Einfach losfahren
und Federico aufgetragen, ihn um sechs zu wecken, weil er einen wichtigen geschäftlichen Termin hatte. Aber wegen der Blamage auf der Party redete Fede nicht mehr mit ihm, und deshalb war er ins Zimmer gekommen und hatte einen Zettel hingelegt: »Aufwachen! Es ist sechs Uhr!«
Giuseppe war um acht aufgewacht. Und Federico hatte sich noch mehr Ohrfeigen eingefangen.
Wir erzählten Francesca ausgiebig von unseren Streichen. Wie wir eine Flasche Spülmittel im Brunnen auf der Piazza ausleerten und nach ein paar Minuten bis zur Autobahnauffahrt alles voller Schaum war. Oder wie wir das Fahrrad des Nachtwächters an einem Laternenpfahl festschlossen, während er seine Kontrollzettelchen an die Rollgitter der Geschäfte klebte.
Wenn wir jemandem, der uns wirklich geärgert hatte, einen bösen Streich spielen wollten, nahmen wir ein paar Gegenstände, die nicht mehr gebraucht wurden wie Pantoffeln, Sonnenbrillen, Schallplatten, Gläser, Teller und so weiter, und klebten sie mit Sekundenkleber auf Motorhaube, Türen und Dach des Autos. Wir nannten das »Gebrauchtwagen spielen«. Aber um sich das zu verdienen, musste einer wirklich ätzend gewesen sein. Wir haben das nur zweimal gemacht.
Am schönsten war uns der »Auto in zweiter Reihe«-Streich gelungen: Eines Tages parkte bei mir vorm Haus ein Auto in zweiter Reihe und hinderte ein anderes am Wegfahren. Ein kräftiger Herr mit ärgerlicher Miene hupte, wahrscheinlich wartete er schon länger. Wir hatten uns diesen Scherz schon lange ausgedacht, aber er war nicht einfach umzusetzen, denn es brauchte die richtige Gelegenheit, vieles musste zusammenkommen. Diesmal aber passte alles, und es wurde der beste Scherz von allen.
Fede war inzwischen zu dem stinkwütenden Autofahrer gegangen und hatte so getan, als gehörte das Auto in zweiter Reihe ihm.
»Hör schon mit dem Gehupe auf! Das geht mir auf den Sack, meine Ohren sind schon ganz taub!«
»Sag mal, ist das dein Wagen?«
»Ja, warum?«
»Und du sagst, ich soll dir nicht auf den Sack gehen?! Seit zehn Minuten stehe ich hier und hupe, bis du dich mal herbequemst, und dann pöbelst du hier auch noch rum… Mach, dass die Karre da wegkommt, sonst gibt’s ein paar Beulen in dich und dein Auto!«
»Was? Hör mal zu, du Fettsack, entweder entschuldigst du dich auf der Stelle bei mir, oder das Auto bleibt, wo es ist.«
»Du sollst wegfahren, hab ich gesagt, und zwar dalli, oder ich fahr dir rein, du Wichser!«
Perfekt, alles lief wie am Schnürchen.
»Ach, jetzt nennst du mich auch noch Wichser… weißt du, was ich dir sage: Du kannst mich mal am Arsch lecken, das Auto bleibt da stehen. Ich gehe jetzt, und wenn du es weghaben willst, sieh zu, wie du zurechtkommst. Schlag die Scheibe ein und schieb’s weg, ruf die Carabinieri, mach, was du willst, ich geh jetzt und trink einen Kaffee. Arschloch.«
Federico ging. Der Mann versuchte, ihm nachzulaufen, aber sobald Federico um die Ecke war, wo ich mich versteckte, rannten wir schnurstracks hinunter zu den Garagen. Ende des ersten Akts.
Oben in der Wohnung sahen wir vom Fenster aus zu, wie der Mann auf das Auto eintrat und dann die Scheibe einschlug. Er war unglaublich wütend. Während er an der Handbremse herumwurstelte, ging das Meisterwerk seiner Vollendung entgegen. Die Besitzerin des Wagens kam. Geschrei. Carabinieri. Ende des zweiten Akts. Streich zu Ende. Vorhang.
Selbst wenn wir es noch tausendmal versuchen würden, es würde nie mehr so perfekt gelingen wie damals.
Federico erzählte auch viel von Sophie und ihren gemeinsamen Projekten. Die Posada und all die Dinge, die sich daraus ergeben würden. Dann erzählte er uns ein wenig von seinen Reisen, wo er überall in der Welt herumgekommen war.
Zwanzig Tage habe er bei einem peruanischen Schamanen gelebt. Eines Nachts hatten sie ein Feuer angezündet, und der Schamane hatte ihn aufgefordert, die Augen zu schließen und seinen Worten zu lauschen. Der Schamane habe ihm ein unvergessliches Erlebnis geschenkt, offenbar ganz intensive Gefühle. Er sei geflogen wie ein Adler und geschwommen wie ein Fisch im Wasser, erzählte Federico uns.
»Ich war nicht mehr in meinem Körper, ich war von mir losgelöst und besuchte ferne Orte, die ich nie zuvor gesehen hatte, und jedes Mal war ich ein anderes Tier. Es war nicht nur Einbildung, es war mehr. Ich hatte das Gefühl, als würde in mir ein Gott wohnen. Ich weiß nicht, was das war, ich habe es nie herausgefunden, aber es war ein äußerst aufwühlendes Erlebnis,
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