Einfach verliebt!: Roman (German Edition)
anständig sein. Und du kannst mir gefälligst dabei helfen, indem du mein neues Ich akzeptierst.«
Er beugte sich vor und streifte ihr Ohr. »Anständig zu sein macht aber keinen Spaß.«
»Woher willst ausgerechnet du das wissen?«
Er lachte erneut. »Der Punkt geht an dich, Julia.« Er hob den Daumen in die Luft und trat zurück.
Julia wirbelte herum, fest entschlossen, ihm die Grundregeln zu erklären, die sie während der gemeinsamen Koexistenz in ihrem Haus für unverzichtbar hielt. Sobald sie ihn jedoch ansah, stockte ihr der Atem. Dunkler Bartansatz, zerzauste Haare, die er nur mit den Händen zurückgestrichen hatte. Unter dem offenen Oberhemd wurden die trainierte Brustmuskulatur und der flache Waschbrettbauch sichtbar. Weicher, dunkler Flaum verschwand unter dem Bund der Jeans, die locker auf seinen Hüften saß. Der oberste Knopf stand auf und entblößte ein winziges Stück weißer Haut, ungebräunt von der intensiven west-texanischen Sonne.
Das Telefon klingelte, doch Julia rührte sich nicht vom Fleck.
»Willst du nicht rangehen?« Bens Stimme riss sie aus ihren Fantasien.
»Wieso?«, hauchte sie. »Ist ja doch bloß wieder eine von diesen zahllosen Verehrerinnen, die um deine Aufmerksamkeit buhlen.«
»Was?«
»Deine unermüdlichen Bewunderinnen. Das Telefon stand den ganzen Abend nicht still, als du schon geschlafen hast.«
Plötzlich erinnerte sie sich wieder daran, wie er im Bett gelegen hatte. Am Morgen hatte sie auf dem Weg in die Küche einen Blick in sein Zimmer geworfen. Sie hatte sich vergewissern wollen, ob er auch okay sei. Und trotz seiner überall verstreut herumliegenden Sachen und der Unordnung, die er in weniger als einem Tag erzeugt hatte, dachte sie allein daran, dass er selbst schlafend heiß und sexy aussah. Aber jetzt fiel Julia das Chaos schlagartig wieder ein.
Sie tat einen tiefen Atemzug, woraufhin Ben sie entgeistert musterte.
»Was ist denn?«, erkundigte er sich.
»Du bist schlimm!« Hektisch stieß Julia den Atem aus. »Schlimm mit großem S. Ein Primat! Ein Höhlenmensch! Ein Neandertaler!«
»He, he, nun mal sachte«, grummelte Ben und wandte sich ab. Er setzte sich wieder an den Tisch und begann zu essen.
»Oh Gott, ich hab’s! Das ist riesig!«
Mit verständnisloser Miene schaufelte er sich einen Bissen Rührei in den Mund. »Wovon redest du?«
Sie klatschte in die Hände. »Das ist mehr als riesig! Du redest sogar mit vollem Mund!«
Ben musterte sie finster, presste die Lippen zusammen und kaute weiter. Er war wirklich der optimale Kandidat. Wieso war sie nicht gleich auf ihn gekommen?
Er schluckte. »Kannst du mir verflucht noch mal sagen, wovon du da redest?«
Julia lief zu ihm. »Von meinem neuen TV-Hit! Ich plane die Produktion einer Makeover-Show. Aber nicht wie sonst üblich mit Frauen, sondern mit Männern!«
»Du willst Männer verändern?« Er sah sie an, als wäre sie jetzt völlig durchgeknallt, und angelte sich eine weitere Scheibe Speck.
»Exakt! In der Art wie die Show Schwul macht cool – die fabelhaften Vier . Aber meine wird viel lustiger. Ich nenne sie: Vom Primitivling zum Frauenliebling! «
Ben verschluckte sich an seinem Speck.
»Und ich möchte, dass du mein erster Kandidat bist!«
Jetzt hustete er, zweifellos schockiert. Rasch klopfte sie ihm auf den Rücken, bis er ihre Hand packte.
»Bist du völlig wahnsinnig geworden? Ich bin doch kein Primitivling.«
»Na und? Stell es dir einfach als Experiment am lebenden Objekt vor. Eine Petrischale erotischer, muskelbepackter, testosteronstrotzender Urmensch.«
Er schien nicht recht zu wissen, ob er sich geschmeichelt oder gekränkt fühlen sollte.
»Du bist genau der Richtige dafür! Und ich verwandle dich von einem schlimmen Typen in einen sensiblen Sympathieträger. Bitte sag, dass du mitmachst.«
Sein Mund klappte auf. Ob gekränkt oder geschmeichelt, ihm reichte es.
»Vergiss es. Ich bin nicht irgend so ein … irgendein Laborexperiment.«
Okay, er war eingeschnappt. Damit hätte sie rechnen müssen. Welcher Typ erkannte schon sein wahres Ich? Gab es denn nicht haufenweise Männer, die keinen blassen Schimmer hatten, warum ihre Frauen und Freundinnen sauer auf sie waren? Wie viele starrten völlig perplex aus der Wäsche, wenn sie von ihrem Date ein Glas Chardonnay ins Gesicht geschüttet bekamen?
Die Sache war perfekt. Ben der perfekte Kandidat. Sie beabsichtigte, ihn zu verändern. Sie würde den vielen Anruferinnen einen Riesengefallen tun – und dabei auch
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