Einfach Königlich2
aus dem leisen Klopfen ein nachdrückliches Hämmern wurde.
„Haut alle ab!“, schrie sie wutentbrannt und trat so fest gegen einen zerbrechlichen Beistelltisch, dass er krachend gegen die Wand flog. „Keine Besucher, Jenny. Ist mir egal wers ist – und wenn s der neue Papst wäre!“
„Und wenn’s der König von Alaska ist?“, fragte eine vertraute Stimme auf der anderen Seite der Tür.
„Nicht jetzt, Dad!“ Alex versetzte einem weiteren Tischchen einen Tritt.
„Ach, komm schon, Honey, das kostet mich ein Vermögen!“
„Bezahl es aus einem meiner Treuhandfonds!“
„Mach die Tür auf!“
Alex versuchte, mit dem Mund die Worte Lass mich in Ruhe! zu formen, aber ihre Erziehung und die langjährige Gewohnheit gewannen die Oberhand. Sie konnte einen Befehl ihres Vaters -oder des Königs – ebenso wenig ignorieren wie ohne Bluse zu einer Pressekonferenz gehen.
Also schleppte sie sich zur Tür und riss sie auf, watete dann durch die Schutthalde, die ihre Wut geschaffen hatte, bis zum Bett und warf sich mit dem Gesicht voran darauf.
„Herrje“, machte König AL, als er über eine zerbrochene Lampe stolperte. „Sieht aus, als hätten Guns N’ Roses hier ihr Unwesen getrieben.“
„Du bist nicht mehr auf dem Laufenden, Dad: Sie haben sich längst aufgelöst. So geht es eben zu auf der Welt: Man wird verlassen und verzweifelt daran.“
„Was?“
Alex rollte sich herum, um nicht länger ins Kissen zu murmeln. „Was kann ich für Euch tun, mein König?“
„Ah … zufrieden leben?“
„Ich dachte da eher an ein kurzfristiges Projekt.“
„Wie war’s, wenn du etwas anderes anziehen würdest als diesen Morgenmantel? Ist immerhin fast Mittag. Könntest ja zur Abwechslung mal mit deinem alten Herrn zu Mittag essen.“
„Ich muss meinen Flieger erwischen.“
„Ja, also, das … ich nehme an, der Junge kommt nicht mit?“
„Wohl kaum.“
„Schade.“
„Dad! Du hast ihn doch nicht ausstehen können!“
„Nein, das stimmt nicht. Ich hab ihn verdammt noch mal bewundert. Hab’s aber nicht gezeigt!“, prahlte er, nahm sich einen heil gebliebenen Stuhl, stellte ihn neben das Bett und ließ sich schwer darauffallen. „Wie oft wirst du wohl noch jemanden kennenlernen, der dich mag –“
„Für das, was ich selbst darstelle, und nicht für das, was ich habe, blablabla.“
„Nein. Jemanden, der dich trotz deines Charakters mag.“
„Oh, wie nett von dir!“, blaffte Alex.
„Du willst Nettigkeiten hören? Dann hol doch Jenny, sie wird dir nach dem Mund reden. Ich dagegen bin ehrlich.“
„Das sagt ausgerechnet der Mann, der sich immer verkleidet auf Fischerboote schleicht.“
„Das liegt daran, dass auch ich nur mit Mühe Menschen finde, die mich so mögen, wie ich bin“, bekannte König AL freimütig. „Und begreifst du allmählich, worauf ich hinauswill, oder muss ich Edmund holen, damit er dir eine Skizze anfertigt?“
„Oh Gott, nein, nicht auch noch Edmund. Euch beide zusammen könnte ich jetzt nicht ertragen.“
„Aber dich selber“ – damit legte ihr Vater den Finger in die Wunde – „kannst du noch im Spiegel sehen?“
„Was willst du, Dad?“ Alex stützte sich auf die Ellbogen. „Hätte ich sagen sollen, ich liebe ihn? Und ihn mitschleppen nach Alaska?“
„Also –“
„Also zunächst einmal wäre er nicht mitgekommen. Und wenn doch, dann hätte er niemals zugelassen, dass seine Kinder – ich zitiere – reiche Arschlöcher werden würden. Ich aber würde niemals meine Familie aufgeben. Niemals.“
„Nein“, erwiderte der König ruhig. „Das hätte ich auch nie von dir erwartet. Und vielleicht erwartet es der Junge auch nicht.“
„Es war so dumm, so dumm, so dumm. Ich wollte nicht, dass so etwas passiert. Ich hätte niemals –“ Sie brach ab.
„Alex, diese Dinge sind manchmal … sie entziehen sich unserer Kontrolle. Aber deshalb sind sie doch nicht schlecht.“
„Dad, was sich meiner Kontrolle entzieht, ist per definitionem schlecht.“
„Ach komm! Wer einem Verräter mit einem einzigen Hieb den Schädel einschlagen kann, der wird auch mit Veränderungen fertig. Ich meine, Herrgott noch mal, hat schließlich nicht im Programmplan gestanden, dass es an jenem Tag Selbstverteidigung und versuchten Königsmord geben würde!“
Alex starrte ihn an. „Das ist nicht witzig, Dad.“
„Na ja. Ein bisschen schon.“
„Nein.“
„Menschenskind, Mädchen, geht es denn darum? Dass du willst, dass alles jederzeit und immer nach Plan
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