Einfach verliebt!: Roman (German Edition)
Oberschenkel.
Prompt bekam seine gute Laune einen Dämpfer. Unfassbar, dass ausgerechnet ihm das passiert war.
Ben Prescott war eine Legende an der Polizeihochschule gewesen – der Beste in seiner Klasse. Er war herausragend, hatte Maßstäbe gesetzt für seine Kollegen. Seine Treffsicherheit war ausgezeichnet, seine Reflexe phänomenal. Ihm entging nichts, er reagierte schnell und kompetent, wenn eine Situation es erforderte.
Aber eine Woche zuvor hatte er sich von seinen Emotionen leiten lassen. Er war unvorsichtig gewesen und unkonzentriert. Gefühle machten verletzbar. Und in seinem Beruf durfte er sich keine Schwächen leisten.
Es war in höchstem Maße leichtsinnig von ihm gewesen, dem Dealer ungeschützt weiter in das Haus zu folgen. Verdammter Mist, dachte er und raufte sich die Haare. Logisch, dass es ihn erwischen musste.
Mit Mühe schwang Ben sich aus dem Bett. Alles strengte ihn an, ganz egal, ob er eine Grimasse zog oder die Füße auf den Boden zu setzen versuchte. Aber das durfte keiner erfahren, nicht einmal Sterling. Wenn sein älterer Bruder davon gewusst hätte, wäre er nie im Leben in die Flitterwochen gefahren. Und wie er gegenüber Julia betont hatte, wollte Ben Sterling und Chloe auf gar keinen Fall die Hochzeitsreise vermiesen.
Also hatte er sich nichts anmerken lassen. Im Übrigen war er froh gewesen, dass seine Verwandten endlich wieder abgereist waren. Seine Mutter, seine Großmutter und seine Schwester dazu zu bewegen, ohne ihn nach St. Louis zurückzufahren, war ein hartes Stück Arbeit gewesen. Seine Familie war vielleicht nicht die herzlichste und nach au-ßen hin eher rigoros-zupackend, trotzdem kümmerte man sich rührend um ihn.
Er war nicht viel anders, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Als er, anstatt bei Prescott Media einzusteigen, Polizist werden wollte, war seine Familie auf die Barrikaden gegangen. Er wusste, dass man an ihm hing und sich Sorgen um ihn machte. Aber alles Zureden und Bitten und sogar Drohen hatte nicht gefruchtet. Damals nicht und auch diesmal nicht, als sie ihn dazu bewegen wollten, nach St. Louis zurückzukommen, nachdem er in der Notfallaufnahme aufgewacht war.
Ben hatte nicht viel dazu gesagt, weil er wusste, dass sie es nur gut meinten. Und mit Julia Boudreaux würde er schon noch fertig werden. Außerdem, dachte er ironisch grinsend, war er Cop geworden, weil er das Risiko liebte.
Bei dem Gedanken an Julia verwandelte sich das Grinsen in eine Grimasse. Er kannte keine Frau, die so kontrolliert und selbstbestimmt war wie sie. Wenn sie etwas wollte, blieb sie hartnäckig am Ball. Und nach allem, was er als Bodyguard während der Show-Aufnahmen in ihrem Haus erlebt hatte, bekam sie auch, was sie wollte.
Sie war eine echte Heimsuchung – sündhaft sexy, keine Frage, aber hammerhart. Ihre kurzen, knallengen Röcke schafften es jedes Mal, dass sich in seiner Hose etwas regte. Und aus ihm unerfindlichen Gründen hatte er kein sexuelles Interesse mehr an anderen Frauen, seit er diese schwarzhaarige Sexbombe kannte. Trotzdem nahm er lieber eine eiskalte Dusche, als sich mit ihr abzugeben. Julia Boudreaux war nichts weiter als eine Herzensbrecherin mit hohen Hacken, und er schwor sich hoch und heilig, die Finger von ihr zu lassen.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht und viel Mühe gelang es Ben, Hemd und Hose anzuziehen. Bei dem Versuch, sich die Stiefel anzuziehen, brach ihm der kalte Schweiß aus; also verzichtete er auf sie. Er humpelte ins Bad, betrachtete sich im Spiegel und erwog eine heiße Dusche plus Rasur, spritzte sich schließlich aber nur eine Hand voll Wasser ins Gesicht und putzte sich kurz die Zähne – für mehr reichte seine Energie nicht. Die Sache mit der Dusche hatte Zeit, zunächst einmal brauchte er ein anständiges Frühstück.
Ausgehungert, als hätte er mindestens einen Monat nichts mehr gegessen, ging er dem köstlichen Duft nach. Der Gedanke an Essen und an Julias Küche lenkte ihn von seinem schmerzenden Bein ab. Der geschmackvoll eingerichtete Raum, der Gemütlichkeit mit Komfort verband, hatte ihm auf Anhieb gefallen. Er selber improvisierte schon eine ganze Weile in Junggesellenküchen herum, zumal er schmuddelige Spülbecken und elektrische Kochplatten nach einem Luxusleben mit Personal und kühlen Edelstahlküchenfronten irgendwie anheimelnd fand.
In Julias Küche hatte er sich jedoch vom ersten Tag an wohl gefühlt. Er hatte mit kaltem Marmor und jeder Menge dienstbarer Geister gerechnet. Aber selbst als sie
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