Einfach verliebt!: Roman (German Edition)
Sekunde, blinzelte und sah wieder auf den Bildschirm. »Es ist sowieso immer dasselbe«, meinte er vage. »Eben das Übliche.«
»Zumindest bist du konsequent.«
Ben sah wie immer toll aus in Jeans und bloß mit einem T-Shirt bekleidet, trotz der Novemberkälte. Zudem schien es ihm sehr viel besser zu gehen als noch eine Woche zuvor. Hundertprozentig fit war er allerdings noch nicht.
Er holte seine Stiefel und setzte sich wieder auf den Stuhl, um sie anzuziehen. Dabei ließ er sich seine Schmerzen nicht anmerken. Als er erneut aufstand und seine Lederjacke überzog, sah Julia ihn fragend an.
»Was hast du vor?«, erkundigte sie sich.
»Ich hab noch ein paar Dinge zu erledigen.«
»Dinge?« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Du willst noch weg?«
»Ja.«
»Wirst du abgeholt?«
»Nein.«
Sie schüttelte verständnislos den Kopf. »Beabsichtigst du etwa, selbst zu fahren?«
»Ja.«
»Hast du den Arzt gefragt, ob das schon geht?«
»Nein.«
Sie bedachte ihn mit einem wütenden Blick. »Ja, nein, ja, nein – kannst du auch noch was anderes sagen?«
»Nein.«
Es fehlte nicht viel, und sie hätte sich auf ihn gestürzt. »Der Arzt hat gesagt, dass du mit dem Fahren bis nächste Woche warten sollst. Also hältst du dich auch daran!«
Ungerührt steckte er Schlüssel und Brieftasche ein. »Tut mir Leid, Schnecke, aber es geht nicht anders.«
»Soll heißen, du willst noch weg und fährst selbst, obwohl der Arzt es verboten hat.«
Er hielt mitten in der Bewegung inne. »Du musst es ihm ja nicht gleich erzählen, Spürnase.«
»Witzbold.«
Julia war, um nicht im Weg herumzustehen, vor den Computer getreten und starrte fassungslos auf den Bildschirm. »Eine Kontaktanzeigen-Seite? Du surfst bei Internet-Kontaktanzeigen rum?«
Ben reagierte blitzschnell, aber sehr ungeschickt. Mit der Geschwindigkeit eines alles überrollenden Tsunami verdunkelte sich sein Blick.
Immerhin gelang es ihm noch, seinen Stimmungsumschwung zu überspielen. »Na und?«
Ihre Augen verengten sich. »Wieso suchst du ein Date im Internet? Du kannst dich doch mit einer deiner vielen Verehrerinnen verabreden.«
»Ich hab dir bereits gesagt, dass sie nicht mein Fall sind.«
»Und eine Unbekannte aus dem Internet ist eher dein Fall?«
»Man kann nie wissen.« Er zwinkerte ihr zu. »Ich geb die Hoffnung eben nicht auf.«
Julia war wütend auf sich selber und auf ihn, und das ärgerte sie am meisten. Während des gemeinsamen Abendessens hatte sie noch gedacht, er sei vielleicht netter und tiefgründiger, als sie ihm zugetraut hatte. Von wegen: Er trieb sich in Bars rum und geriet in irgendwelche Schusswechsel, und jetzt war er auf dem Weg zu einem nächtlichen Rendezvous mit einer Frau, die er im Internet aufgegabelt hatte.
Und das kaum eine halbe Stunde, nachdem er ihr diese Rose geschenkt hatte!
Er griff an ihr vorbei, um den Computer auszuschalten, und stapfte dann zur Tür.
»Na schön, wie du willst. Fahr ruhig, triff dich mit einer wildfremden Online-Tussi, jammer mir aber nicht rum, wenn du wieder in der Notfallaufnahme liegst oder … oder … tot bist.«
Ben kehrte zu ihr zurück, blieb so dicht vor ihr stehen, dass seine Stiefelspitzen ihre Sneakers berührten, und legte den Kopf schief. Julias Puls beschleunigte sich. Ihr Mund war wie ausgetrocknet, dafür wurde sie an Stellen feucht, deren Existenz sie lieber verdrängte.
»Julia Boudreaux ist wohl eifersüchtig, hm? Noch dazu auf mich«, setzte er mit schmeichelnder Stimme hinzu.
»Träum weiter, Prescott. Ich bin nicht eifersüchtig. Das Ganze ekelt mich an.«
Kaum hatte sie dies gesagt, da beugte er sich über sie. Bestimmt wollte er sie küssen – ihr beweisen, dass sie ihn völlig falsch einschätzte -, und das Herz hüpfte ihr in der Brust. Sie ballte die Hände zu Fäusten, denn sonst hätte sie Ben spontan umschlungen.
Er hauchte zärtliche Küsse auf ihre empfindsame Nackenhaut, und Julia spürte wieder dieses atemberaubende Prickeln, das ihren Körper durchflutete. Sie bekam weiche Knie, als seine Lippen zu ihrer Schläfe und dann tiefer glitten.
Als er ihren Mund jedoch überging und sich zu ihrem Schlüsselbein vortastete, trat sie ebenso impulsiv wie überrascht einen Schritt zurück.
»Wieso küsst du mich eigentlich nie auf den Mund?«
Zunächst verblüfft, grinste er. »So, so, du willst also, dass ich dich küsse?«
»Ganz und gar nicht.« Lügnerin , schoss es ihr durch den Kopf. »Ich finde es nur komisch, dass du mich überall küsst
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