Einfach. Liebe.
sein bester Freund einer Frau binnen fünf Minuten ihr ganzes Selbstbewusstsein rauben konnte. Dass er einem unschuldigen Mädchen etwas antun konnte, nur um einen Rivalen zu demütigen. Dass er sie vergewaltigen konnte, in einem krankhaften Versuch, seine eigene Machtlosigkeit zu überspielen. Dass er ihr das Gefühl geben konnte, ständig bedroht zu sein, ohne sich einen Dreck darum zu scheren.
Völlig sicher fühlte ich mich nur, wenn ich mit Lucas zusammen war.
Verdammt.
Zehn Minuten später beobachtete ich, wie Buck mit einer Studentin aus Erins Verbindung tanzte. Er scherzte und lachte und sie ebenfalls. Er sah so … normal aus. Zum ersten Mal fragte ich mich, ob ich das einzige Mädchen war, das er je gequält hatte, und falls ja, warum. Ich zuckte zusammen, als ich Kennedys Stimme in meinem Ohr hörte. »Toll siehst du aus, Jacqueline.« Mein Drink schwappte über den Rand meines Bechers, zum Glück nicht auf mein Kleid. Er nahm mir den Becher aus der Hand. »Oh, entschuldige – ich wollte dich nicht erschrecken. Komm, ich hole dir ein Handtuch.«
Ich war so verwirrt von seiner Hand auf meinem nackten Rücken, von seinem Arm, der mich durch das Gedränge lotste, dass ich gar nicht bemerkte, wie ich von Erin getrennt wurde, bis wir in der Küche standen. Ich hielt den Arm über die Spüle, als hätte ich eine tödliche Verletzung, nicht nur eine von Bier triefende Hand. Er spülte meine Hand ab und wollte sie abtrocknen, doch ich entzog sie seinem Griff, als er nicht sofort losließ.
Er ignorierte meinen Rückzieher mit einem Lächeln. »Was ich eben schon sagen wollte – du siehst wunderschön aus heute Abend. Ich bin froh, dass du gekommen bist.«
Die Musik war laut, und um uns zu unterhalten, mussten wir uns näher vorbeugen, als mir lieb war. »Ich bin Erin zuliebe mitgekommen, Kennedy.«
»Ich weiß. Aber das schmälert nicht meine Freude, dass du hier bist.«
Er trug sein übliches Lacoste-Rasierwasser, aber es weckte in mir nicht mehr den Wunsch, mich an ihn zu lehnen und tief einatmen zu wollen. Wieder stand er in einem krassen Gegensatz zu Lucas, dessen Duft kein bestimmter war – es waren eher seine Lederjacke und sein kaum vorhandenes Aftershave, das Essen, das er für mich gekocht hatte, der feine und doch scharfe Geruch von Grafit an seinen Fingern, wenn er gezeichnet hatte, die Abgase seiner Harley und der Geruch von Minzshampoo auf seinem Kissen.
Kennedy fixierte mich mit hochgezogenen Augenbrauen, und ich begriff, dass er vermutlich irgendetwas gesagt oder gefragt hatte.
»Entschuldige, wie bitte?« Ich reckte mein Ohr zu ihm hin, um eine Sekunde Zeit zu gewinnen und Lucas aus meinen Gedanken zu verscheuchen.
»Ich habe gesagt, lass uns tanzen.«
Außerstande, meine schweifenden Gedanken abzuschütteln, erklärte ich mich einverstanden und ließ mich von meinem Ex auf die Tanzfläche führen, unmittelbar vor der Band. Genau unter der Discokugel, die für einige der größeren Jungs gefährlich tief hing, war ein Bereich von Möbeln freigeräumt worden. Die Kugel drehte sich langsam im Kreis, und ihre verspiegelte Oberfläche warf Lichtflecken durch den Raum, die wie Wellen über Gesichter und tanzende Körper glitten und alles glitzern ließen … auch Erins silbernes Kleid. Sie hatte die Hände hinter dem Nacken eines Pi-Kappa-Alpha-Studenten verschränkt, und ein leerer Becher baumelte von ihren Fingerspitzen. Ihr Tanzpartner war, ohne dass es ihm bewusst war, Ziel eines vernichtenden Blicks von Chaz. Aber Erin war es durchaus nicht entgangen, und sie drängte sich noch näher an ihn und blickte ihm mit hingerissener Aufmerksamkeit in die Augen.
Armer Chaz. Ich sollte auch wütend auf ihn sein, aber es ging ihm eindeutig hundeelend.
»Ich habe das mit Chaz und Erin gehört. Was ist denn passiert?« Kennedy war meinem Blick gefolgt.
»Das fragst du ihn besser selbst.« Ich fragte mich, was Kennedy von Bucks Verhalten denken würde. Sie gingen höflich miteinander um, aber dieses Konkurrenzgehabe zwischen ihnen war von Anfang an da gewesen.
»Das habe ich. Aber er schien irgendwie nicht darüber reden zu wollen. Hat gemeint, sie hätten einen Riesenkrach gehabt, sie würde dummes Zeug reden, bla, bla, bla – du weißt schon, genau das dumme Zeug, das wir Typen sagen, wenn wir etwas Gutes vermasselt haben.«
In dem Augenblick wechselte die Musik zu etwas Schnellerem, und ich löste mich von ihm, um das Thema Trennungen und vermasselte Beziehungen endlich abzuhaken. Ich war
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