Einfach verrückt!: Roman (German Edition)
dabei nur um Zahlen ging.
Sie sprang auf und vollführte einen kleinen Freudentanz. Ihr Haare wippten, und sie warf dabei die Arme in die Luft. So ungeplant, so ganz natürlich. Nicht eingeübt und berechnend oder darauf bedacht zu gefallen.
»Ihr Plan ist genial!« Sie hielt inne und sah ihn an, dann lächelte sie noch breiter. »Verzeihen Sie. Ich habe mich total geirrt wegen der Show. Die Werbefirmen sind völlig durchgedreht. Ich kann gar nicht sagen, wie oft mir alle in den Ohren liegen, dass lokale Nachrichten keine ausreichend hohe Einschaltquote bringen. Und genauso viele lehnen es ab, Werbespots im landesweiten Fernsehen zu bezahlen.«
»Dann stimmen Sie also zu?«
»Zustimmen? Ich bin begeistert! Wir haben den Jackpot geknackt!« Sie sah ihm geradewegs, unerschrocken in die Augen. »Und alles Ihretwegen.«
Erfolg.
Er würde sie problemlos dazu bringen, irgendetwas zu Ben zu sagen, was ihre Zustimmung signalisierte. Er hätte sich über das weitere passende Stück dieses Puzzles freuen sollen, doch irgendwie gefiel es ihm nicht. Im einen Moment beklagte er Chloes störrische Ablehnung seiner Person, im nächsten fühlte er eine ärgerliche Unzufriedenheit über ihre offene Zustimmung. Lächerlich!
Ihm kam der beunruhigende Gedanke, dass er ihr unbedingt als Sterling Prescott, nicht als Trey Tanner gefallen wollte.
»Deswegen bin ich hier«, sagte er kurz angebunden. »Wir haben nur noch ein paar Fragen zu klären, dann können wir zum Haus rüberfahren, um uns zu vergewissern, dass alles geregelt ist.«
Bemerkte sie seine innere Anspannung? Jedenfalls ließ sie sich nichts anmerken. »Großartig!« Sie nahm wieder Platz und stemmte die Ellbogen auf den Schreibtisch.
Sie ist eindeutig nicht nachtragend, dachte er, als er ihr gegenüber Platz nahm. Sie sah den bevorstehenden Erfolg und war einfach nur begeistert und dankbar dafür. Er kannte viele Leute, die sich beharrlich weigerten, einen nachgewiesenen Irrtum zuzugeben. Nicht so Chloe.
»Was ist noch zu erledigen?«, fragte sie. »Ich mache alles.«
Er reichte ihr ein Blatt Papier. »Alles?«
»Na ja, hm …«
Er lachte. Das war ihre andere Seite. Egal, wie genervt sie sein mochte, sie war imstande, ihn zum Lachen zu bringen. »War nur ein Scherz.«
»Sie scherzen?«
»Ich kann das so gut wie alle anderen«, sagte er trotzig.
»Dann erzählen Sie mir doch mal einen Witz.«
Das ließ ihn verstummen. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er zum letzten Mal einen Witz gehört hatte. Vermutlich nicht mehr seit seiner Jugend. Er begann, ihr einen mäßig originellen Witz zu erzählen, den jedes Kind kannte.
Als er zu der Pointe kam, nahm sie die vorweg.
»Sie sind mir unheimlich«, sagte er unwillkürlich.
»Ich? Wieso?«
Weil sie ihn offenbar verstand und seine Gedanken lesen konnte. Der kindische Witz war hierfür nur ein Beispiel. Er hatte ihn auch nicht gemocht.
»Uns steht ein langer Abend bevor«, sagte er, statt zu antworten. »Gibt’s hier irgendwo Kaffee?«
»Gute Idee. Ich würde auch gern eine Tasse trinken. Können Sie mir einen holen?«
Sterling sah sie einen Augenblick lang verständnislos an. »Kaffee? Sie wollen, dass ich Ihnen einen Kaffee hole?«
»Mit ein wenig Milch und zwei Stückchen Würfelzucker, das wäre toll.« Sie schob sich lachend das seidige dunkle Haar hinter ihr makelloses Ohr. »Wenn das Koffein nicht wirkt, dann hoffentlich der Zucker. Danke, Trey.«
Eine Moment war er ganz durcheinander. Ach ja, er war Trey. Verdammt.
»Na ja, klar«, sagte er laut, nickte und stand auf. Er hatte noch nie in seinem Leben für jemanden Kaffee geholt. Immer hatten andere ihm Kaffee gebracht. Aber Trey Tanner würde Kaffee holen.
»Ja, ich hole Ihnen Kaffee«, sagte er entschlossen.
Da er keine Ahnung hatte, wo er den herbekommen sollte, blieb er an der Tür stehen.
»In der Kantine«, sagte sie. »Wo wir das Casting durchgeführt haben.«
»Ich weiß.«
Sterling ging den Flur entlang. Er hatte die Show in den geforderten zwei Wochen auf die Beine gestellt und sah keinen Grund, warum sie in den kommenden Wochen nicht problemlos über den Sender gehen sollte. Außerdem hatte er Chloe soeben ihre Zustimmung entlockt. Er war auf der Überholspur, konnte beweisen, dass er mehr galt als sein Name und sein Geld. Jetzt konnte er die nächste Herausforderung anpacken.
Dass diese ihn in der Kantine erwartete, damit hatte er nicht gerechnet.
In dem kleinen Raum fand er zwar die Kaffeekanne, aber kein Kaffeepulver.
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