Einfach verliebt!: Roman (German Edition)
doch, oder?«
Sie mochte nicht zugeben, dass sie das leider Gottes tat, und schwieg.
»Dann schließ die Augen.«
Atemlos fügte sie sich ihm. Sie hatte das Gefühl, dass er sie einen kurzen Moment lang betrachtete. Dann spürte sie, wie seine angenehm warme Hand ihre Finger umschloss und an seine Lippen zog. Mit einer unschuldigen und zugleich ungemein sinnlichen Geste presste er den Mund auf ihre Handfläche.
Julias Atem ging langsam und stoßweise. Ihr wurde plötzlich glutheiß. Dann fühlte sie etwas Scharfkantiges. Unwillkürlich umschloss sie den Gegenstand mit den Fingern, den er ihr in die Hand gedrückt hatte.
Als sie die Augen aufriss, wollte er nicht, dass sie einen Blick darauf warf.
»Was ist das?«
»Ein Dankeschön. Für die Horrortour ins Krankenhaus. Dafür, dass du gesagt hast, du wärest meine Frau, damit ich nicht allein war. Und als Wiedergutmachung für das zerstörte Exemplar«, meinte er geheimnisvoll.
Dann ging er hinaus. Sobald sie allein war, öffnete Julia ihre Finger. In ihrer Handfläche lag eine winzige rosafarbene Wildrose aus Glas.
12
Julia hatte drei ausgesprochen schlechte Eigenschaften. Das zumindest hatte ihr Vater immer behauptet.
Sie war ungemein neugierig, schnell gelangweilt und schrecklich eigenwillig. Nach dem Tod der Mutter hatte das Zusammenleben mit ihrem Vater Julias rebellisches Temperament zusätzlich gefördert. Wenn er zu Hause war, flogen die Fetzen, trotzdem hatte sie immer gefühlt, dass er sie liebte und sehr an ihr hing. Und obwohl er die meiste Zeit weg war, vergaß er nicht ein einziges Mal ihren Geburtstag. Egal an welchem Punkt der Erde er sich befand, er schickte ihr Blumen. Rote Rosen. Nicht ihre Lieblingsblume, aber allein die Geste zählte.
An ihrem diesjährigen Geburtstag, dachte Julia mit gemischten Gefühlen, würde sie zum ersten Mal keine roten Rosen geschenkt bekommen.
Sie schluckte. Es ging ihr nicht um die Rosen. Sie sehnte sich einfach danach, ihren Vater wiederzusehen. Nur ein einziges Mal noch. Und wenn es bloß für einen kurzen Moment wäre. Um ihm wenigstens zu sagen, dass sie ihn liebte.
Julia hatte immer vorausgesetzt, dass er das auch ohne Worte erkannte. Sie wusste ja auch, dass er sie liebte. In der Zwischenzeit hatte sie jedoch Zweifel bekommen. Wenn er sie so sehr liebte, wieso hatte er dann so gedankenlos Raubbau mit seinem Leben betrieben? Oder ihr einen Haufen Schulden hinterlassen?
Das Geld war ihr genauso unwichtig wie die Rosen. Viel mehr beschäftigte sie, dass ihr Dad sich doch ausgiebiger um sie hätte kümmern können.
Wie absurd! Er hatte sich doch gekümmert. Die vielen Rosen waren der Beweis, dass er an sie gedacht hatte und ihr seine Liebe hatte zeigen wollen. Und er hatte sicher auch gespürt, wie sehr Julia ihn liebte.
Sie wusste, dass Ben sich mit Recht fragte, warum sie unbedingt anders werden wollte. Warum ausgerechnet jetzt? Der Tod ihres Vaters war sicher kein stichhaltiges Argument. So einfach ließ sich das nicht erklären. Sie kannte sich gar nicht anders als wild und eigenwillig. Aber nach dem Tod ihres Vaters verspürte sie das Bedürfnis, sich zu … bessern.
Sie rollte die Glasrose in ihrer Handfläche.
Sie war wunderschön, winzig klein und zart. Und ein unerwartetes Geschenk von Ben.
Julia räumte die Küche auf, schaltete das Licht aus und eilte zu dem gegenüberliegenden Gebäudeflügel. Bei Ben brannte Licht. Angezogen davon wie ein Nachtfalter, klopfte sie, obwohl sie sich dafür insgeheim kritisierte.
»Herein.«
Sie spähte um die Tür. Ben saß am Schreibtisch vor dem Laptop. Sobald er sie bemerkte, lehnte er sich zurück und lächelte.
»Was liegt an?«, fragte er.
Zögernd trat sie ein. »Die Rose ist wunderschön.«
»Freut mich.«
»Das war sehr nett von dir.«
»Ein kleines Trostpflaster. Mir wäre lieber gewesen, ich hätte diesen verdammten Rosenstrauch noch retten können.«
Bei der Erwähnung der Pflanze zuckte es kaum merklich in Julias Gesicht. Obwohl sie heftigst protestiert hatte, hatte Ben ungeachtet der Schussverletzung versucht, den Rosenstock wieder einzupflanzen. Vermutlich hatte das unglückselige Gesträuch das alles nicht verkraftet, denn es vertrocknete zusehends.
Sie zuckte wie beiläufig die Schultern. »War doch nur ein Strauch.«
Ben beobachtete sie mit leicht geneigtem Kopf. Hoffentlich stellte er jetzt keine Fragen zu diesem Rosenstrauch.
»Arbeitest du gerade mal wieder nicht oder doch?«, fragte sie scherzhaft.
Er überlegte eine
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