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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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schreiben. Sie lauteten etwa: ›Ich bin bereit zu sterben und wieder lebendig zu werden wie Sherlock Holmes, wenn das der beste Weg ist.‹ Und im gleichen Augenblick, in dem mir das einfiel, wurde mir klar, daß man mich alle Arten Dinge dieser Art schreiben gemacht hat, die alle in dieselbe Richtung weisen. Ich habe wie an einen Komplizen geschrieben, daß ich den gedokterten Wein zu einer bestimmten Stunde trinken würde. Begreifen Sie jetzt?«
    Race sprang immer noch starren Blickes auf: »Ja«, sagte er, »ich glaube, ich beginne zu begreifen.«
    »Diese Leute hätten das Wunder zuerst richtig bekannt gemacht. Und dann hätten sie das Wunder platzen lassen. Und am schlimmsten ist, sie hätten beweisen können, daß ich mit in der Verschwörung war. Das wäre unser falsches Wunder gewesen. Das ist alles; und der Hölle so nahe, wie Sie und ich hoffentlich nie wieder sein werden.«
    Dann sagte er nach einer Pause mit wahrhaft milder Stimme: »Sie hätten aus mir wirklich eine Menge Auflagensteigerung herausholen können.«
    Race blickte auf den Tisch und fragte düster: »Wie viele dieser Schweine waren daran beteiligt?«
    Father Brown schüttelte den Kopf. »Mehr, als ich mir vorstellen möchte«, sagte er; »aber ich hoffe, daß einige von ihnen nur Werkzeuge waren. Alvarez dürfte wahrscheinlich glauben, daß im Kriege alles erlaubt sei; er hat einen verdrehten Kopf. Ich muß leider fürchten, daß Mendoza ein alter Heuchler ist; ich habe ihm nie getraut, und er haßte meine Einmischung in eine Industriegeschichte. Aber all das kann warten; jetzt habe ich nur Gott dafür zu danken, daß ich entkommen bin. Und besonders dafür, daß ich dem Bischof sofort gekabelt habe.«
    John Race schien sehr nachdenklich zu sein.
    »Sie haben mir vieles erzählt, was ich nicht wußte«, sagte er schließlich, »und deshalb will ich Ihnen das einzige erzählen, was Sie nicht wissen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie die Brüder sich das ausgerechnet haben. Sie dachten sich, daß jeder lebende Mensch, der in einem Sarg aufwacht und wie ein Heiliger verehrt wird und in ein wandelndes Wunder verwandelt ist, das jedermann bewundert, von seinen Verehrern mitgerissen würde und die Krone des Ruhmes annähme, die da aus dem Himmel auf ihn gefallen ist. Und ich glaube, daß ihre Berechnung patente praktische Psychologie war, was normale Menschen angeht. Ich habe alle Arten Männer an allen Arten Orten gesehen; und ich sage Ihnen offen, ich glaube nicht, daß es 1 unter 1000 gibt, der unter solchen Umständen mit all seinem Grips parat aufwachen würde; und der, während er fast noch im Schlafe spricht, die Vernunft und die Schlichtheit und die Demut hätte, um – « Er war sehr überrascht, sich selbst bewegt und seine gelassene Stimme bebend zu finden.
     
    Father Brown starrte geistesabwesend und ziemlich angeschlagen die Flasche auf dem Tisch an. »Sagen Sie mal«, sagte er, »was halten Sie von einer Flasche richtigen Weines?«

Der Pfeil aus dem Himmel
     
    E s ist zu befürchten, daß rund 100 Detektivgeschichten mit der Entdeckung beginnen, daß ein amerikanischer Millionär ermordet wurde; ein Ereignis, das aus irgendwelchen Gründen als eine Art Unheil behandelt wird. Ich bin glücklich festzustellen, daß auch diese Geschichte mit einem ermordeten Millionär zu beginnen hat; in gewissem Sinne hat sie sogar mit drei ermordeten Millionären zu beginnen, was manche ohne Zweifel als einen »embarras de richesse« betrachten werden. Aber gerade dieses Zusammentreffen oder diese Kontinuität verbrecherischer Organisationskunst hob die ganze Angelegenheit aus dem üblichen Verlauf von Kriminalfällen heraus und machte aus ihr das außerordentliche Problem, das sie darstellte.
    Ziemlich allgemein wurde behauptet, daß sie alle Opfer irgendeiner Fehde oder eines Fluches geworden waren, der am Besitz einer Antiquität großen Wertes sowohl im materiellen wie im historischen Sinne hing: eine Art Kelch, der mit kostbaren Steinen eingelegt war und gemeinhin der Koptenkelch hieß. Seine Ursprünge lagen im dunkeln, aber allgemein wurde angenommen, daß er religiöser Art sei; und manche schrieben das schlimme Geschick, das seine Besitzer verfolgte, dem Fanatismus irgendwelcher orientalischen Christen zu, die es entsetze, ihn in so materialistischen Händen zu sehen. Der geheimnisvolle Vernichter aber war, gleich ob ein solcher Fanatiker oder nicht, bereits zur Gestalt eines gierigen Sensationsinteresses in der Welt von Journalismus

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