Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)
Vorbeigehen einen kurzen Blick auf den Bildschirm und sah die Tür, durch die sie gerade erst gegangen war.
»Die haben dich aber nicht von deiner Schokoladenseite erwischt, was?«, sagte der diensthabende Sergeant lachend und deutete auf den Fernseher. Jessica ignorierte ihn und eilte die Treppe hinauf zu Aylesburys Büro. Cole war natürlich auch schon da. Die Neuigkeiten, die sie zu hören bekam, überraschten sie nicht. Keine der drei Personen namens Nigel Collins, die zuletzt überprüft wurden, kam als Verdächtiger in Frage. Somit hatten sie niemanden.
Es lagen bereits vorläufige Ergebnisse aus der Kriminaltechnik vor, wo sich wohl jemand die Nacht um die Ohren geschlagen hatte. Mary Keegan war auf die gleiche Weise erdrosselt worden wie die früheren Opfer. Man nahm an, dass sie wie Yvonne Christensen im Schlaf überrascht worden war. Es gab so gut wie keine Kampfspuren. Wie Jessica sich schon gedacht hatte, stammten alle Blutspuren im Schlafzimmer vom Opfer und ansonsten hatte man nur DNA von Paul Keegan gefunden. Im Grunde spielte das alles keine Rolle, denn sie wussten ja bereits, wen sie suchten. Aber hätte Nigel Collins irgendwelche Spuren hinterlassen, hätten sie ihm wenigstens nachweisen können, dass er am Tatort gewesen war.
Der DCI teilte ihnen mit, dass man an oberster Stelle beschlossen hatte, die Ermittlungen im Fall Nigel Collins wieder aufzunehmen. Da die beiden Fälle so eng zusammenhingen, ließ es sichgar nicht vermeiden. Zwei Kollegen sollten nach Leeds fahren und Shaun Hogan erneut vernehmen. Jessica und Cole hatten ihn nur formlos befragt. Schließlich saß er hinter Gittern und kam im Mordfall seiner Mutter nicht als Zeuge in Frage. Sie hatten sich von ihm nur Hintergrundinformationen erhofft, die sie vielleicht auf eine Spur bringen würden. Da es aber keine offizielle Vernehmung gewesen war und sie ihn nicht über seine Rechte aufgeklärt hatten, konnte seine Aussage nicht vor Gericht verwendet werden. Die Hoffnung war, dass er seine Aussage bei einer offiziellen Vernehmung mit Tonbandaufzeichnung wiederholen würde. Aber da er sich am Vortag so kooperativ gezeigt hatte, war Jessica in dieser Hinsicht zuversichtlich.
Nach dem Treffen mit ihren Vorgesetzten folgte die Teambesprechung. Dabei kam zwar nicht viel herum, aber zumindest spürte man nach den Ereignissen der letzten vierundzwanzig Stunden eine gewisse Energie. Sie hatten Rowlands noch einmal zu Wayne Lapham geschickt. Lapham wurde zwar nicht verdächtigt, aber möglicherweise bestand eine Verbindung zwischen ihm und Nigel Collins. Bei seiner Vorgeschichte war es zwar gut möglich, dass er bei zwei der Opfer eingebrochen hatte. Aber was hatte das mit Nigel Collins zu tun? Noch ein Rätsel auf einer ellenlangen Liste von Rätseln.
Nach der Teambesprechung gingen Jessica und Cole zum Vernehmungsraum, um mit Scott Keegan zu sprechen. Man hatte ihm bereits mitgeteilt, dass er Anspruch auf einen Anwalt hatte. Da er nicht mit seinem Stiefvater sprechen wollte und selbst nicht genügend Geld hatte, hatte er sich für einen Pflichtverteidiger entschieden. Er tat Jessica fast leid, als er mit seinem Anwalt hereingebracht wurde. Er sah so aus, wie sie sich ihn nach Shaun Hogans Beschreibung vorgestellt hatte: klein, mit sandfarbenem Haar und breiten Schultern. Aber er war fahl im Gesicht und hatte Ränder unter den Augen, als hätte er nicht viel geschlafen. Jessica fand, er wirkte, als hätte er sich bereits geschlagen gegeben. Die überhebliche Ausstrahlung eines Wayne Lapham ging ihm völlig ab.
Cole schaltete das Tonbandgerät ein und machte Scott auf seine Rechte aufmerksam. Jessica führte schon lang genug Verhöre, um zu wissen, dass der junge Mann vor ihr alles gestehen würde. Sie fragte ihn: »Wissen Sie, warum Sie hier sind, Scott?«
Sein Blick war gesenkt. »Ja.«
»Ich möchte Ihnen ein paar Fragen über Nigel Collins stellen.«
Keine Antwort.
»Scott?«
Er schwieg weiter.
»Scott, Sie kennen Nigel Collins doch, nicht wahr?«
Ganz plötzlich brach Scott in Tränen aus. Jessica wusste nicht, ob er unter seinem Schluchzen versuchte, etwas zu sagen. Alle schwiegen und warteten, dass sein Heulen verebbte. »Alles in Ordnung, Scott?«, fragte Jessica schließlich.
Dem Anschein nach wollte der Anwalt gerade einschreiten. Er hob seine Hand, aber da sagte Scott: »Deshalb musste sie sterben, nicht wahr?« Seine Worte wurden beinahe von Tränen erstickt, waren aber trotzdem zu verstehen. Jessica sah keinen Grund, ihm
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