Einfach. Liebe.
niemand hören konnte außer mir.
Mein Gesicht glühte, während ich mich von ihr in den Flur und zum Umkleideraum führen ließ. Über das Waschbecken gebeugt, spritzte ich mir etwas Wasser ins Gesicht und starrte in den Spiegel, während ich mich fragte, was Lucas sah, wenn er mich ansah. Was Kennedy sah. Was Buck sah.
»Schlimm erwischt, was?« Erin reichte mir ein Papierhandtuch, legte den Kopf schräg und musterte mit zusammengekniffenen Lippen ebenfalls mein Gesicht im Spiegel. Ihre dunklen Augen fingen meinen Blick auf. »Ich hätte wissen müssen, dass die Anbaggertherapie bei dir nichts hilft. Falls es dir irgendwie hilft … er wirkt genauso fertig wie du.«
Ich verdrehte die Augen und rieb mir das Wasser von den Wangen. »Ob du’s glaubst oder nicht, es hilft mir nicht.«
Sie zog eine Augenbraue hoch, während ihr Blick zu ihrem eigenen Spiegelbild wanderte, korrigierte einen unsichtbaren Makel an ihrer Lippe und zupfte ihren wilden Pferdeschwanz zurecht. »Mmm-hmm.«
»Wir sind jetzt so weit, in der nächsten Stunde die letzten Techniken zu üben – die Verteidigung gegen Klammer- und Würgegriffe. Nächste Woche werden wir dann alles, was Sie gelernt haben, in potenziellen Szenarien anwenden.« Ralph klatschte einmal in die Hände, bevor er hinzufügte: »Teilen Sie sich auf, und dann fangen wir an.«
Nachdem wir zwölf uns automatisch wieder in unsere vorherigen Gruppen begeben hatten, wandte sich Ralph an die beiden Männer, die jetzt einen Kopfschutz und an verschiedenen Körperstellen Polster trugen. »Don, Lucas, ihr zwei tauscht bei dieser Übung die Gruppen. Wir werden die Taktik des Angreifers ein bisschen aufmischen.«
Oh Gott. So viel dazu, sich aus dem Weg zu gehen.
Obwohl ich wusste, dass ich mich hier nicht drücken konnte, zermarterte ich mir das Gehirn nach irgendeinem Ausweg, um nicht vor allen anderen von Lucas’ Armen umschlungen zu werden. Der erste Angriff hieß Bärenumklammerung, und die unerschrockene, grauhaarige Vickie meldete sich freiwillig, die Verteidigung in Zeitlupe vorzumachen. Ich sah mit Erin und den anderen drei Damen aus meiner Gruppe dabei zu, während mein Atem stoßweise ging und mein Herz wummerte, als würde es gleich aus meinem Brustkorb ausbrechen. Und dabei hatte er mich noch nicht einmal angefasst.
Dass der Kopfschutz notwendig war, wurde offensichtlich, als er uns erklärte, wie man die Kopfstöße ausführte – wie man den Hinterkopf gegen den Mund oder die Nase des Angreifers rammen musste. Außerdem konnte das Opfer dem Angreifer auf den Fuß stampfen, ihm den Ellenbogen in die Seite rammen oder eine Bewegung ausführen, die Ralph den Rasenmäher nannte.
Während Ralph herüberkam und sich vor Lucas positionierte, witzelte er: »Das hier ist eine Bewegung, bei der wir lieber nicht möchten, dass eine von Ihnen sie mit voller Kraft an unseren tapferen Dozenten ausprobiert.« Er wandte sich um und klopfte Lucas auf die Schulter. »Wir wollen unsere Jungs hier schließlich nicht zeugungsunfähig machen.« Während die Damen kicherten, lief Lucas hellrosa an und senkte sein Gesicht mit einem gequälten Grinsen Richtung Boden. »Aber wenn Sie bei einem echten Angriff eine Hand frei und unten haben, dann greifen Sie zu, schnappen sich seine Kronjuwelen, verdrehen sie und reißen sie dann nach vorn, als würden Sie einen Rasenmäher anlassen.«
Er machte es vor, inklusive des Soundeffekts, als würde er einen Rasenmäher anlassen, und auch Dons Gruppe sah lachend dabei zu. Lucas biss sich kopfschüttelnd auf die Lippe.
Jede von uns sechs stellte sich der Reihe nach vor ihn hin, der Gruppe zugewandt, und wartete darauf, von ihm gepackt zu werden, um die verschiedenen Techniken ausprobieren zu können. Der »Rasenmäher« schien besonders bei den älteren Damen beliebt, und sie wandten ihn alle an … zusammen mit dem Soundeffekt. Mit funkelnden Augen führte Erin nacheinander jede einzelne Bewegung aus, die wir eben gelernt hatten – sie stieß mit dem Kopf zu, stampfte Lucas auf den Fuß, trat ihn gegen das Schienbein und rammte ihm einen Ellenbogen in den Bauch, während sie mit der anderen Hand den »Rasenmäher« anließ. Die Damen in unserer Gruppe jubelten ihr zu, und Lucas lobte: »Gut gemacht. Spätestens an diesem Punkt wird er auf dem Boden liegen und Sie anflehen wegzurennen.«
»Sollte ich ihn zuerst noch treten?«, fragte sie völlig ernst.
»Äh … wenn er keine Bewegung in Ihre Richtung macht, rennen Sie einfach weg. Sie wollen
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