Einfach verliebt!: Roman (German Edition)
ihrem Büroraum und seinem Gästezimmer hin und her. Auf dem Flurteppich hatte sie schon eine tiefe Spur hinterlassen.
Gegen halb zehn döste sie in dem Sessel neben seinem Bett ein. Eine halbe Stunde später riss sie ein Geräusch aus dem Schlaf.
Benommen sprang sie auf, um nach Ben zu sehen. Er hatte die Decke bis zu den Schultern hochgezogen und stöhnte im Schlaf.
Sie beugte sich über ihn. »Ben«, sagte sie leise.
Er wachte jedoch nicht auf.
»Ben«, wiederholte sie lauter.
Keuchend warf er den Kopf hin und her.
»Ben.« Noch lauter diesmal. Dann legte sie ihm eine Hand auf die Schulter.
Und erstarrte.
Mit einem gurgelnden Röchellaut schoss Ben blitzartig hoch und umklammerte brutal ihr Handgelenk.
Verzweifelt versuchte Julia, sich von ihm loszureißen, aber er hielt sie weiterhin fest und funkelte sie wütend an. Augenblicke später realisierte er die Situation. Seine Umgebung. Und wie er sich aufführte.
»Mist, verdammter«, krächzte er mit fieberglühenden Wangen.
»Ist ja schon gut, Ben.«
Julia hatte große Bedenken, dass er ausflippen oder zusammenklappen könnte. Stattdessen hielt er ihre Hand so fest, dass sie kurz davor stand zu weinen. Wegen ihm, wegen irgendetwas, das sie nicht zu beschreiben wusste.
Sie setzte sich auf den Bettrand, drehte sein Gesicht zu sich und sah ihn eindringlich an. »Ich muss dich ins Krankenhaus bringen.«
»Ich will nicht …«
»Ben, dein Zustand hat sich verschlechtert.«
Er starrte sie lange an und protestierte nicht, als sie die Laken zurückschlug.
Er war so geschwächt, dass er nicht einmal mehr seine Jeans hätte überstreifen können. Hastig durchwühlte Julia Unterwäsche und T-Shirts in seinem Koffer, den er immer noch nicht ausgepackt hatte, bis sie das Passende fand. Sie half ihm in eine dunkelblaue Jogginghose.
Als sie ihm das Sweatshirt über den Kopf zog, hatte Julia das Gefühl, ein Kind anzuziehen. Es war rührend und gleichzeitig Besorgnis erregend.
Zehn Minuten später hatte sie ihn in ihr Auto gepackt. Mit dem teilnahmslosen Ben neben sich bretterte sie über die Interstate 10, nahm die Ausfahrt Schuster und preschte die Anhöhe hinauf zum Zentralklinikum. Als sie vor der Notaufnahme hielt, kam ein Sanitäter herbeigelaufen. Innerhalb von Sekunden hatten sie Ben gegen seinen Willen in einen Rollstuhl verfrachtet.
Als man sie darauf hinwies, dass sie ihren Wagen wegsetzen müsse, lebte die alte Julia in ihr auf. Sie warf dem Aufseher die Schlüssel zu. »Stellen Sie ihn einfach irgendwohin, Süßer.«
Der Angestellte blickte sie verblüfft an. Sie wartete seine Antwort gar nicht erst ab, sondern lief durch die sensor gesteuerten Türen hinter dem Rollstuhl her, in dem der Schwager ihrer besten Freundin saß. Sie hatte Chloe doch hoch und heilig versprochen, dass sie ihn nicht umbringen würde.
Bitte, bitte, bitte, flehte sie, mach mich nicht zur Lügnerin.
Dann ging alles blitzschnell. Innerhalb von Sekunden hatte das Krankenhauspersonal Ben auf einen Untersuchungstisch gebettet und sich wie bei einem Laborexperiment um ihn herumpostiert. Als Julia näher trat, wurde sie von einer ernst blickenden Krankenschwester höflich, aber bestimmt aus dem Raum geschoben.
Die Tür schnappte hinter ihr zu, und Julia fühlte sich seltsam nutzlos. Aber vielleicht war es auch schlicht Angst.
Bitte mach, dass alles okay mit ihm ist.
Im Wartezimmer lief sie nervös auf und ab, weil sie nicht stillsitzen konnte. Zum Glück rollten sie ihn eine halbe Stunde später aus der Notaufnahme heraus.
Der Arzt trat zu ihr.
»Sind Sie Mrs. Prescott?«
»Ähm, n …« Spontan unterbrach Julia sich. Sie musste so tun, als wäre sie eine Familienangehörige, sonst gäbe man ihr bestimmt keine Auskunft. »Ja.«
»Kein Grund zur Beunruhigung«, sagte der Arzt daraufhin. »Es ist nichts Schlimmes. Die Wunde hat sich leicht entzündet, aber mit einem Antibiotikum ist das schnell behoben. Das größte Problem ist meiner Meinung nach die körperliche Erschöpfung. Er braucht mehr Schlaf.«
Dabei hatte sie immer angenommen, dass er viel schlief, aber vielleicht irrte sie sich ja auch. Wenn sie nachts wach wurde, hatte sie bisweilen gehört, dass er am Computer arbeitete.
»Wir werden ihn heute Nacht zur Beobachtung hier behalten. Ich spritze ihm ein Antibiotikum, um die Infektion rasch einzudämmen. Wahrscheinlich kann er morgen früh wieder nach Hause.«
»Gott sei Dank«, sagte sie aufatmend. »Muss ich sonst noch etwas beachten?«
»Er darf das Bein
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