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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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Italiener, müssen Sie wissen, und ich war der Meinung, daß es nur fair sei, wenn sie ihren Landsmann den Neger schlagen sehen, wenn er das wirklich schaffen kann. Wissen Sie, daß der große Kampf zwischen Malvoli und Nigger Ned jetzt doch noch zustande kommt?«
    »Ich fürchte, wir haben nicht genügend Zeit, um Ihre Gastfreundschaft wirklich in Anspruch zu nehmen«, sagte Father Brown. »Aber mein Freund würde sicherlich gerne ein Glas Sherry nehmen, gegen die Kälte und um auf den Sieg des italienischen Champions zu trinken.«
    Flambeau verstand das mit dem Sherry zwar nicht, hatte aber nicht das geringste einzuwenden. So konnte er denn nur sehr liebenswürdig sagen: »Oh, danke sehr.«
    »Sherry, der Herr – sofort«, sagte ihr Gastgeber und wandte sich seinem Hotel zu. »Verzeihen Sie, wenn ich Sie einige Minuten warten lasse. Wie ich Ihnen bereits sagte, ist kein Personal da – « Und damit ging er auf die schwarzen Fenster seines unbeleuchteten Hotels mit den geschlossenen Fensterläden zu.
    »Ach, so wichtig ist das nicht«, begann Flambeau, aber der Mann wandte sich um, um ihn zu beruhigen.
    »Ich habe die Schlüssel«, sagte er. »Und ich kann meinen Weg auch im Dunkeln finden.«
    »Ich hatte nicht die Absicht – «, begann Father Brown.
    Da unterbrach ihn eine bellende menschliche Stimme, die aus den Tiefen des unbewohnten Hotels erscholl. Sie donnerte laut, aber unverständlich einen ausländischen Namen, und der Hotelbesitzer wandte sich ihr schneller zu, als er das für Flambeaus Sherry getan hatte. Wie der Augenschein sofort beweisen sollte, hatte der Besitzer da wie später nichts als die buchstäbliche Wahrheit gesagt. Aber Flambeau wie Father Brown haben öfters eingestanden, daß sie bei all ihren (manchmal reichlich gewalttätigen) Abenteuern ihr Blut niemals so erstarren fühlten wie beim Klang dieser Stimme eines Menschenfressers, die da plötzlich aus einem schweigenden und leeren Gasthof erscholl.
    »Mein Koch!« rief der Besitzer hastig. »Ich hatte meinen Koch vergessen. Er wird gleich starten. Sherry, der Herr?«
    Und wirklich erschien in der Tür eine große weiße massige Gestalt mit weißer Mütze und weißer Schürze, wie es sich für einen Koch gehört, aber mit dem überflüssigen Akzent eines schwarzen Gesichtes. Flambeau hatte schon oft vernommen, daß Neger gute Köche abgeben. Aber irgendwie steigerte irgend etwas im Widerspruch von Farbe und Beruf seine Überraschung darüber, daß der Hotelbesitzer auf den Ruf des Kochs reagierte, und nicht der Koch auf den Ruf des Besitzers. Aber er überlegte, daß Chefköche sprichwörtlich arrogant sind; und außerdem kam der Gastgeber jetzt mit dem Sherry zurück, und das war die Hauptsache.
    »Ich wundere mich«, sagte Father Brown, »daß da so wenige Menschen am Strand sind, wenn dieser große Kampf jetzt doch zustande kommt. Wir haben meilenweit nur einen einzigen Mann angetroffen.«
    Der Hotelbesitzer zuckte mit den Achseln. »Wissen Sie, sie kommen vom anderen Ende der Stadt – von der Bahnstation, 3 Meilen von hier. Sie sind nur am Sport interessiert und werden in den Hotels nur zur Übernachtung bleiben. Schließlich ist das auch kaum das Wetter, um sich am Strand braten zu lassen.«
    »Oder auf der Bank«, sagte Flambeau und wies auf den kleinen Tisch.
    »Ich mußte Ausguck halten«, sagte der Mann mit dem bewegungslosen Gesicht. Er war ein ruhiger, gut aussehender Bursche, eher blaß; seine dunkle Kleidung hatte nichts Auffälliges an sich, außer daß er seine schwarze Krawatte sehr hoch gebunden trug, wie eine Halsbinde, und sie mit einer goldenen Nadel festgesteckt hatte, die einen grotesken Kopf zeigte. Noch gab es in dem Gesicht irgend etwas Bemerkenswertes, abgesehen von etwas, das vielleicht nur ein nervöser Tick war – die Angewohnheit, das eine Auge nicht so weit zu öffnen wie das andere, was den Eindruck vermittelte, als sei das andere größer oder vielleicht aus Glas.
    Das folgende Schweigen wurde gebrochen, als ihr Gastgeber ruhig sagte: »Und wo haben Sie während Ihres Marsches diesen einen Mann getroffen?«
    »Sonderbar genug«, sagte der Priester, »ganz nahebei – gerade drüben am Musikpavillon.«
    Flambeau, der sich auf die lange Eisenbank gesetzt hatte, um seinen Sherry zu schlürfen, setzte ihn ab und sprang auf und starrte seinen Freund verblüfft an. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, und schloß ihn dann wieder.
    »Sonderbar«, sagte der dunkelhaarige Mann nachdenklich. »Wie sah er denn

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