Einfach verliebt!: Roman (German Edition)
Haarschnitt, das renovierte Haus und die chicen Klamotten usw. dazu benutzt hat, Fiona Branch rumzukriegen. Er hatte Sex mit ihr und hat sie dann am nächsten Morgen vor die Tür gesetzt. Offensichtlich war die junge Frau deshalb so empört und wütend, dass sie geradewegs zur El Paso Tribune marschiert ist. Die El Paso Times hat ebenfalls Wind von der Geschichte bekommen. Klingt so, als wollte sie Rocco eins auswischen, und dabei ist es ihr vermutlich ziemlich egal, ob du mit deiner Show den Bach runtergehst.
Komm bitte baldmöglichst ins Büro, damit wir gemeinsam überlegen, was zur Schadensbegrenzung zu tun ist. Wie du dir sicher vorstellen kannst, können wir Primitivling nicht wie geplant am Donnerstagabend ausstrahlen. Schließlich wollen wir nicht auch noch Öl ins Feuer gießen. Wir bringen stattdessen eine andere Sendung.
Tut mir wahnsinnig Leid für dich. Ruf mich bitte umgehend an. Katherine C. Bloom
Moderatorin, KTEX TV, West-Texas
22
Julia lief nervös in ihrer Küche am Meadowlark Drive auf und ab. Es hatte Stunden gedauert, bis sie endlich Sonjas Haus verlassen durfte. Stundenlange Befragungen und Polizisten, die sich ständig danach erkundigten, ob es ihr auch gut gehe, obwohl sie total unter Schock stand. Ben hatte zwar ein Auge auf sie gehabt, war aber gleichzeitig intensiv mit den Ermittlungen befasst. Sobald der leitende Detective Julia entlassen hatte, war sie gegangen, ohne mit Ben noch ein Wort gewechselt zu haben. Er hatte sie auf ihrem Handy angerufen, sie hatte aber nicht abgenommen. Daraufhin hatte er auf der Mailbox die Nachricht hinterlassen, dass er umgehend zurückkomme, sobald im Police-Department alles geklärt sei.
Julia wollte ihn nicht sehen. Sie wollte überhaupt niemanden sehen. Sie mochte weder daran denken noch darüber reden, wie es war, in eine Gewehrmündung zu blicken. Daneben machte es ihr schwer zu schaffen, dass Rocco Russo sie so enttäuscht hatte. Er hatte sich nicht an die Abmachungen gehalten und ihr damit vermutlich einen Haufen Scherereien eingebrockt.
Sie hatte Herzrasen, Atembeklemmungen und ein unangenehmes Schwindelgefühl hinter den schmerzhaft pochenden Schläfen. Ihre Handflächen schwitzten, und sie glaubte sich einer Panikattacke nahe.
Aber sie würde nicht in Panik geraten.
»Reiß dich zusammen, Julia«, wies sie sich selbst zurecht.
Ihr rauchte der Kopf. Wie hatte Rocco nur so hinterhältig und gemein sein können? Aber eins hätte ihr natürlich von Anfang an klar sein müssen: Idioten blieben immer Idioten. Niemand konnte letzten Endes aus seiner Haut.
Ihre eigene Dummheit, wenn sie geglaubt hatte, einen primitiven Höhlenmenschen in einen sympathischen, sensiblen Typen verwandeln zu können.
Einmal Macho, immer Macho.
Es war idiotisch, Rosen und Handküsse von einem Mann erwarten zu wollen, der vorher das Urbild des unsensiblen Haudraufs verkörpert hatte. Ein Beweis, den ihr eigener Vater hinreichend oft erbracht hatte. Selbst die von ihm geschickten Rosen waren eine Lachnummer gewesen. Als Trisha ihren geliebten Rosenstrauch umgesäbelt hatte, hätte sie, Julia, dies gleich als Omen für ihren eigenen Fall werten müssen.
Sie war auf hundertachtzig, als plötzlich die Küchentür aufschwang. Wütend wirbelte sie herum.
»Uih«, meinte Ben mit jenem anziehend schiefen Lächeln. »Wer ist denn diese wilde Frau?«
Typisch Höhlenmensch, zu denken, dass man mit einem blöden Scherz Zuneigung ausdrücken könne.
»Ja, genau die bin ich«, zischte sie ungnädig. »Ich bin wild, fuchsteufelswild, wenn du es genau wissen willst.«
Ben wurde ernst und blickte sie eindringlich an. Julia rechnete schon mit einer gesalzenen Retourkutsche.
»Was ist denn passiert?«, fragte er stattdessen besorgt.
Das war zu viel für Julia. In ihrer Kehle bildete sich ein Riesenkloß. Ein zarter besaitetes Geschöpf hätte sich jetzt vermutlich in Bens Arme gestürzt und geweint.
Aber sie war nicht zart besaitet, sondern eine Powerfrau. Und so aussichtslos es war, ein Miststück in ein Goldstück zu verwandeln, so lächerlich war es auch, sich Julia Boudreaux als süßes, naives, anständiges Mädchen vorzustellen.
Hilflose Verzweiflung ergriff ihr Herz. Sie hatte einen Monat ihres Lebens verschwendet, indem sie sich selbst neu hatte erfinden wollen, und jetzt stand sie vor dem Scherbenhaufen ihres Egos.
»Julia, rede mit mir.«
»Da gibt es nichts zu reden.«
»Doch, das sehe ich dir an.«
Trotzig schob sie ihr Kinn vor. »Also gut. Wenn du es
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