Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)
Fernsehkameras vorbeimarschieren, Nigel Collins unten im Empfang abliefern und allen, die an ihr gezweifelt hatten, den Stinkefinger zeigen. Aber da sie ständig unter Selbstzweifeln litt, würde der böse Mittelfinger ihr selbst mindestens ebenso gelten wie den anderen.
Als sie so auf dem Sofa saß und grübelte und ihre Fantasien immer verrückter wurden, hörte sie, wie die Wohnungstür aufging. »Hallo?«
»Oh, hi«, rief Caroline. »Du bist schon zu Hause?«
Randall war auch dabei, aber es störte Jessica nicht. Zur Abwechslung genoss sie die Gesellschaft sogar. Nachdem sie ein bisschen geplaudert hatten, kündigte Caroline an, sie würde für sieall drei kochen. Jessica hatte zwar den ganzen Tag nichts gegessen, doch sie hatte keinen großen Appetit. Aber Caroline meinte, es sei nicht schlimm, wenn etwas übrigbliebe.
Jessica setzte sich in den Fernsehsessel und sie aßen mit ihren Tellern auf dem Schoß. Im Fernsehen lief eine Soap. Jessica hätte sich alles angeschaut, Hauptsache keine Nachrichten. Das Essen war hervorragend, irgendein Reisgericht, und sie lachten gemeinsam über die unglaubwürdige Geschichte im Fernsehen, wo plötzlich ein seit Langem verschollener Onkel auftauchte, während Jessica versuchte, jeden Gedanken an die Arbeit zu verdrängen. Man merkte ihr wohl auch an, dass sie nicht darüber reden wollte, denn keiner von den beiden fragte sie danach.
Nach dem Essen gingen die beiden Frauen in die Küche, um abzuwaschen. Randall sagte im Scherz, er brauche keinen Küchendienst zu machen. »Der Platz einer Frau …«, bemerkte er grinsend. Caroline gab ihm dafür einen kräftigen Klaps auf den Hinterkopf und sagte, dann müsse er wohl raus, einen Bären häuten oder so was, und für sie sorgen.
Als sie alles weggeräumt hatten, tranken sie im Wohnzimmer noch eine Flasche Wein.
»Jess, können wir uns mal kurz unterhalten?«, fragte Caroline leise.
Jessica erkannte am Ton, dass es etwas Ernstes war, aber ihr war im Moment einfach nicht danach zuzuhören. »Du bist doch hoffentlich nicht schwanger, oder?«
Jessica und Randall lachten, aber Caroline sah an sich hinunter und strich sich über den Bauch. »Nein, wieso? Habe ich zugenommen?«
»Na ja, ich wollte ja eigentlich nichts sagen …«, neckte Jessica sie.
»He, nicht so frech!«
Alle drei mussten lachen. Aber als sie sich wieder beruhigt hatten, versuchte Caroline es noch einmal. »Im Ernst, ich muss mit dir reden.« Die beiden Freundinnen sahen sich an und Jessica wusste, was kommen würde. »Randall hat heute seinen Job gekündigt.Man hat ihm einen Ausbildungsplatz bei einem Designunternehmen in der City angeboten.«
»Das ist doch toll, herzlichen Glückwunsch«, sagte Jessica und sah Randall an, der breit grinste.
»Aber das ist nicht alles. Als er von dem Ausbildungsplatz erfahren hat, hat er direkt eine Wohnung für uns beide angemietet. Wir hatten das aber schon besprochen. Wir wollen zuerst einmal ausprobieren, ob wir es miteinander aushalten, bevor wir uns eine Wohnung kaufen.«
Jessica hatte zwar damit gerechnet, sie hatte aber trotzdem ein flaues Gefühl im Magen. Sie freute sich zwar für ihre Freundin, aber ein Teil von ihr wollte ganz egoistisch mit ihr zusammenwohnen bleiben, bis sie selbst jemanden gefunden hatte.
»Ich freue mich so für euch beide«, sagte Jessica, stand auf und nahm sie beide in die Arme. »Ihr gebt ein wunderbares Paar ab.«
»Macht es dir wirklich nichts aus?«, fragte Caroline.
»Natürlich nicht.« Als sie Randall aus ihrer Umarmung entließ, gab sie ihm gleichzeitig einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. »Aber nicht, dass ich noch mal so was zu hören bekomme wie ›der Platz einer Frau‹ und so, verstanden?«
Alle drei lachten wieder, aber Jessica musste sich zwingen. Sie setzte sich wieder.
»Wir ziehen nicht sofort ein«, sagte Caroline. »Erst in einem Monat. In der Zwischenzeit bringen wir unsere Sachen nach und nach rüber.«
»Dann muss ich also noch einen ganzen Monat deine zweifelhaften Kochkünste ertragen?«
»Sieht so aus.«
»Wollt ihr das volle Programm fahren, Hochzeit, Kinder …?«
»Ach, hör auf. Jetzt doch noch nicht.«
Jessica betrachtete die beiden, wie sie sich auf dem Sofa aneinanderkuschelten und dachte nur: Vielleicht jetzt noch nicht, aber sicher bald. »Aber die große Frage ist, was hält seine Mutter von dir?«, sagte Jessica. »Da wird’s aber sicher einen Konkurrenzkampf geben. Du bist schließlich das Flittchen, das ihr ihren geliebten
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