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Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)

Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)

Titel: Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerry Wilkinson
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bekommen.«
    »Und wie war sie so?«
    »Ich habe schon schlimmere Interviews erlebt, wenn auch nicht oft. Im Grunde war’s okay, aber es war nicht leicht für sie. Sie hat andauernd geflucht. Sie hasst die Polizei. Sie hat erzählt, dass Kinder ihre Mutter terrorisiert haben. Und die Polizei hat angeblich nichts unternommen.«
    »Und Paul Keegan?«
    Garry ließ einen langen Seufzer hören. »Das war einfach schrecklich. Ich wollte nicht bei ihm vorbeigehen, aber mein Chef hat mich mehr oder weniger gezwungen. Ich habe damit gerechnet, dass er mich davonjagt, aber stattdessen hat er mich reingebeten und Tee gemacht. Es war geradezu surreal.«
    Dieses Gefühl hatte Jessica bei ihren Gesprächen mit Paul Keegan auch die ganze Zeit gehabt. Für sie war es offensichtlich, wie sehr er litt, aber er gab sich fast, als wäre nichts geschehen. Manche ihrer Kollegen fanden so ein Verhalten verdächtig. Sie dachte nur, jeder ist eben anders. Aber sie fragte sich, wie er wirklich mit dem Verlust fertigwurde, zumal sein Stiefsohn auch noch in die Sache verwickelt war.
    »Er hat ununterbrochen geredet«, fügte Garry hinzu. »Er hat gesagt, sie seien erst ein paar Jahre verheiratet gewesen, und hat mir sämtliche Fotos gezeigt. Alle Informationen in dem Artikel stammen von ihm. Er war wirklich nett und hat gesagt, ich könne jederzeit wiederkommen, wenn ich noch etwas wissen wollte. Andem Tag, an dem der Beitrag erschienen war, hat er mich angerufen und sich bedankt. Er wollte die Zeitung aufbewahren, denn er meinte, der Artikel sei die gebührende Ehrung für seine Frau.«
    »Ach, der arme Mann.«
    »Ja, ich weiß, mir hat er auch so leidgetan. Man weiß einfach nicht, was man sagen soll. Er hat auch erzählt, dass es in ihrer Gegend Ärger mit Kindern gegeben habe, aber er fand, die Polizei hätte ihr Bestes getan. Ganz anders als Kim und Marie.«
    Garry lachte kurz, Jessica aber nicht. Sie machte nur: »M-hm«.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ja, nur ein bisschen zu viel von dem Zeug hier«, sagte sie und hielt ihr leeres Glas hoch. »Machen wir Schluss? Ich bezahle auch Ihr Taxi.«
    »Lassen Sie mal. Aus dem, was Sie erzählt haben, kann ich sicher noch einen Artikel schustern. Darf ich ›aus hochrangiger Quelle‹ schreiben?«
    »Einfach ›Quelle‹ reicht auch.«
    »Meinetwegen.«
    Garry packte seine Notizbücher wieder ein und beim Aufstehen wankte er leicht. Jessica konnte den Alkohol jetzt auch deutlich spüren. Sie brachte Garry zur Tür und beim Abschied legte sie ganz unvermittelt kurz die Arme um ihn. Sie hatte den Eindruck, er wäre rot geworden, aber vielleicht lag es auch am Wein.
    »Danke für Ihre Hilfe heute Abend, Garry.«
    »Nichts zu danken, Det… Jess.«
    »Gute Nacht.« Jessica schloss die Tür. Dann gab sie sofort eine Erinnerung in ihr Handy ein. Ihr war plötzlich etwas eingefallen. Vielleicht hatte es ja nichts zu bedeuten und sie bildete es sich nur ein, weil sie zu viel getrunken hatte, aber auf jeden Fall wollte sie der Sache am nächsten Morgen nachgehen.

V IERUNDDREISSIG
    Jessica hatte eigentlich noch nie einen richtig schweren Kater gehabt. Als Caroline noch studierte und sie öfter zusammen ausgingen, fühlte sie sich manchmal morgens nicht so toll. Aber sie hatte nie die extremen Ausfallerscheinungen gehabt, von denen andere erzählten. Es war auch noch nie vorgekommen, dass der ganze nächste Tag dahin war.
    Aber an diesem Samstagmorgen wachte sie mit Megakopfschmerzen auf, ihr Nacken tat weh und sie hatte einen fahlen Geschmack von Curry im Mund. Die Sonne schien unverschämt grell in ihr Zimmer und sie verfluchte sich, weil sie sich immer noch nicht um dichtere Vorhänge gekümmert hatte. Sie befreite sich aus dem Kokon ihrer Bettdecke und bemerkte, dass sie immer noch die Kleidung anhatte, die sie den ganzen Vortag über getragen hatte. Sie hatte schrecklichen Durst und stolperte benommen in die Küche.
    »Caroline?«
    Sie hatte Caroline und Randall nachts nicht nach Hause kommen hören, was in ihrem Zustand aber nicht besonders überraschend war. Da sie keine Antwort bekam, nahm sie an, dass die beiden in der neuen Wohnung übernachtet hatten.
    Jessica drehte den Hahn auf und starrte wie hypnotisiert auf den Wasserstrahl. Vage Erinnerungen an den vergangenen Abend fluteten ihr Gehirn. Hatte sie Garry wirklich umarmt? Neben dem Mülleimer standen drei leere Flaschen Wein.
    Sie schüttelte den Kopf und löste ihren Blick vom Wasserhahn, nahm sich ein Glas von der Abtropffläche der Spüle

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