Einfach. Liebe.
kurzen Blick auf eine detaillierte Zeichnung der altehrwürdigen Eiche auf dem Campus und des kunstvollen schmiedeeisernen Zauns, der sie umgab.
Ich schluckte. Interessiert und gleichgültig . »Äh, mir ist gerade eingefallen, dass ich deinen Namen von dem Abend neulich gar nicht mehr weiß. Zu viele Margaritas, schätze ich.«
Er befeuchtete seine Lippen und starrte mich einen Moment an, bevor er antwortete. Ich blinzelte, während ich mich fragte, ob er es mir absichtlich so schwer machte, meine locker aufgesetzte Gleichgültigkeit zu wahren. »Mein Name ist Lucas. Und ich glaube nicht, dass ich ihn dir genannt habe.«
Im nächsten Augenblick betrat Dr. Heller geräuschvoll das Podium, nachdem er mit dem Griff seiner Aktentasche in der Tür hängengeblieben war. Ein deutlich hörbares »Mist« hallte dank der exzellenten Akustik des Hörsaals durch den Raum. Lucas und ich lächelten uns an, während unsere Kommilitonen kicherten.
»Und du … ähm, hast mich damals Jackie genannt?«, fuhr ich fort, und er legte den Kopf leicht schräg. »Um genau zu sein, werde ich Jacqueline genannt. Also jetzt.«
Seine Augenbrauen zogen sich leicht zusammen. »Okay.«
Ich räusperte mich und stand auf – womit ich ihn, nach seiner Miene zu urteilen, erneut verblüffte. »Hat mich gefreut, dich kennenzulernen, Lucas.« Ich lächelte noch einmal, bevor ich mich abwandte und zu meinem Platz huschte.
Ich wandte meine Aufmerksamkeit der Vorlesung zu und widerstand der Versuchung, einen Blick über die Schulter zu werfen. Es war quälend. Ich war mir sicher, Lucas’ Augen zu spüren, die mir Löcher in den Rücken bohrten. Wie eine juckende Stelle, die ich nicht erreichen konnte, plagte mich das Gefühl geschlagene fünfzig Minuten lang, und es erforderte übermenschliche Anstrengungen, mich nicht umzudrehen. Ohne dass es ihm bewusst war, half mir Benji, indem er mich mit seinen Beobachtungen zu Dr. Heller ablenkte, zum Beispiel mit seiner Strichliste am Notizblockrand, wie oft er während der Vorlesung »Ääähmmm« sagte, und mit seinem Hinweis auf die Tatsache, dass unser Professor eine marineblaue und eine braune Socke trug.
Anstatt nach der Vorlesung noch herumzuhängen, um zu sehen, was Lucas tun würde (mit mir reden oder mich ignorieren?), anstatt darauf zu warten, dass Kennedy ging (komisch, in der ganzen letzten Stunde hatte ich kaum auf ihn geachtet – das hatte es noch nie gegeben), schulterte ich meinen Rucksack und hechtete praktisch aus dem Raum, ohne auch nur einen der beiden anzusehen. Als ich durch die Seitentür in die frische Herbstluft hinaustrat, holte ich erst mal tief Luft. Tagesplan: Spanischkurs, Mittagessen, Starbucks.
Erin: Wie lief die OBBP?
Ich: Habe ihn dazu gebracht, mir seinen Namen zu verraten. Bin zurück zu meinem Platz. Habe ihn nicht
wieder angesehen.
Erin: Perfekt. Wir sehen uns nach dem nächsten Kurs zur
weiteren strategischen Planung vor dem Café :)
Als Erin und ich uns in die Starbucks-Schlange einreihten, konnte ich Lucas nirgends sehen.
»So ein Mist.« Sie reckte den Hals, um sich zu vergewissern, dass er nicht doch hinter dem Tresen war. »Letzten Montag war er doch hier, oder?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Ja, aber vermutlich hat er wechselnde Arbeitszeiten.«
Sie knuffte mich in die Seite. »Oder auch nicht. Das da drüben ist er doch, oder?«
Er tauchte mit einer Großpackung Kaffee durch eine Hintertür auf. Meine körperliche Reaktion auf ihn war zum Verrücktwerden. Es war, als würden sich bei seinem Anblick meine Eingeweide verkrampfen und, sobald sie sich entspannten, alles wieder von vorn anfangen – mein Herzschlag beschleunigte sich, die Lunge pumpte, Hirnwellen liefen Amok.
»Ooh, J, er ist auch noch tätowiert «, murmelte Erin anerkennend. »Als ich eben schon dachte, er könnte nicht mehr heißer werden …«
Mein Blick fiel auf seine Unterarme, die sich anspannten, als er die Packung aufriss. Tattoomuster schlängelten sich um seine Handgelenke, verschlungene Symbole und Schriftzüge verliefen über beide Arme und ver schwanden in den Ärmeln des grauen Strickshirts, das er bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt hatte. Ich hatte ihn noch nie ohne bis zu den Handgelenken heruntergelassene Ärmel gesehen. Selbst am Samstagabend hatte er was Langärmeliges getragen – ein verwaschenes schwarzes Hemd, offen über einem weißen T-Shirt.
Zu tätowierten Typen hatte ich mich noch nie hingezogen gefühlt. Die Vorstellung, mit einer Nadel Tinte unter
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