Einfach. Liebe.
geendet, das ich in diesem Moment in der Hand hielt. Ich sog tief Luft durch die Nase, um mich zu beruhigen, dann wandte ich mich um. »Kennedy.« Ich wartete ab. Ich war mir sicher, dass er irgendeinen Grund hatte, mich anzusprechen, auch wenn ich keine Ahnung hatte, was das für ein Grund sein könnte.
»Fährst du über Thanksgiving nach Hause? Falls ja, sollten wir eine Fahrgemeinschaft bilden. Du weißt schon, damit die vier Stunden Fahrt nicht so öde werden.«
»Du willst, dass wir … zusammen nach Hause fahren?«
Er zuckte mit den Schultern und schwang den Kopf mit einem lässigen Grübchenlächeln zur Seite. Kennedy, wenn er sich die Haare aus den Augen warf, war ein faszinierender Anblick, und das wusste er verdammt gut. Aber in diesem Augenblick ging es mir irgendwie nur auf den Geist.
Benji räusperte sich und berührte mich am Ellenbogen. »Bis Montag, Jacqueline .«
Ich lächelte ihn an. »Schönes Wochenende, Benjamin .«
Er zwinkerte mir zu und rempelte Kennedy an, ohne sich zu entschuldigen.
»Was hat der denn für ein Problem?«, knurrte mein Ex.
»Was willst du wirklich, Kennedy?« Ich verlagerte den Rucksack auf meinen Schultern, hin- und hergerissen zwischen meinen widersprüchlichen Gefühlen in diesem Augenblick. Ich wollte ihm mit der Faust ins Gesicht schlagen. Und gleichzeitig wollte ich mich in seine Arme fallen und aus diesem Albtraum, dass er mich verlassen hatte, reißen lassen.
»Ich will, dass wir Freunde bleiben. Du bedeutest mir sehr viel.« Die Wärme seiner Augen war beinahe eine körperliche Liebkosung. Ich hatte ihn so gut gekannt, und so lange.
Diese Rede kam etwas unerwartet – es war zu viel und zu früh. Meine Augen füllten sich mit Tränen. »Ich weiß nicht, ob ich dazu je im Stande sein werde, Kennedy. Und ich will nächste Woche nicht mit dir zusammen nach Hause fahren. Entschuldige mich.« Ich schob mich an ihm vorbei und lief den Gang zur Tür hoch.
»Jackie …«
»Es heißt Jacqueline «, sagte ich, ohne mich umzudrehen, und ließ ihn einfach stehen.
Hallo Landon,
ich schicke Ihnen das hier ein bisschen früher, auch wenn ich natürlich nicht annehme, dass Sie an einem Freitagabend herumsitzen und darauf warten, dass ein Wirtschaftsprojekt hereinkommt. Aber ich bin morgen Vormittag beschäftigt, deswegen dachte ich, ich könnte es Ihnen schon jetzt schicken.
Nochmals danke, dass Sie es durchsehen, bevor ich es einreiche.
JW
Hallo Jacqueline,
Sie haben mich eigentlich nur von einer nervenaufreibenden und aussichtslosen Suche nach einem Virus irgendwo in Hunderten Codezeilen abgehalten bzw. mich davor gerettet (zumindest vorübergehend). Ich würde weitaus lieber Ihr Wirtschaftsprojekt durchsehen. Ich werde es Ihnen bis Sonntagabend, falls nicht schon früher, zurückschicken.
LM
Ich starrte auf das L seines Unterschriftenkürzels, stellte ihn mir als den Typen vor, der er, wie ich jetzt wusste, war – Lucas. Als Landon war sein Flirtverhalten zurückhaltend gewesen, als Lucas war es offen. Was für ein Spiel spielte er? Ich konnte unmöglich wissen, ob diese Situation neu für ihn war, oder ob er diese Tutor-Student-Grenzen des Öfteren überschritt. An dem Abend, an dem wir uns kennenlernten, jenem entsetzlichen Abend, hatte er gewusst, wer ich war. Er hatte mich Jackie genannt – er musste gehört haben, wie Kennedy mich so nannte. Als ich ihm das erste Mal eine E-Mail schrieb, um ihn in Wirtschaft um Hilfe zu bitten, musste er es auch gewusst haben, ohne es sich anmerken zu lassen.
Der Webseite der Universität zufolge sollte das Umgangsverbot Studenten davor schützen – oder davon abhalten –, im Gegenzug für gute Noten sexuelle Gefälligkeiten zu erweisen oder einen solchen Anschein zu erwecken. Aber Landon half mir, den Stoff zu lernen, und ich machte die Arbeit. Was meine Note in Dr. Hellers Kurs betraf, ging hier nichts Unsittliches vor. Er wusste es. Ich wusste es.
Aber selbst ein Umgang im gegenseitigen Einvernehmen, wie Benji es nannte, verstieß theoretisch gegen die Vorschriften.
Landon Maxfield konnte meinetwegen ernsthaften Ärger bekommen. Als er auf mein Zimmer kam, dachte ich, er sei nur ein normaler Student aus der Vorlesung, und er hatte diesen falschen Schein aufrechterhalten.
Er hatte mich geküsst, mich berührt, und ich hatte es zugelassen. Ich hatte es gewollt.
Ich klappte meinen Laptop zu und starrte auf mein Telefon. Vor einer Woche hatten wir herumgeknutscht. Hier, in meinem Zimmer. Und seitdem hatte er mir
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