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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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solange sie zwei der Küstenlichter, eines nahe, eines ferne, genau nebeneinander sähen; wenn aber das eine der Lichter sich hinter dem anderen verberge, dann laufe man auf Felsen auf. Er vernahm Fanshaw hinzufügen, daß sein Land voll solcher seltsamer Märchen und Redensarten sei; es sei die wahre Heimat romantischer Dichtung; er beanspruchte sogar für diesen Teil Cornwalls vor Devonshire den Lorbeer elisabethanischer Seefahrerkunst. Er erzählte, daß es zwischen diesen Buchten und Inselchen Kapitäne gegeben habe, neben denen Drake sozusagen eine Landratte gewesen sei. Er vernahm Flambeau lachen und fragen, ob vielleicht der Abenteuerruf »Westward Ho!« nur bedeute, daß alle Devonshirer in Cornwall leben wollten. Er vernahm Fanshaw sagen, daß es da keinen Grund für Albereien gebe; daß kornische Kapitäne nicht nur Helden gewesen seien, sondern es immer noch wären: daß ganz in der Nähe ein alter Admiral im Ruhestand lebe, zernarbt von aufregenden Reisen voller Abenteuer, der in seiner Jugend die letzte Gruppe von 8 Südseeinseln gefunden habe, die der Weltkarte hinzugefügt wurden. Dieser Cecil Fanshaw verkörperte jene Art, die gewöhnlich einen derben aber fröhlichen Enthusiasmus verbreitet; ein junger Mann, blond, mit frischen Farben und einem lebhaften Profil; mit lausbübisch herausforderndem Geist, aber einer fast mädchenhaften Feinheit von Teint und Typus. Die breiten Schultern, die schwarzen Brauen, der schwarze Musketiersauftritt Flambeaus bildeten da den größten Gegensatz.
    Alle diese Trivialitäten hörte und sah Brown; aber er hörte sie, wie ein müder Mann eine Melodie im Rattern der Eisenbahnräder hört, und sah sie, wie ein kranker Mann die Muster seiner Zimmertapeten sieht. Niemand kann die Stimmungsumschwünge in der Genesung vorhersagen: Aber Father Browns Niedergeschlagenheit hatte wohl zum großen Teil mit seiner Unvertrautheit mit der See zu tun. Denn als die Flußmündung sich wie ein Flaschenhals verengte, das Wasser ruhiger wurde und die Luft wärmer und mehr nach Land roch, schien er wie ein neugeborener Säugling aufzuwachen und aufzumerken. Sie hatten diese Phase kurz nach Sonnenuntergang erreicht, als Luft und Wasser noch hell waren, aber die Erde und alle auf ihr wachsenden Dinge im Vergleich schon fast schwarz aussahen. An diesem besonderen Abend war aber etwas Ungewöhnliches. Es war eine jener seltenen Stimmungen, in der ein rauchschwarzes Glas zwischen uns und der Natur weggeschoben worden zu sein scheint, so daß an einem solchen Tag selbst dunkle Farben leuchtender wirken als helle Farben an einem wolkigeren Tag. Die zertrampelte Erde der Uferbänke und die Torfbrühe in den Tümpeln wirkten nicht dreckig, sondern wie glühendes Goldbraun, und die dunklen Wälder, die sich in der Brise wiegten, wirkten nicht wie üblich matt bläulich durch die Tiefe der Entfernung, sondern eher wie winddurchwogte Massen kräftig violetter Blüten. Diese zauberische Klarheit und die Nachdrücklichkeit der Farben zwangen sich Browns langsam wiedererwachenden Sinnen auch noch durch irgend etwas Romantisches und sogar Geheimnisvolles in der Form der Landschaft selbst auf.
    Der Fluß war immer noch breit und tief genug für ein Vergnügungsboot so klein wie ihres; aber die Schwünge der Landschaft deuteten an, daß sie sich auf beiden Seiten enger zusammenzog; die Wälder schienen abgebrochene und flüchtige Versuche zu unternehmen, Brücken zu schlagen – als ob das Boot aus der Romantik eines Tales in die Romantik eines Hohlweges und hinein in die noch tiefere Romantik eines Tunnels gleite. Jenseits dieser äußeren Ansicht der Dinge gab es wenig Nahrung für Browns sich erfrischende Phantasie; er sah keine Menschen außer einigen Zigeunern, die mit Bündeln im Walde geschnittenen Reisigs und Ruten von Korbweiden am Ufer dahinzogen; und einen nicht länger unüblichen, aber in so abgelegenen Gegenden immer noch ungewöhnlichen Anblick: eine dunkelhaarige Dame mit unbedecktem Kopf, die ihr eigenes Kanu paddelte. Falls Father Brown ihnen auch nur die geringste Aufmerksamkeit gewidmet haben sollte, so vergaß er sie hinter der nächsten Biegung des Flusses, die ein einzigartiges Objekt in den Blick rückte.
    Die Wasserfläche schien sich zu verbreitern und aufzureißen, zerspalten vom dunklen Keil eines fischförmigen und bewaldeten Inselchens. Bei der Fahrt, die sie machten, schien das Inselchen ihnen wie ein Schiff entgegenzuschwimmen; ein Schiff mit einem sehr hohen Bug – oder

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