Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)
Notizbuch in die Hand, da klingelte es an der Tür.
»Curry«, sagte Jessica.
»Ah, okay.«
»Keine Angst, für Sie habe ich nicht so was Scharfes bestellt, Curry für Waschlappen eben. Ich dachte, das wäre eher Ihr Stil.«
Garry schüttelte nur sachte den Kopf, aber dann sagte er: »Ja, vielleicht haben Sie recht.«
Als Jessica mit der fettigen Papiertüte und zwei Gabeln aus der Küche zurückkam, schlug Garry sein erstes Notizbuch auf. Jessica warf einen Blick hinein und hoffte, den Namen seiner Quelle zu erspähen.
Garry bemerkte ihren Blick. »Der Name steht hier nicht drin.«
»Welcher Name?«, fragte Jessica mit einem angedeuteten Lächeln.
Garry nickte nur und erzählte ihr, mit wem er gesprochen hatte und was die Leute gesagt hatten. Jessica wusste, dass sie es eigentlich nicht durfte, aber da sie nichts mehr mit dem Fall zu tun hatte, gab sie ihm die Informationen, die ihm noch fehlten. Er fragte, ob er mitschreiben dürfe.
»Ja, okay«, sagte sie. »Aber nur, weil Sie Wein mitgebracht haben.«
Beim Essen arbeiteten sie weiter. Jessica hatte für sich das schärfste Hühnchengericht auf der Karte ausgewählt, aber Garry hatte schon Probleme mit seinem relativ milden Lamm.
Garry berichtete ihr von seinem Gespräch mit Stephanie und Ray Wilson. Stephanie konnte ihm nicht viel erzählen, der Tod ihrer Freundin hatte sie aber anscheinend sehr mitgenommen. Er sagte, Ray Wilson habe eine Woche lang täglich bei der Zeitung angerufen, um sie daran zu erinnern, dass er und seine Frau für Fotos zur Verfügung standen.
Als er zu den Aufzeichnungen über sein Treffen mit Jessica kam, wechselte er plötzlich das Thema. Er sagte, er stehe unter enormem Druck und seine Laufbahn habe sich nicht so entwickelt wie erhofft. Er sprach über seinen Chef und beklagte sich darüber, dass es nur um Auflagenzahlen gehe. Bis vor Kurzem habe er daran gedacht zu kündigen, und wenn er auf das Geld nicht angewiesen wäre, wäre er schon längst weg.
»Was wollen Sie denn sonst machen?«, fragte Jessica.
»Weiß ich nicht so genau. Schreiben? Keine Ahnung. Ich kann nicht einfach alles hinschmeißen. Ich will nicht bei meinen Eltern angekrochen kommen und gestehen, dass ich totalen Mist gebaut habe.«
Das konnte Jessica verstehen.
Garry erzählte weiter von seinem Gespräch mit Marie Hall und seinem Treffen mit Wayne Lapham im Pub, wo er genötigt war, ein Getränk nach dem anderen zu bestellen. Jessica musste zugeben, dass sie den Namen der Frau gar nicht gekannt hatte. Aber die Geschichte aus dem Pub fand sie irre komisch. Und beide mussten kichern, als er den Morgenrock der Frau erwähnte.
»Der pfirsichfarbene Fetzen?«, fragte Jessica.
»Äh, ja. Sie hatte ihn auch nicht richtig zugemacht.«
»Oh Gott, konnten Sie etwa was sehen?« Garry antwortete nicht, aber als Jessica seinen Gesichtsausdruck sah, musste sie schallend lachen. Sie trug die leeren Imbissschachteln in die Küche und holte die andere Flasche Wein, die Garry mitgebracht hatte. Sie war zwar schon ziemlich beschwipst, füllte aber trotzdem beide Gläser nach, und Garry fuhr fort.
»Irgendwann habe ich es endlich geschafft, mit Ihnen zu reden«, sagte er und blätterte in seinem Notizbuch. »Und Sie waren sehr, äh … offen.«
Im Nachhinein war es Jessica ein bisschen peinlich, dass sie ihm am Telefon so viel preisgegeben hatte. »Sie haben den Kummer einer jungen Frau ausgenutzt, Garry. Sie sollten sich was schämen.«
»Jung?«
»He, nicht so frech, ja?« Wieder schlug sie ihm im Scherz mit der Faust auf die Schulter. »Aber wie haben Sie es geschafft, Kim Hogan zum Reden zu bringen?«, fragte sie, als Garry ein weiteres Notizbuch aufschlug.
»Es war reiner Zufall. Ich war im Haus und habe mit der Nachbarin gesprochen, die locker aus dem Nähkästchen geplaudert hat. Dann kam Kim nach oben gestürmt und fing an, uns beide zu beschimpfen.« Das kam Jessica bekannt vor. »Jedenfalls habe ichgesagt, sie könnte mir ja ihre Version erzählen. Sie hat gefragt, ob etwas dabei für sie herausspringen würde …«
»Ehrlich?«, fragte Jessica.
»Ja, manche Leute sind so, sogar in so einer Situation.«
»Und haben Sie ihr Geld gegeben?«
»Ja, zwanzig Pfund. Alles, was ich dabeihatte. Ich musste sogar zu Fuß zurück zur Redaktion laufen, weil ich kein Geld mehr für den Bus hatte.«
»Kriegen Sie denn für so was kein Geld von der Zeitung?«
»Sie machen wohl Witze. Wir können von Glück sagen, wenn wir Geld für Notizbücher und Kulis
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