Einfach. Liebe.
bist nicht die – oder der – Einzige in Hellers Kurs, die findet, dass der Tutor so scharf ist wie ein kräftig gewürztes Tamale – aber du könntest die Einzige sein, bei der das Gefühl auf Gegenseitigkeit beruht.«
Ich hörte seinen neckenden Unterton, aber noch drang nichts zu mir durch, nachdem ich den Zusammenhang hergestellt hatte, der die ganze Zeit genau vor meiner Nase gewesen war. »Lucas … ist der Tutor?«
Benji blieb mit mir stehen, und wir wurden beide von Leuten angerempelt, die sich an uns vorbeidrängten. »Seinen Namen habe ich nicht gewusst, aber ja – ach du grüne Scheiße.« Er zog mich aus dem dichten Strom des Fußverkehrs. »Du hast nicht gewusst, dass er der Tutor ist?« Er grinste. »Ich schätze, ab jetzt wirst du zu diesen Übungen gehen, oder? Ich meine, streng genommen bist du tabu, aber du bist nicht die Einzige von euch beiden, die mit den Wimpern klimpert, sonst würde ich dich nicht damit aufziehen.« Er neigte sein Gesicht zu mir vor und sah mir in die Augen. »Jacqueline? Was zum Teufel ist eigentlich los?«
Ich dachte an die E-Mails, die er mir als Landon geschrieben hatte, und an Lucas’ Blicke, an seine SMS -Nachrichten … und vor allem an die Zeichen- und Knutsch sitzung vor fünf Tagen. Seit der er mir keine SMS mehr geschickt hatte. Oder eine E-Mail. Oder mir gesagt hatte, dass er Landon war!
»Das habe ich nicht gewusst.« Als bräuchte ich noch eine gottverdammte Sache mehr, um mich wie eine Vollidiotin zu fühlen.
»Hallo, Miss Offensichtlich? Das habe ich irgendwie schon aus deiner entgeisterten und verwirrten Miene geschlossen. Vielleicht hat er gedacht, du wüsstest es?«
Ich schüttelte den Kopf. »Er wusste , dass ich es nicht wusste.« Ich rieb mir die Stirn. »Und was soll das heißen, ich bin tabu?«
Er zog eine Schulter hoch. »Mein Mitbewohner war Chemietutor für einen Erstsemesterkurs. Die Tuto ren müssen bei den Kursen anwesend sein, für die sie die Übungen anbieten, aber sie dürfen mit diesen Studenten, du weißt schon, keinen Umgang pflegen. Interessenkonflikt. Ist nicht so ein Riesenproblem wie bei den Hilfswissenschaftlern oder Dozenten – denen nahegelegt wird, mit keinem der Studenten anzubändeln. Trotzdem, es soll schon vorgekommen sein. Wir sind alle nur Menschen.«
Ich starrte zu Boden. »Ich hatte einfach keinen blassen Schimmer. Wie konnte ich das nur nicht wissen?«
Benji legte einen Finger unter mein Kinn. »Ähm. Ich bekomme allmählich das eindeutige Gefühl, dass da bereits ein gewisser Umgang stattgefunden hat.« Er seufzte, als er meine Miene sah. »Sieh mal, wenn du nie zu einer seiner Tutorübungen gegangen bist und keines seiner beiden Alter Egos dir gesagt hat, dass er ein und derselbe Typ ist, wie hättest du es denn dann wissen sollen?«
Die Anspannung in meinen Schultern löste sich. »Ich schätze, da hast du recht.«
»Natürlich habe ich recht. Und was nun?«
Mein Kiefer verkrampfte sich. »Keine Ahnung. Aber eines steht fest – ich werde ihm nicht sagen, dass ich es weiß.«
Benji schüttelte den Kopf und legte mir einen Arm um die Schultern, während wir uns wieder in den Strom von Studenten einfädelten. »Als ich mich für Wirtschaft eingeschrieben habe, hatte ich keine Ahnung, dass es da ein solches Reality- TV -Drama zu sehen geben würde. Das ist ja ein richtig dicker Pluspunkt .«
Erin: Ich habe uns zu einem Selbstverteidigungskurs
angemeldet.
Ich: Was??
Erin: Angeboten von der Campuspolizei. Samstags 9–12,
fängt diese Woche an, fällt am WE nach Thanksgiving aus, danach noch zweimal.
Ich: Okay.
Erin: Wir dürfen Männer in diesen dicken gepolsterten
Anzügen grün und blau prügeln. Ich wollte schon immer mal einem Typen so richtig in die Eier treten.
Jetzt kann ich es endlich tun, ohne Konsequenzen zu fürchten!
Ich: Du bist ein echt böses Mädchen.
Erin: Schuldig im Sinne der Anklage :)
Am Freitag sah ich nicht in Landons/Lucas’ Richtung. Nicht ein einziges Mal. Unsere seitens der Universität untersagte Knutscherei war eine Woche her. Worin bestand für ihn der Reiz? Dass ich eine verbotene Frucht war? Ich würde ihm zeigen, was verboten hieß.
Als wir zusammenpackten, sah Benji auf einmal über meine Schulter, die Augenbrauen bis zu den dunklen Locken hochgezogen, die ihm in die Stirn fielen.
»Hey, Jackie.«
Kennedy hatte seit über einem Monat kein Wort mehr mit mir gewechselt. Unsere letzte Unterhaltung hatte mit einem abgedroschenen Spruch und genau diesem Lehrbuch
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