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Einfach. Liebe.

Einfach. Liebe.

Titel: Einfach. Liebe. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tammara Webber
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Unterlippe. »Ich nehme an, du hast die Telefonnummer auf deinem Becher nicht gesehen.«
    Ich sah auf mein Handy, das auf dem Rand meines Lehrbuchs lag. »Doch, habe ich.« Ich beobachtete seine Reaktion. Ich wusste, dass ich ihn praktisch aufforderte , mir nachzulaufen.
    Er lächelte, sodass sich leichte Fältchen um seine hellen Augen bildeten, und ich versuchte, möglichst nicht in Ohnmacht zu fallen. »Verstehe. Jetzt bist du an der Reihe. Wie wär’s, wenn du mir deine gibst?«
    Ich zog eine Augenbraue hoch. »Warum? Brauchst du Nachhilfe in Wirtschaft?«
    Er biss sich auf die Lippe, diesmal ernsthaft, um einen Lachanfall zu unterdrücken. »Wohl kaum. Wie kommst du denn auf die Idee?«
    Ich legte die Stirn in Falten. Konnte ich mich wirklich zu einem Typen hingezogen fühlen, den es so wenig kümmerte, ob er gut in der Uni war? »Ich schätze, das geht mich nichts an.«
    Er stützte sein Kinn in eine Hand. Seine Fingerspitzen waren grau verfärbt, vermutlich vom Zeichnen mit diesem Bleistift, der hinter seinem Ohr steckte. »Ich weiß deine Sorge zu schätzen, aber ich will deine Nummer aus Gründen, die nicht das Geringste mit Wirtschaft zu tun haben.«
    Ich nahm mein Telefon, fand seine Nummer und schickte ihm eine SMS , auf der Hi stand.
    »Du hockst auf meinem Platz, Alter.« Benjis Tonfall war nüchtern, durch nichts aus der Ruhe zu bringen.
    Lucas’ Handy vibrierte in seiner Hand, und er lächelte, als meine SMS erschien und mit ihr meine Nummer. »Danke.« Er löste sich von dem Stuhl und wandte sich an Benji. »Entschuldige, Mann.«
    »Kein Problem.« Benji war einer der entspanntesten Leute, denen ich je begegnet war. Seine Haltung schrie förmlich Faulpelz , aber ich hatte einen Blick auf seine Zwischenprüfung erhascht, die er in seinen Notizblock gestopft hatte – er hatte eine Zwei plus geschafft, und trotz seines ganzen Geredes von Schwänzen und Verschlafen hatte er bis jetzt noch nie eine Sitzung ver säumt. Nachdem Lucas zurück zu seinem Platz ge schlendert war, beugte sich Benji über den Rand seines Schreibpults zu mir vor, noch näher, als Lucas es eben getan hatte. »Was war das denn eben?« Seine Augenbrauen wippten auf und ab, und ich versuchte, mir das Grinsen zu verkneifen.
    »Ich bin gewiss, ich habe keine Ahnung, was Sie meinen«, erwiderte ich und klimperte mit den Wimpern, in meiner besten Südstaatenschönheit-Manier.
    »Vorsicht, kleine Lady«, sagte er gedehnt. »Dieser Kerl erscheint mir etwas gefährlich.« Er warf sich schmunzelnd eine zu lange Locke aus den Augen. »Nicht dass gegen ein bisschen Gefahr irgendetwas einzuwenden wäre.«
    Ich verzog die Lippen zu einem halben Lächeln. »Wohl wahr.«
    Ich gratulierte mir dazu, dass ich erst nach der Hälfte des fünfzigminütigen Kurses einen Blick über die Schul ter warf. Lucas sah nicht in meine Richtung, daher konnte ich nicht anders, als ihn einfach weiter anzuglotzen. Den Bleistift in der Hand, zeichnete er gebannt, zuerst schraffierend, bevor er es sorgfältig mit dem Daumen verwischte. Seine dunklen Haare fielen ihm ums Gesicht, während er sich auf seine Arbeit konzentrierte, ohne auf die Vorlesung oder seine Umgebung zu achten, als wäre er allein daheim, in seinem Zimmer. Ich stellte mir vor, wie er auf seinem Bett saß, die Knie angezogen, einen Block auf den Oberschenkeln balancierend. Ich fragte mich, was er zeichnete. Oder wen.
    Er hob den Kopf und fing meinen Blick auf. Hielt ihn fest.
    Sein Mund verzog sich zu diesem geisterhaften Lächeln, er dehnte den Nacken und ließ die Schultern kreisen, während er unverwandt zurückstarrte. Er sah auf seinen Block, klopfte mit dem Ende seines Bleistifts darauf und lehnte sich dann auf seinem Stuhl zurück. Seine Wimpern senkten sich fächerartig, während er sein Werk begutachtete.
    Dr. Heller beendete das Diagramm, das er freihändig an die Tafel gezeichnet hatte, und die Vorlesung ging wieder weiter. Lucas schob sich den Bleistift hinters Ohr und nahm einen Kugelschreiber in die Hand. Bevor er seine Aufmerksamkeit unserem Professor zuwandte, lächelte er mich noch einmal an, und ein Schauder der Erregung durchfuhr mich.
    Nach der Vorlesung fing ihn ein anderes Mädchen als letzte Woche auf dem Weg zur Tür hinaus ab, und ich nahm Reißaus, ohne mich noch einmal umzudrehen. Ein Adrenalinschub durchströmte mich, mein Körper spürte mein Bedürfnis, die Flucht zu ergreifen, und zwar schnell. Als ich Richtung Ausgang abbog, warf ich einen Blick über die Schulter und

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