Einfach verliebt!: Roman (German Edition)
Kollegen im Dezernat für Sexualdelikte weiter. Dann studierte er die drei E-Mails, die sich auf den Zusatzverdienst bezogen. Testweise sandte er Antwort-E-Mails zurück, um sicherzugehen, ob man Geld von ihm wollte oder ob sich dahinter tatsächlich ein lukrativer Nebenverdienst verbarg.
Gerade als er die dritte Antwort abgeschickt hatte, klingelte es an der Haustür. Ben hörte, wie Julia mit einer Frau sprach. Augenblicke später trudelten Todd und Rob ein, kurz darauf vernahm er die Stimme eines weiteren Mannes.
Ben konnte sich keinen Reim darauf machen, warum es ihn maßlos ärgerte, dass Julia sich ausgerechnet für Rocco entschieden hatte. Irgendetwas an dem Mann störte ihn. Egal, was Julia behauptete, er selbst hatte keinerlei Gemeinsamkeiten mit Rocco. Dass der Typ den Fragenkatalog ähnlich beantwortet hatte, besagte gar nichts. Okay, er stand auf Jeans, Leder und Stiefel. Ben tippte darauf, dass Rocco auch auf heiße, scharfe Miezen abfuhr und null Interesse an einer Typveränderung hatte. Aber es war mehr als das.
Als er sah, wie Russo herumgockelte und Julia beäugte, kochte Ben vor Wut.
Deswegen war er aber nicht in den anderen Hausflügel gegangen. Bestimmt nicht. Er wollte Todd begrüßen.
Als er die Küche betrat, nahm der Junge gerade mit seinem Videorekorder auf, während Rob mit seiner Kamera beschäftigt war. Rocco saß mit nacktem Oberkörper auf einem Küchenhocker und spähte zu Julia. Sie erwiderte seinen Blick. Sonja, die Friseurin, war ebenfalls da. Ein echter Hingucker. Einfach umwerfend, die Frau. Als Ben in den Raum geschlendert kam, hielt Sonja mitten in der Bewegung inne und musterte ihn von oben bis unten. Dann schenkte sie ihm ein einladendes Lächeln. Sechs Wochen zuvor wäre er noch interessiert gewesen. Aber seitdem hatte sich eine Menge geändert.
»Was halten Sie von dieser Frisur?«, fragte Julia die Friseurin.
Lächelnd drehte sich Sonja zu Julia. »Optimal. Damit sieht er aus wie ein ganz heißer Banker.«
Rocco stöhnte missmutig. Ben hätte wetten mögen, dass Julia darüber die Nase rümpfte.
»Wenn Sie mit seinen Haaren fertig sind, maniküren Sie ihm bitte die Nägel und legen ihm eine Gesichtspackung auf«, wies Julia die Friseurin an.
»Maniküre ist was für Weicheier«, ätzte Rocco. »So was brauch ich nicht.«
Julias Gesicht nahm augenblicklich wieder den Ausdruck der früheren Julia an. »Sie haben eine Einverständniserklärung unterschrieben. Damit haben Sie sich verpflichtet, alles mitzumachen, was ich mir vorstelle, solange es nicht an Körperverletzung grenzt.«
»Okay, okay«, knurrte Rocco einlenkend. »Aber keinen beknackten Nagellack oder so’n Scheiß.«
Julia wedelte mit ihrem Klemmbrett. »Achten Sie auf Ihre Ausdrucksweise, und hören Sie gefälligst auf zu fluchen.«
Rocco stöhnte frustriert, und für einen Moment tat er Ben fast ein bisschen Leid.
»Und da wundern wir uns noch, wieso Männer derart mickrige Gesprächspartner sind«, stellte Sonja fest.
Nach einem fragenden Blick in ihre Richtung legte Julia der Friseurin eine Hand auf den Arm. »Dann haben Sie den Richtigen einfach noch nicht gefunden.«
»He, Ben!«, rief Todd begeistert und machte einen Kameraschwenk.
Ben hob abwehrend die Hände. »Mich brauchst du weiß Gott nicht zu filmen.«
Todd lachte. »Erzähl mir jetzt nicht, dass du kamerascheu bist.«
»Doch.« Ben nickte und stibitzte ein Zimthörnchen von einer Kuchenplatte, woraufhin Julia ihm scherzhaft auf die Finger schlug und Todd – gegen jede Anweisung – lachend alles aufnahm.
Am Samstagmorgen war Julia noch wesentlich aufgeregter als am Tag zuvor. Das Publikum würde in wahrhafte Begeisterungsstürme ausbrechen bei den Vorher-Nachher-Aufnahmen von Rocco Russo. Nach knapp vierundzwanzigstündiger Verwandlung verkörperte er bereits den Wunschtraum einer jeden Schwiegermutter. Jedenfalls solange er den Mund hielt und die Augen auf die Kamera gerichtet hatte und nicht auf irgendwelche weiblichen Körperteile.
Für diesen Tag beabsichtigte Julia, sich alles Übrige an ihm vorzuknöpfen. Nachdem sie ihm eine großartige Frisur verpasst hatte, hatte Sonja angeboten, an ihrem freien Samstagvormittag weiterhin mitzuwirken. Julia war froh, dass sie da war. Sie vermisste ihre Freundinnen, mit denen sie so herrlich quatschen und herumalbern konnte. Aber immerhin war Sonja witzig und brachte Julia zum Lachen.
»Was liegt heute an?«, erkundigte sich Sonja.
»Tanzen. Ausdrucksweise. Höfliches Benehmen.
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