Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einfach verrückt!: Roman (German Edition)

Einfach verrückt!: Roman (German Edition)

Titel: Einfach verrückt!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Francis Lee
Vom Netzwerk:
inzwischen angewöhnt, glücklich zu sein. Es war leicht, glücklich zu sein, leichter, als sich vom Leben niederdrücken zu lassen. Zumindest galt das, bis sie Trey Tanner kennen lernte.
    »Dad! Ich bin zurück!«
    Sie bekam keine Antwort. Sie hatte auch nicht damit gerechnet. Obwohl er seit einem halben Jahr bei ihr wohnte, hatte er sich noch immer nicht daran gewöhnt, dass sie ihn Dad nannte. Allerdings fiel es ihr schwer, ihren Vater Richard zu nennen.
    Die wenigsten erwachsenen Frauen, die ihren Vater erst mit siebenundzwanzig Jahren kennen gelernt hatten, hätten diesen Mann »Dad« genannt. Doch genau dies war der Punkt: Solange Chloe zurückdenken konnte, hatte sie genau das getan, hatte davon geträumt, ihren Vater wiederzufinden, nach Hause zu kommen und Dad! zu rufen.
    Aber das hier war kein Traum. Ihr Vater hatte sie und ihre schöne und lebenslustige Mutter zwanzig Jahren zuvor verlassen, wodurch sich alles veränderte. Chloe hatte ihre Mutter immer wieder nach ihrem Vater gefragt. Eine Antwort darauf hatte sie aber erst bekommen, als ihre Mutter eines Tages in einem Anfall liebevoller Nachgiebigkeit sagte: » Liebling, er ist fort. Mehr ist dazu nicht zu sagen. « Kurz darauf war ihre Mutter gestorben.
    Dann hatten die Behörden sie bei einer Pflegefamilie untergebracht, bis die Großmutter ausfindig gemacht worden war, von deren Existenz Chloe nichts gewusst hatte. Regina Sinclair mochte jahrelang nicht mit ihrer Tochter gesprochen haben, doch sie hatte ihre Enkelin vorbehaltlos bei sich aufgenommen, sie geliebt und geführt von der Sekunde an, da sie das Haus betreten hatte.
    Chloe hatte ihren Vater nie wiedergesehen – bis vor sechs Monaten, als er einen Herzinfarkt erlitten hatte und auf die Hilfe eines Familienangehörigen angewiesen war. Das Krankenhaus hatte Chloe angerufen und ihr mitgeteilt: » Ihr Vater hatte einen Herzinfarkt. «
    Sie hatte nie verstanden, warum er die Familie verlassen oder warum die Behörden sie nicht zu ihm gebracht hatten. Weil ihr Vater sie nicht gewollt hatte? Hatten die Behörden ihren Vater gefragt, und er hatte Nein gesagt? Auf die entsprechende Frage hatte Chloe von ihrer Großmutter lediglich zur Antwort bekommen: » Wer kennt sich schon aus mit den Männern? Es zählt nur, dass er die Familie verlassen hat. Aber es ist sein Verlust, Chloe-Liebes. Vergiss das nicht. Er hat es versäumt, dich zu einem hübschen, vernünftigen Mädchen heranwachsen zu sehen. «
    Chloe legte ihre Handtasche auf den kleinen Küchentresen. Das Haus lag an einem schönen Abschnitt des Meadowlark Drive, direkt gegenüber dem siebzehnten Fairway des El Paso Country-Club. Jahrzehnte zuvor, als ihre Großmutter hierher gezogen war, bestand die Gegend lediglich aus Ackerland mit kleinen Hütten dazwischen, in denen Landarbeiter wohnten. Mit der Zeit war dieser Teil der Stadt schicker geworden, bis die Nachbarn ihrer Großmutter Leute wie Julias Eltern waren, die große Villen bauten. Selbst Kates Haus, das gegenüber von Julias Haus lag, aber nicht so groß war, besaß ein Gästehaus, einen Swimmingpool und viel Land. Regina Sinclairs Immobilie war ein Kleinod, umgeben von viel größeren Juwelen.
    Nachdem Chloe das Haus geerbt hatte, hatte sie als Erstes jeden Cent für dessen Renovierung zusammengekratzt. Die Küche war ihr Lieblingsraum: der warme Terrakottaton, in dem die Wände gestrichen waren, die mexikanischen Fliesen, die als Bordüre dienten, und das Blumenmuster, das sie selbst hinzugefügt hatte, um die Rundung der spanischen Türen zu akzentuieren, die ins Wohn- und ins Esszimmer führten.
    Sie genoss den Raum für einen Moment, dann raffte sie sich auf und suchte nach ihrem Vater, um mit ihm über die Show und darüber zu sprechen, dass man das Haus für die Dreharbeiten benötigte.
    Sie fand ihn im gemütlichen Fernsehzimmer. Trotz seines Alters von achtundfünfzig Jahren war Richard Maybry noch immer ein attraktiver Mann. Wenn sie am Abend nach Hause kam, lächelte er stets und fragte sie, wie ihr Tag verlaufen sei. Sie fand es toll, sich mit ihm zu unterhalten, denn es interessierte ihn wirklich, was sie zu sagen hatte. Das Zusammenleben mit ihm machte überhaupt keine Schwierigkeiten, und obwohl sie erwachsen war und nicht aus finanziellen Gründen dazu gezwungen war, hatte sie ihn gern um sich. Sie wusste, dass er seinerseits ebenso empfand. Dennoch wusste sie immer noch nicht, wie sie die höfliche Distanz zwischen ihnen überwinden konnte. Sie gingen freundlich,

Weitere Kostenlose Bücher