Einfach verliebt!: Roman (German Edition)

aufzusuchen, als sich seine Gefühle für Julia einzugestehen.
    Als er sich schließlich das Band ansah, das seine Fahrstunde mit Trisha dokumentierte, beschlich Ben ein beklemmendes Gefühl. Trisha, die den Rückwärtsgang einlegte und zu viel Gas gab. Todds Kameraschwenk zu Julia, die gespannt zuschaute und Ben lächelnd signalisierte, wie froh sie darüber war, dass das Mädchen die Chance bekam, Autofahren zu lernen. Dann eine Großaufnahme des Wagens, als der einen Satz nach hinten machte.
    Es war Julias Gesichtsausdruck, der ihn betroffen machte. Ihre Niedergeschlagenheit, als er den Wagen schließlich vorrollen ließ; alle hatten es heil überstanden – bis auf den verdammten Rosenstrauch. Abgeknickt. Entwurzelt. Aber dann hatte Julia die am Boden zerstörte Trisha bemerkt und sich ein Lächeln abgerungen.
    »Es ist doch nur ein Rosenstrauch. Das macht gar nichts.«
    Julia hatte ihm später erzählt, dass der Rosenstock ein Geschenk ihres Vater gewesen sei. Und Ben hatte immer noch nicht kapiert, dass es ihr etwas ausmachte. Verflucht, und er hatte ihr als Ersatz für das geliebte Andenken nur eine Glasrose mitgebracht!
    Es machte ihr etwas aus. Eine ganze Menge sogar. Trotzdem hatte sie die Geschichte überspielt, um Trisha nach dem Tod ihres Vaters nicht noch mehr zu traumatisieren.
    Julia hatte selbstlos an ihrem Vater gehangen und deshalb versucht, die Beziehung zu ihm aufrechtzuerhalten. Ben dagegen hatte nur an sich gedacht, an den egoistischen Wunsch, seine Schuld hinsichtlich Henry abzutragen. Julia hingegen hatte letztlich ihren Vater verloren, ihren Job und ein Stück weit ihre Persönlichkeit eingebüßt.
    Und nach seinem stundenlangen Videomarathon erkannte Ben, dass Julia, die sich für alle anderen einsetzte, nie jemand zu helfen versucht hatte.
    Er hatte ihr Sex geboten, ihr zärtliche Gefühle entgegengebracht und seine Liebe eingestanden, als ob das allein genügte. Aber er hatte nie ernsthaft versucht, sie in irgendeiner Form zu unterstützen.
    Ben nahm sich fest vor, das zu ändern. Aber wie? Als der Abspann des letzten Videos an ihm vorbeirauschte, hatte er die zündende Idee.
    An: Katherine Bloom
    Von: Ben Prescott
    Thema: Gefälligkeit
    Liebe Kate, bitte tu mir den einen Gefallen und blas die Krisenbesprechung wegen Rocco ab. Ich weiß, es ist sehr kurzfristig, aber kannst du mich zusammen mit Rob in einer Stunde am Bahnhof treffen? Ben
     
    An: Rita Holquin
    Von: Ben Prescott
    Thema: Todd
    Liebe Rita, ich bitte dich nur ungern darum, aber kannst du Todd heute Nachmittag in der Schule entschuldigen?
    Ben

23
     
    Als Julia am Donnerstagmorgen aufwachte, fühlte sie sich völlig zerschlagen und brauchte eine Weile, bis sie wieder klar denken konnte.
    Der Primitivling.
    Und sie hatte Ben ihre Liebe gestanden.
    Grandios, einfach grandios. Wie hatte sie nur so unvorsichtig sein und sich ausgerechnet in den Typ Mann verlieben können, von dem sie sich eigentlich hatte fern halten wollen?
    Sie schloss die Augen, atmete tief ein und überlegte fieberhaft. Ben hatte ihr gesagt, dass er sie liebte. Und sie glaubte ihm. Reichte das aber für eine dauerhafte Bindung aus? Chloe und Kate hatten ihr auf den Kopf zugesagt, dass sie sich ja auch nicht mit einer Tageszeitung zufrieden gäbe, warum dann mit nur einem Mann. Sollte Ben Prescott eine Ausnahme sein? Konnte er selbstlos in einer Beziehung aufgehen?
    Da ihr unzählige Dinge im Kopf herumgingen, fand Julia keine Antwort – außerdem hatte sie momentan andere Sorgen. Ihre Show.
    Natürlich hatte KTEX Primitivling aus dem Programm genommen und durch eine andere Sendung ersetzt. Die Firmen hatten ihre Werbespots zurückgezogen oder Preisnachlässe gefordert.
    Als Julia sich in einem persönlichen Anruf bei Fiona entschuldigen wollte, hatte die junge Frau verärgert aufgelegt.
    Rocco war eine ganz andere Geschichte.
    Er erzählte es jedem, der es hören wollte: Er war der Sexprotz, der reihenweise Frauenherzen brach.
    Für Julia war er der Kotzbrocken schlechthin.
    Sie stöhnte in die Kissen und schwang sich dann widerwillig aus dem Bett.
    Sie wagte es nicht, einen Blick in die Tageszeitungen zu werfen, das Fernsehen schaltete sie erst gar nicht ein. Ihr einziger Trost war, dass Reporter und Zuschauer das Ausmaß des Debakels niemals richtig ermessen könnten, da die Show nicht gesendet würde. Die Story eines Mannes, der einer Frau das Herz brach, war eine Sache. Aber