Einfach verrückt!: Roman (German Edition)
verspürte sie die tiefe Sehnsucht, dass er ein Teil ihres Lebens würde.
»Also«, durchbrach Julia das Schwiegen. »Chloe hat uns ihre köstlichen Sünden gebeichtet, wir haben ihr gut zugeredet, aber jetzt bleibt uns nichts anderes mehr übrig, als ins Büro zu gehen. Trey Tanner müsste gleich dort eintreffen.«
Die drei Frauen bezahlten, dann eilten sie über die Straße zu dem niedrigen Backsteingebäude, in dem KTEX TV untergebracht war. Die übergroßen Satellitenschüsseln, die noch durch kleinere, neuere ersetzt werden mussten, wirkten auf dem Parkplatz wie konkave Monde. Auf der einen Seite des Gebäudes war eine Reklametafel mit Kates Konterfei zu sehen. Live with Kate war ein Erfolg geworden. Die Einschaltquoten waren gut. Der Sender war dabei, sein Ansehen zurückzugewinnen. So glaubte Chloe jedenfalls. Allerdings fragte sie sich, ob Julia ihnen etwas verschwieg.
»Julia, du hast meine E-Mail in Bezug auf diesen Trey Tanner nicht beantwortet«, sagte Chloe. »Er ist doch nur hier, um den Sender unter die Lupe zu nehmen, oder? Er kommt doch hoffentlich nicht aus diesem grässlichen Prescott-Media-Konzern, der das perverse Vergnügen pflegt, finanziell angeschlagene Sender zu schlucken?«
Sie betraten das Gebäude. Weil der Sender klein war, gelangten sie direkt in den lagerhausähnlichen Raum, der die Hauptkulisse beherbergte. Julia legte unnötigerweise die Finger an die Lippen. Cloes Herz schlug schneller.
Was war hier eigentlich los?
Nachdem sie eine weitere Tür passiert hatten und wieder sprechen konnten, fühlte Chloe plötzlich leichte Panik in sich aufsteigen.
Julia setzte eine professionelle und geschäftsmäßige Miene auf und wandte sich an Chloe und Kate. »Die Sache hier muss gut laufen.«
Julias ernsthafter Tonfall ließ die beiden aufmerken.
»Stimmt etwas nicht, Julia?«, fragte Kate. »Ist mit dem Sender alles in Ordnung?«
Julia lachte, aber es klang gezwungen. Chloes Panik nahm zu.
»Natürlich ist alles in Ordnung«, fügte Julia angestrengt lächelnd hinzu. »Ich fand es einfach nur notwendig, eine Meinung von außen einzuholen. Und man erzählt sich großartige Dinge über Trey Tanner.«
»Ich habe noch nie etwas von ihm gehört«, sagte Kate.
»Na ja, das haben die wenigsten. Aber er bringt enorm gute Referenzen mit. Es würde mich sehr freuen, wenn ihr beide an der Besprechung teilnähmt. Seit dem Tod meines Vaters seid ihr die einzigen Menschen, denen ich vertraue. Wir treffen uns im Konferenzzimmer.«
Und damit machte Julia auf dem Absatz kehrt und steuerte auf ihr Büro zu, während ihre Stilettos auf den Fliesen klapperten.
Kate und Chloe tauschten einen Blick.
»Ich dachte, die finanzielle Situation des Senders hätte sich verbessert«, sagte Kate.
»Hat sie auch.« Die Familie Boudreaux hatte Chloe zwar die Leitung des Privatsenders übertragen, ihr jedoch nie Einsicht in die Bilanzen gewährt. »Ich schätze, wir sollten uns diesen Trey Tanner mal ansehen.«
»Wir treffen uns dann«, sagte Kate.
Chloe ging den Flur entlang und holte aus ihrem Büro noch kurz ihre Handtasche, einen Stift und einen Notizblock. Dann machte sie sich auf zum Konferenzzimmer. Doch als sie den Türknauf drehte und durch die obere gläserne Türhälfte blickte, stockte ihr das Herz, das Blut gefror ihr in den Adern, und sie dachte, dass sie vielleicht, nur vielleicht, in Ohnmacht fallen würde.
»O mein Gott«, flüsterte sie.
3
C hloe hatte Mühe zu atmen.
Das kann doch nicht wahr sein, dachte sie. Das kann einfach nicht sein.
Zwei Männer standen im Konferenzzimmer, sie redeten miteinander und kehrten ihr den Rücken zu. Beide hatten dunkles Haar und waren groß gewachsen. Doch einer von ihnen erinnerte sie an den Mann aus der Damentoilette im Hilton.
»Bitte, bitte, bitte nein«, flehte sie leise.
»Bitte nein was?«, fragte Julia, die hinter sie trat.
Kate traf als Nächste ein, blickte auf ihre Uhr. »Mir gefallen Männer, die auf Pünktlichkeit Wert legen. Trey Tanner bekommt Punkte von mir. Wer ist das, mit dem er sich da unterhält?«
Als die beiden Männer sich umdrehten, bekam Chloe fast weiche Knie. Da stand der Fremde, mit dem sie beinahe Sex gehabt hatte – er wirkte völlig gelassen.
»Hm, die beiden sehen ganz nett aus«, erklärte Julia, »das heißt, wenn man Alpha-Männchen mit markanten Gesichtszügen mag.«
Chloe betrachtete den Mann mit klopfendem Herzen. Er wirkte keinen Deut weniger dominant als den Abend zuvor. Gut aussehend auf eine Art, die
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