit dem ruhigen, durchdringenden Blick eines Jägers, und das verwirrte sie total.
„Hey." Mit dem Daumen strich er ihr über die Stirn. „Wieso diese finstere Miene?"
„Ich dachte, du würdest aufbrechen, sobald das Fieber sinkt, selbst wenn du kriechen müsstest. Jetzt sieht es so aus, als würdest du ganz gern noch warten."
„Ich konnte wegen des Fiebers nicht mehr klar denken", erwiderte er sanft. „Darum habe ich darauf bestanden weiterzugehen, anstatt Hilfe zu suchen. Jetzt sind wir hier, und es wäre dumm von mir, zu früh aufzubrechen."
Zuerst hatte er das Dorf unbedingt vermeiden wollen und wäre deshalb beinahe gestorben. Jetzt war er damit einverstanden, noch einige Tage zu bleiben? „Du wirst dich nicht davonschleichen, bevor die Wunde verheilt ist?”
„Ich kann es kaum erwarten, bis es so weit ist, aber ich werde mich nicht davonschleichen." Mit dem Messer schälte er die nächste Lage Holz aus der Vertiefung. „Was ist mit dir, Alyssa? Was willst du?"
Dich, dachte sie. „Warum nennst du mich Alyssa?"
„Warum nicht?"
„Ich bin an A.J. gewöhnt."
Erneut setzte er die Klinge an. „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Du heißt Alyssa."
Sie zog den Arm ein Stück zurück.
„Stört dich das Messer?" fragte er. „Ich werde nie verbergen, wer und was ich bin."
„Das verlange ich auch nicht von dir, aber ich kann auch nicht verbergen, dass es mich stört."
Er nickte. „Ehrlichkeit ist ein guter Anfang."
Hoffnung, Erregung und Angst mischten sich. „Für uns gibt es keinen Anfang, Michael."
„Ich glaube, den haben wir längst hinter uns. Nennt dich niemand Alyssa?"
„Meine Mutter." Sie lächelte. „Als ich ihr sagte, dass ich A.J. genannt werden möchte, nahm sie mich in den Arm und meinte, das wäre schon in Ordnung, aber ihr würde der Name gefallen, den sie mir gegeben hat."
„Was
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