Einfach. Liebe.
junges Mädchen wirken, sonst würde er meine Erklärungen überhaupt nicht ernst nehmen. »Er sollte meinetwegen keinen Ärger bekommen.«
Mein Professor sah auf meinen Aufsatz, den er noch immer in Händen hielt. Er schien eher noch besorgter als eben. »Er sagt auch, Ihnen sei nicht bewusst gewesen, dass der Junge, mit dem Sie … ausgingen … Ihr Tutor war. Dass Ihre akademische Beziehung ausschließlich per E-Mail stattfand.«
Ich nickte, ich hatte nicht vor, irgendetwas zu widersprechen, was Lucas gesagt hatte.
Er seufzte wieder und lehnte sich nachdenklich zurück, die Hand über den Mund gelegt. Schließlich schob er mir den Aufsatz über den Tisch zu. »Ihre Recherchen und die Schlussfolgerungen, zu denen Sie gekommen sind, waren für eine Studentin im zweiten Jahr eindrucksvoll. Gute Arbeit, Miss Wallace. Wenn Sie bei der Abschlussprüfung ebenso gut abschneiden, dürfte Ihre Note nicht unter dem … äh, Gefühlsaufruhr leiden, in dem Sie sich Mitte des Semesters befanden. Aber einen Rat will ich Ihnen dennoch mitgeben: Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass Sie in Ihrem Leben von irgendetwas aus der Bahn geworfen werden. In künftigen Seminaren, aber auch im wirklichen Leben – so ist es nun mal – werden Professoren und Arbeitgeber nicht immer entgegenkommend sein. Wir müssen alle … – wie lautet der Ausdruck meiner Tochter? Augen zu und durch.«
Ich widerstand dem Drang, zur letzten Seite meiner Arbeit vorzublättern, um nach meiner Note zu sehen. »Ja, Sir.« Ich wusste, dass ich aufstehen, mich bei ihm bedanken und aus seinem Büro stürzen sollte, solange er noch gut auf mich zu sprechen war. Ich schaffte es nicht. »Und Lucas? Hat er Ärger? Wird er … wird er seinen Job verlieren?«
Er schüttelte den Kopf. »Offenbar ist kein wirklicher Schaden entstanden, auch wenn ich Landon – äh, Lucas – ermahnt habe, dass es manchmal ausschlaggebender ist, wie eine Situation wahrgenommen wird, als wie sie sich tatsächlich verhält. In diesem Sinne habe ich ihm empfohlen, sich für die Dauer des Semesters auf den für einen Tutor angemessenen Umgang zu beschränken.«
Lucas hatte nichts von einem möglichen künftigen Umgang erwähnt. Seine Antwort darauf, ob es aus war oder nicht, war eindeutig gewesen, und er hatte mir weder eine E-Mail noch eine SMS geschickt, um sie zurückzunehmen.
»Danke, Dr. Heller.« Ich wartete, bis ich draußen war, um nachzusehen, wie ich abgeschnitten hatte – 94 Punkte. Fraglos besser, als ich in der Zwischenprü fung gewesen wäre, wenn ich an ihr teilgenommen hätte.
Ich ignorierte Lucas am Mittwoch und Freitag vor der Vorlesung auf dem Weg zu meinem Platz, und ich ignorierte ihn wieder, als ich hinauseilte, vor allem, da ich an beiden Tagen Kennedy im Gang bemerkte, der auf eine Gelegenheit wartete, mit mir zusammen hinauszugehen. Am Mittwoch fragte mich mein Ex, wie mein Privatunterricht lief.
»Was?« Ich stolperte über die nächste Stufe, und er hielt mich am Ellenbogen fest.
»Waren es zwei Acht- oder zwei Neuntklässler, die so heftig in dich verschossen waren?« Er lachte, worauf zwei Mädchen, an denen wir auf dem Weg nach draußen vorbeikamen, die Köpfe umwandten – typisch Kennedy, dass er es gar nicht zu bemerken schien. »Oder schwärmen sie inzwischen alle für dich?«
Ah, der Privatunterricht im Kontrabass , nicht in Wirtschaft . Ich barg das Kinn in meinen flauschigen Schal und zog den Reißverschluss meiner Jacke zu, als wir um die Ecke des Gebäudes bogen und eine eisige Windböe uns entgegenpeitschte. Kennedy schlug seinen Kragen hoch und stopfte seine nackten Hände in die Jackentaschen.
»Meistens habe ich keine Ahnung, was sie denken. Sie sind alle ein bisschen launisch.«
Er sah mich an und lächelte, und seine Grübchen fesselten meine Aufmerksamkeit wie an dem Tag, an dem ich sie zum ersten Mal gesehen hatte, noch vor seinen schönen grünen Augen. Er knuffte mich leicht mit dem Ellenbogen in die Seite. »Ein launisches Benehmen ist ein klarer Beweis dafür, dass sie alle für dich schwärmen.«
Entnervt richtete ich meinen Blick nach vorn und beschleunigte meine Schritte. Ich hatte keine Ahnung, worauf er eigentlich hinauswollte, aber ich würde ihm mit Sicherheit nicht folgen. »Bis später, Kennedy. Ich muss zu Spanisch.«
Er hielt mich am Arm fest. »Maggie hat gesagt, dass du am Samstag auch zu der Party kommst?«
Ich nickte. Erin und ich waren am Dienstagabend vier Stunden lang shoppen gewesen, um Kleider
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