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Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)

Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)

Titel: Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerry Wilkinson
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Frage, ob sie ihm offenbaren sollte, dass sein Stiefsohn Scott indirekt für seinen Verlust verantwortlich sein könnte. Aber sie wollte ihm nicht in so kurzer Zeit noch mehrSchmerz zumuten. Schließlich erfuhr sie von ihm auch, wo Scott sich aufhielt. Er studierte im ersten Jahr Kriminalistik in Liverpool.
    »Seine Mutter war so stolz auf ihn, weil er sich geändert hatte«, sagte Paul Keegan. »Er war ein ziemlicher Rabauke, bevor wir uns kennengelernt haben. Ich glaube, er hatte Probleme mit seinem leiblichen Vater.«
    Jessica dachte bei sich, wie ahnungslos er doch war. Und welche Ironie, dass Scott nach dem, was er allem Anschein nach Nigel Collins angetan hatte, lernte, einen menschlichen Körper in seine Bestandteile zu zerlegen! Einer der Beamten machte sich Notizen, während Paul Keegan sprach, aber Jessica sagte nichts weiter über Scott. Paul Keegan hatte noch einen weiteren Stiefsohn, Scotts Bruder Steven, der gerade an der Universität Keele seinen Abschluss in Finanzwesen machte. Beide wurden in den nächsten zwei Wochen zurückerwartet, um die Semesterferien zu Hause zu verbringen.
    Paul sprach klar und besonnen, als er erklärte, dass seine Frau, eine Krankenschwester, in dieser Woche Nachtschicht gehabt hatte. Sie arbeitete von zweiundzwanzig bis sechs Uhr und kam nach Hause, wenn er aufstand, um sich für seine Arbeit in der Stadtverwaltung fertigzumachen, die er gewöhnlich um acht Uhr antrat. Sie tranken dann noch meistens eine Tasse Tee zusammen und tauschten sich über den vergangenen Tag aus, bevor sie ins Bett ging.
    »Ich hasse es, wenn sie Nachtschicht hat«, sagte er. »Es ist irgendwie komisch, allein zu schlafen.«
    Es war nur schwer zu ertragen, dass er von seiner Frau in der Gegenwart sprach. Die Nachtschicht war die Erklärung dafür, dass die Leiche oben im Schlafzimmer gefunden worden war. Nigel Collins musste das Haus beobachtet haben, um zu wissen, dass die Frau tagsüber allein zu Hause war und schlief.
    Jessica versuchte, sich in den Täter hineinzuversetzen, und konnte ein Muster erkennen. Yvonne Christensen war das einfachste Opfer gewesen. Sie lebte allein und schlief wie die meisten Leute nachts. Wenn man unbemerkt ins Haus kam und sie festschlief, würde sie keine Probleme machen. Martin Prince war der Nächste, weil er tagsüber immer allein zu Hause war, aber wahrscheinlich hatte der Täter ihn als wehrhafter eingeschätzt, weil er ein Mann war. Der Mord an Claire Hogan war etwas schwieriger zu planen gewesen, da sie an einer belebten Straße wohnte und bei ihr die Besucher ein- und ausgingen. Mary Keegan war sicher das Opfer gewesen, das die meisten Probleme bereitete hatte. Wenn sie tagsüber arbeitete, zeitgleich mit ihrem Mann, war es nicht so einfach, sie allein anzutreffen. Hatte Nigel vielleicht wochenlang das Haus beobachtet, bis sie endlich Nachtschicht hatte? Anscheinend war es Nigel auch gleichgültig, ob er Vater oder Mutter erwischte. Er nahm sich offenbar jeweils das leichtere Opfer vor. Auf jeden Fall musste er die Häuser wochen-, wenn nicht monatelang überwacht haben.
    Jessica hatte Fenster und Türen nicht selbst überprüft, aber ihre Kollegen hatten bestätigt, dass sie wie bei den früheren Opfern verriegelt gewesen waren. Mary Keegans Schlüssel hatten sie in ihrer Handtasche in der Küche gefunden. Auch diesmal war nicht klar, wie der Täter aus dem Haus gekommen war.
    Sie mussten die Alibis von Paul, Scott und Steven Keegan überprüfen, den einzigen anderen Personen mit Zugang zum Haus. Von Paul erfuhren sie auch Namen und Adresse des richtigen Vaters der beiden. Marys erster Mann hatte auch wieder geheiratet und lebte in Schottland. All diese Informationen mussten überprüft werden, aber es war nur eine Formalität. Das Wichtigste war jetzt, Nigel zu finden. Ihm die vier Morde nachzuweisen dürfte allerdings nicht so einfach sein, da sie an keinem Tatort Spuren gefunden hatten. Aber damit wollte sich Jessica auseinandersetzen, wenn es so weit war.
    Als sie mit ihrer Befragung fertig war und Paul ihr alles erzählt hatte, was unter Umständen von Nutzen sein konnte, stellte sie noch eine Frage: »Gibt es noch irgendetwas, was sie uns sagen möchten?«
    Bei Verhören kooperativer Zeugen war dies immer die letzte Frage. In der Ausbildung hatte man ihnen erzählt, dass in Nordostenglandeinmal ein Mordfall durch eine beiläufige Bemerkung am Ende der Vernehmung gelöst worden sei. Das war wahrscheinlich nur eine Legende, aber die Geschichte hatte

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