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Einfach losfahren

Einfach losfahren

Titel: Einfach losfahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Volo
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total abgedreht.«
    Francesca und ich hörten ihm verzaubert zu. Ich glaube, Federico hat uns nicht gern gestanden, dass die Geschichte gar nicht stimmte und er sie nur erfunden hatte, um uns auf den Arm zu nehmen. Er hatte schon immer ein Talent, Stuss zu erzählen. Und ich fiel noch immer darauf rein.
    »Eine Buchhandlung«, rief Francesca plötzlich mitten ins Schweigen hinein.
    »Was?«
    »Ich würde gern eine Buchhandlung aufmachen. Ich lese für mein Leben gern und habe immer davon geträumt, in einer Buchhandlung zu arbeiten. Ich weiß schon, wie sie sein müsste. Ich habe sie im Kopf entworfen. Eine Buchhandlung mit einer kleinen Café-Ecke. Tee, Zimtkekse, Kaffee, Schokolade. Ich stelle mir vor, wie die Leute sich dort hinsetzen und etwas bestellen, während sie die ersten Seiten der Bücher lesen, die sie gerade gekauft haben. Das ist mein Traum. Nicht nur eine Familie zu gründen.«
    »Warum hast du mir nie davon erzählt?«, fragte ich und sah sie an.
    »Ist halt so… Ich spreche nie darüber, weil es ein bisschen weh tut, daran zu denken, und weil es so albern ist und außerdem ein unerfüllbarer Traum.«
    »Was ist denn schiefgelaufen?«, fragte Federico.
    »Ehrlich gesagt, habe ich es nie versucht. Woher soll ich das Geld nehmen, um eine Buchhandlung aufzumachen?«
    »Zeig deinem Traum, dass du ihm wirklich begegnen möchtest, und verlange nicht, dass er den ganzen Weg bis zu dir allein zurücklegt, dann wird es geschehen. Träume brauchen die Gewissheit, dass wir mutig sind.«
    »Na ja… das ist nicht so einfach.«
    Später brachte Federico Francesca nach Hause. Sie blieben noch eine Weile vorm Haus im Auto sitzen und unterhielten sich, das weiß ich. Aber worüber, das weiß ich nicht.
     
     
     
     
     
     

Grüß schön von mir
    Ich wusste nicht, ob ich eine Krawatte anziehen sollte. Es war lange her, seit ich das letzte Mal auf einer Hochzeit war. Schließlich zog ich eine an.
    Auf dem Weg in die Kirche holte ich Francesca ab. Wir kamen zu spät, die Trauung war fast vorbei. Wir konnten gerade noch einen Blick hineinwerfen.
    Ehrlich gesagt, ich hatte keine große Lust hinzugehen, aber es musste sein. Mein Vater und meine Schwester waren auch da.
    Nachdem der Reis geworfen war, verteilte sich die Schar der Hochzeitsgäste auf die Autos, und die Karawane setzte sich Richtung Restaurant in Bewegung. Eine riesige Villa mit Park.
    Ich wollte nicht zu nah beim Hochzeitspaar sitzen, deshalb setzten wir uns an einen freien runden Tisch. Wir wussten nicht, wer sich dazusetzen würde, aber das war uns eigentlich auch egal. Es waren sowieso keine engen Freunde da. Ich kannte alle vom Sehen, die Stadt ist eben klein, aber ich hatte mit kaum einem je gesprochen.
    Francesca kannte ein paar Gesichter aus der Bar.
    Während die Gäste nach und nach ihre Plätze einnahmen, betrat das Hochzeitspaar den Saal.
    Nach vierjähriger Verlobungszeit hatten mein Cousin Luca und Carlotta geheiratet. Er war neunundzwanzig, sie dreißig. Luca war ein braver Junge mit dem Herz auf dem rechten Fleck. Obwohl aus einer wohlhabenden Familie stammend, war er nicht arrogant oder angeberisch wie manche seiner Freunde, die sich auf Partys zu vorgerückter Stunde die Krawatte um den Kopf binden und den Rambo geben, weil sie ja ach so rebellisch sind. Als Jugendliche haben Luca, Federico und ich uns jede Menge Streiche ausgedacht. Ich erinnere mich, dass er einmal mit einem Tankwart aneinandergeriet, weil Fede unter den Sattel seiner Vespa, da, wo sich das Loch für das Gemisch befand, geschrieben hatte: »Tankwart = Wichser.«
    Carlotta kannte ich auch schon ewig. Auch sie kam aus einer betuchten Familie. Papa Notar. Als Heranwachsende war sie berühmt für ihren Konsum insbesondere synthetischer Drogen sowie für ihre sexuelle Verfügbarkeit. Angeblich hatte sie sogar mal Sex mit drei Männern gleichzeitig. Sie war sehr klein, ein wahres Sexspielzeug. Wenn sie nackt vor dir im Bett lag, kam dir unwillkürlich die Melodie eines Werbespots in den Sinn: »…Kostbare Spieleeee!« Carlotta war die dritte Frau, mit der Luca was hatte, und ich glaube, sie hat ihn umgekrempelt wie eine Socke. Jetzt ist sie wie eine Fußfessel. Er braucht sie und kann sich ihrer sicher sein. In den letzten Jahren, seit sie mit meinem Cousin zusammen war, ist sie ruhiger geworden. Er hat ihr neue Glaubwürdigkeit gegeben. Hat sie sozusagen mit neuen Papieren ausgestattet. Und nun schickte sie sich also an, die allseits respektierte Signora Manetti zu

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