Einfach neugierig
eigentlich so?« fragte Ann. »Er hat dir doch einen Job gegeben, oder?«
»Oh, er hat ein Büro voller Frauen. Höchstwahrscheinlich hat der Personalchef Anweisung, sie nach der Länge ihrer Beine einzustellen. Er umgibt sich mit einer ganzen Schar gutaussehender Geschäftsführerinnen.«
»Und was paßt dir daran nicht?«
»Er läßt sie nie etwas entscheiden!« erklärte Karen mit Emphase. »Er trifft alle Entscheidungen selbst. Soweit ich weiß, fragt er sein Damenkränzchen nicht einmal um Rat, geschweige denn, läßt sie wirklich etwas tun.« Sie umklammerte den Henkel ihrer Tasse so heftig, daß er fast zerbrach. »McAllister Taggert könnte auch sehr gut auf einer einsamen Insel leben. Er braucht keinen anderen Menschen in seinem Leben.«
»Aber Frauen scheint er schon zu brauchen«, wandte Ann ein. Sie war Karens Chef bisher zweimal begegnet und fand ihn schlicht hinreißend.
»Er ist der amerikanische Playboy«, fauchte Karen. »Je länger die Beine, je länger die Haare, desto mehr gefallen sie ihm. Schön und dumm, das ist ganz nach seinem Geschmack.« Sie lächelte ausgesprochen maliziös. -Aber bisher war noch keine von ihnen dumm genug, ihn zu heiraten - nachdem sie herausgefunden hatten, daß es wenig ist, was sie von einer Ehe mit ihm zu erwarten haben.«
»Nun«, meinte Ann besänftigend, »vielleicht sollten wir lieber das Thema wechseln. Wie willst du eigentlich ein Baby bekommen, wenn du vor jedem Mann davonläufst, der dich auch nur ansieht? Ich meine, wie du dich anziehst, zielt doch darauf ab, jeden Mann auf Abstand zu halten, oder?«
»Meine Güte, war das ein guter Tee!« lobte Karen überschwenglich. »Du bist eine wirklich gute Köchin, und ich habe meinen Besuch bei dir sehr genossen, aber jetzt muß ich los.« Damit stand sie auf und strebte der Küchentür zu. »Au!« schrie Ann auf. »Die Wehen setzen ein. Hilf mir!« Mit kalkweißem Gesicht eilte Karen auf Ann zu. »Lehn dich zurück, entspann dich. Ich rufe das Krankenhaus an.« Aber als Karen das Telefon erreicht hatte, sagte Ann mit normaler Stimme: »Ich glaube, es ist wieder vorbei. Aber du solltest lieber hierblieben, bis Charlie kommt. Nur für den Fall des Falles, weißt du ...«
Nach einem verärgerten Blick auf Ann setzte sich Karen resigniert wieder hin. »Also gut, was willst du wissen?« »Ich weiß auch nicht warum, aber neuerdings interessiere ich mich ungeheuer für Babys. Muß an etwas liegen, was ich gegessen habe. Wie auch immer, als du vorhin Babys erwähntest, wollte ich unbedingt Genaueres wissen.«
»Da gibt es nichts zu erzählen. Wirklich nicht. Nur ...« »Was nur?« bohrte Ann nach.
»Ich bedauere nur, daß Ray und ich keine Kinder hatten. Wir dachten, dazu hätten wir noch alle Zeit der Welt.«
Ann schwieg und ließ Karen Zeit.
»Kürzlich war ich in einer dieser Fruchtbarkeitskliniken und ließ mich gründlich untersuchen. Ich scheine absolut gesund zu sein.«
Als Karen nichts mehr sagte, fragte Ann behutsam nach: »Du warst also in einer Klinik. Und nun?« „Ich habe mich entschlossen, mir einen Samenspender aus dem Katalog auszusuchen«, verkündete Karen.
„Ah, und da sortierst du die Nieten aus und ...«
„Du hast gut reden«, unterbrach Karen sie wütend, »du hast ja einen Ehemann, der diese Aufgabe übernimmt, aber was soll ich denn tun? Mit einer Zeitungsanzeige nach einem Spender suchen? -Einsame Witwe möchte Kind, aber keinen Ehemann. Angebote unter Chiffre xy«
..Wenn du häufiger ausgehen und ein paar Männer kennenlernen würdest, könntest du ...« Ann brach ab, um Karen nicht noch mehr zu reizen. »Aber warum bittest du nicht deinen prachtvollen Chef um den Gefallen? Der ist bestimmt keine Niete.«
Karen wollte aufbrausen, entschied sich dann aber für Ironie. »Wie stellst du dir das vor? Soll ich vielleicht sagen: >>Verehrter Mister Taggert, könnten Sie statt einer Gehaltserhöhung vielleicht ein wenig Samen erübrigen? Ich habe auch ein Glas mitgebracht. Nein, es macht mir wirklich nichts aus, einen Moment zu warten.««
Ann mußte lachen, denn das war wieder die alte Karen, von der sie in den letzten Jahren kaum noch etwas gesehen hatte.
»Der Untersuchung zufolge bin ich an Weihnachten am fruchtbarsten«, lächelte Karen. »Also sollte ich vielleicht auf den Weihnachtsmann warten.«
»Aber hättest du dann keine Gewissensbisse wegen all der Kinder, die er vernachlässigt, weil er die ganze Nacht mit dir verbringt?« Ann lachte schreiend.
»So komisch war es
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