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Einfach verrückt!: Roman (German Edition)

Einfach verrückt!: Roman (German Edition)

Titel: Einfach verrückt!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Francis Lee
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fürsorglich, aber immer höflich miteinander um, als ob sie nicht wüssten, wie sie es nach so langer Zeit anfangen sollten, eine richtige Familie zu sein.
    Er fragte sie jedes Mal, ob er ihr zur Hand gehen könne. Das Haus streichen. Klempnerarbeiten erledigen. »Es muss doch etwas geben, womit ich dir helfen kann«, hatte er einmal gesagt – nicht ohne Verärgerung in der Stimme. Aber wie konnte sie das zulassen, nach seinem Herzinfarkt? Was für eine Tochter wäre sie denn, wenn sie ihn Arbeiten verrichten und ihn alles machen ließe, wo er doch auf seine Gesundheit achten musste?
    Sicherlich hatte er das verstanden. Sie waren Vater und Tochter. Sie war alles, was er hatte. Oder etwa nicht?
    Jeden Abend telefonierte er mit einigen Frauen, und dann lächelte und flirtete er wie ein Teenager. Hatte er eine Freundin? Irgendeine grauhaarige Matrone? Wenn ja, dann erzählte er Chloe jedenfalls nichts davon.
    »Hallo, Dad!«
    Er saß in einem Polstersessel vor dem Fernsehgerät. Blickte auf, lächelte und erhob sich. »Hallo, Prinzessin.«
    Prinzessin. Bei diesem Kosenamen musste sie unwillkürlich lächeln.
    »Wie war dein Tag?«, fragte er.
    »Prima. Richtig hektisch. Erinnerst du dich noch an das neue Projekt, von dem ich dir erzählt habe?«
    »Ja, ich erinnere mich.«
    Er folgte ihr in die Küche und hörte ihr zu, während sie ihm von Der Frauenschwarm und sein Dutzend Texas-Rosen erzählte. Sie bereitete eine Kanne Tee, und als sie sich gemeinsam an den Tisch setzten, fühlte sie eine große Liebe für ihren Vater.
    Mit der Zeit, wenn sie sich richtig kennen gelernt hätten, würde wohl ein unzerstörbares Band sie einander so nahe bringen, wie sie es nach ihren Worten gegenüber Trey Tanner bereits waren.
    Ehe sie die Gelegenheit hatte, ihrem Vater mehr von der Show zu erzählen, sagte er: »Ich finde, ich könnte mal deinen Rasenmäher ausprobieren.«
    Jetzt ging das wieder los.
    »Dad, das musst du nicht.«
    »Darüber lässt sich reden. Aber darum geht es nicht. Ich tue es gern.« Er stand auf und brachte seine Tasse zum Spülbecken, entschlossen, nach draußen zu gehen und sich an die Arbeit zu machen.
    »Dad, nein, du bist Gast hier«, platzte es aus ihr heraus – es war die einzige Ausrede, die ihr einfiel. Sie hatte gelesen, dass sich viele Männer nach einem Herzinfarkt sehr verletzbar fühlten. Unter keinen Umständen wollte sie unterschwellige Ängste schüren, indem sie seine Gesundheit für labil erklärte.
    Er blieb abrupt stehen, dann wandte er sich um. Plötzlich wirkte er älter.
    »Dad – geht es dir nicht gut?«
    »Doch, doch. Alles in Ordnung.« Er seufzte. »Ich lege mich ein bisschen hin.«
    »Soll ich einen Arzt rufen?«
    »Nein. Ich bin nur müde.« Er ging in die entgegengesetzte Richtung, blieb dann wieder stehen. »Übrigens, ich gehe heute Abend aus.«
    »Aber …«
    »Chloe, wirklich, es geht mir gut. Ich habe einer Freundin versprochen, sie zum Essen auszuführen.«
    »Einer Freundin?«
    »Ja.«
    »Oh. Na ja, hm, und wohin geht ihr?« Chloe suchte nach einem Anfangssatz. Um mehr über ihn herauszufinden, über seine Freunde …, darüber, wo er die letzten zwanzig Jahre gewesen war.
    »Ich führe sie ins Central aus.«
    »Die Glückliche.«
    Er lächelte. Ein Glanz ließ seine grauen Augen erstrahlen. »Nein, ich Glücklicher!«
    Chloe blinzelte zuerst, dann musste sie schlucken: Wollte er damit andeuten, dass er es auf eine Affäre abgesehen hatte? Sollte ein Mann, der einen Herzinfarkt erlitten hatte, an Sex denken, geschweige denn, welchen haben?
    Sie wollte etwas einwenden, hielt dann aber doch den Mund. Wie sollte sie dieses Thema gegenüber einem Mann anschneiden, den sie gar nicht besonders gut kannte?
    Als sie ihm keine Antwort gab, sagte er, er wolle ein wenig ruhen und sich dann umziehen.
    Sie rief sich in Erinnerung, dass ihr Dad »Freundin«, nicht Sexkätzchen gesagt hatte, und ermahnte sich, sich keine Sorgen zu machen. Erst in ihrem Zimmer fiel ihr ein, dass sie vergessen hatte, ihn wegen der Dreharbeiten im Haus anzusprechen. Aber das konnte sie ja nachholen, bevor er das Haus verließ.
    Chloe zog Rock und Bluse aus, schleuderte ihre biederen Schuhe von sich weg. Streifte sich Shorts und ein schlichtes T-Shirt über. Bestimmte Arbeiten mussten halt erledigt werden, und so stürzte sie sich hinein mit dem Behagen einer Frau, die gern arbeitete. Sie musste Staub saugen und wischen. Sie polierte und wachste, jede Bewegung entschlossener als die vorherige. In der

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