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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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habt: ›Er ist Mensch geworden.‹«
    Der junge Mann stand ein bißchen verlegen auf, als ob er ein Selbstgespräch belauscht hätte. Er rief den Hund zu sich und verließ das Zimmer mit vagen, aber unbeschwerten Abschiedsworten. Doch mußte er den Hund zweimal rufen, denn der Hund war einen Augenblick lang bewegungslos zurückgeblieben und blickte Father Brown ebenso stetig an wie einst der Wolf den heiligen Franz.

Das Wunder von Moon Crescent
     
    M oon Crescent war in einem gewissen Sinne so romantisch gedacht wie sein Name; und die Ereignisse, die sich da begaben, waren auf ihre Weise romantisch genug. Zumindest war es ein Ausdruck jenes ehrlichen Elementes von Gefühl – historischem und fast heroischem –, das es schafft, sich in den älteren Städten an der Ostküste Amerikas Seite an Seite mit dem Kommerzialismus zu behaupten. Ursprünglich war es ein gebogener Gebäudekomplex klassizistischer Architektur, der wirklich noch die Atmosphäre jenes 18. Jahrhunderts heraufbeschwor, in dem Männer wie Washington und Jefferson als um so bessere Republikaner erschienen, weil sie Aristokraten waren. Von Reisenden, denen man immer wieder die Frage stellte, was sie denn von unserer Stadt dächten, erwartete man, daß sie sich insbesondere über unser Moon Crescent äußerten. Gerade die Gegensätze, die seine ursprüngliche Harmonie störten, waren charakteristisch für sein Überleben. Am einen Ende oder Horn der Halbmondform blickten die letzten Fenster über eine zu einem Herrenhaus passende parkähnliche Anlage, deren Bäume und Hecken so förmlich ausgerichtet waren wie in einem Garten zu Queen Annes Zeiten. Aber unmittelbar um die Ecke blickten die anderen Fenster der gleichen Zimmer oder eher »Apartments« auf die kahle unansehnliche Mauer eines riesigen Lagerhauses, das zu einem häßlichen Industriebetrieb gehörte. Die Wohnungen im Moon Crescent selbst waren an jenem Ende nach dem monotonen Muster eines amerikanischen Hotels umgebaut und erhoben sich bis in eine Höhe, die man, obzwar niedriger als das riesige Lagerhaus, in London doch einen Wolkenkratzer genannt haben würde. Der Säulengang aber, der die ganze Straßenfront entlanglief, trug eine solch graue und verwitterte Stattlichkeit zur Schau, als wanderten die Geister der Gründerväter dieser Republik noch immer in ihm auf und nieder. Das Innere der Zimmer war hingegen so sauber und neu, wie die modernste New Yorker Innenausstattung sie nur gestalten konnte, vor allem am nördlichen Ende zwischen dem ordentlichen Garten und der nackten Lagerhauswand. Sie bildeten zusammen ein System sehr kleiner Wohnungen, wie wir in England sagen würden, von denen jede aus Wohnzimmer, Schlafzimmer und Badezimmer bestand, einander jeweils so gleich wie die hundert Zellen einer Bienenwabe. In einer davon saß der berühmte Warren Wynd an seinem Schreibtisch, sortierte Briefe und streute Befehle mit wunderbarer Schnelligkeit und Genauigkeit um sich. Man konnte ihn nur mit einem Ordnung schaffenden Wirbelwind vergleichen. Warren Wynd war ein sehr kleiner Mann mit schütterem grauem Haar und einem Spitzbart, dem Anschein nach zart, doch von hitzigster Tätigkeit. Er hatte herrliche Augen, heller als Sterne und stärker als Magneten, die niemand, der sie je gesehen hatte, jemals vergessen konnte. Und tatsächlich hatte er bei seiner Arbeit als Reformer und Organisator von vielerlei Wohltätigkeiten bewiesen, daß er zumindest Augen im Kopf hatte. Es wurden allerlei Arten von Geschichten und sogar Legenden über die wundersame Geschwindigkeit erzählt, mit der er sich ein gesundes Urteil bilden konnte, besonders über den Charakter von Menschen. Es wurde behauptet, daß er sich seine Frau, die mit ihm so lange auf so wohltätige Art zusammengearbeitet hatte, aus einem ganzen Regiment uniformierter Frauen herausgepickt habe, die während irgendeiner offiziellen Veranstaltung vorbeimarschierten, Pfadfinderinnen sagen die einen, Polizistinnen andere. Und eine weitere Geschichte wird erzählt, wie drei Landstreicher, untereinander ob der Gemeinsamkeit von Schmutz und Lumpen nicht zu unterscheiden, ihn um ein Almosen angegangen waren. Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, schickte er den einen in ein spezielles Krankenhaus für gewisse Nervenkrankheiten, empfahl dem anderen eine Entziehungsanstalt und stellte den dritten für ein sehr anständiges Gehalt als seinen privaten Diener ein, eine Stellung, die er in den folgenden Jahren erfolgreich ausfüllte. Natürlich

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