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Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)

Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)

Titel: Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerry Wilkinson
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aber wieder auf, um das Klebeband abzuschneiden und steckte sie in seine Tasche.
    »Also gut, womit fangen wir an?«, fragte er und wandte sich wieder dem Schrank zu.
    Jessica konnte nicht glauben, dass sie sich tatsächlich ganz normal mit einem Mann unterhielt, der vier Leute ermordet hatte. »Ich würde sagen, alle Jeans und Röcke und so in einen Karton und Oberteile und Kleider in einen anderen.«
    »Ach, und ich wollte alles nach Farben sortieren. Na, gut, dass du da bist«, sagte Randall lachend. Jessica versuchte mitzulachen, aber es klang hohl. »Kannst du die Kleider falten?«, fragte er.
    »In Ordnung«, sagte sie. »Hol sie aus dem Schrank, ich falte sie zusammen und du packst sie ein.«
    Die Situation war geradezu absurd, und Jessica suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Vielleicht konnte sie ihn in Carolines Zimmer einschließen und dann schnell anrufen. Sie war einfach mal wieder zu blöd gewesen. Sie hätte einfach direkt die Polizei anrufen sollen.
    Sie arbeiteten Hand in Hand, aber für Jessica war es wie ein außerkörperliches Erlebnis, ganz so wie die Situation mit Peter Hunt und Wayne Lapham im Vernehmungsraum. Ihre Hände falteten brav die Kleider zusammen, aber ihre Gedanken waren ganz woanders, krampfhaft darum bemüht, die Situation in den Griff zu bekommen.
    »Wie läuft’s denn so auf der Arbeit?«, fragte Randall plötzlich. Jessica, die gerade eine Jeans zusammenfaltete, hielt inne und sah ihn an. Er hatte eben erst einen Stapel Kleider aufs Bett gelegt und seine Hände waren frei. »Ich weiß, du bist von dem ›Houdini‹-Fall abgezogen worden. Es kam groß in den Nachrichten. Ich wollte nur mal fragen, wie’s jetzt so läuft.«
    Jessica zögerte. Sie faltete schnell die Jeans zusammen, legte sie aufs Bett und sagte dann: »Es ist schon okay. Ich bin mit anderen Fällen beschäftigt.«
    »Also nicht so wie die Polizisten im Fernsehen, die heimlich weiter an einem Fall arbeiten?«
    Sie fand seinen Tonfall irgendwie seltsam und versuchte, die Frage mit einem Lachen abzutun, aber es kam viel zu schrill heraus: »Nein, ich doch nicht.«
    »Und was ist mit diesem Zettel in deiner Tasche?«
    Jessica riss den Kopf hoch und sah ihm direkt ins Gesicht. Er wusste Bescheid.
    Panisch rannte sie zur Tür, aber Randall war schneller. Mit seinem Vorderarm vor ihrer Brust drückte er sie gegen die Wand und schrie ihr ins Gesicht: »Warum konntest du’s nicht einfach dabei belassen?«
    Sie konnte seinen Atem riechen, sein Aftershave.
    Jessica hatte keine Zeit nachzudenken und handelte rein instinktiv. Sie konnte die Arme nicht richtig anheben, aber weit genug,um ihm mit der Handkante kräftig gegen den Kehlkopf zu schlagen. Heftig hustend taumelte er augenblicklich nach hinten und ließ sie los. Sie wand sich unter seinen Armen hindurch und rannte aus dem Zimmer Richtung Wohnungstür. Aber er holte sie rasch ein, warf sich auf sie und brachte sie zu Fall. Als sie versuchte, sich umzudrehen, traf sie seine Faust hart im Gesicht. Sie sah Sterne und blinzelte, um wieder klar zu werden. Er keuchte immer noch. Sie fühlte etwas über ihre Oberlippe rinnen. Blut …
    Randall saß nun rittlings auf ihr und drückte mit seinen Schenkeln gegen ihre Arme, so dass sie sie kaum bewegen konnte. Ihre Beine waren etwas beweglicher, aber sie wusste, sie war nicht stark genug, um ihn abzuwerfen.
    Nach Atem ringend fixierte er sie mit seinen blauen Augen. »Es war vorbei!«, rief er, aber seine Stimme war nicht mehr so laut und aggressiv wie vorher. »Es war vorbei. Ich wollte einfach alles hinter mir lassen und mit Caroline einen neuen Anfang machen.«
    Jessicas Kopf schmerzte von dem heftigen Fausthieb, aber sie konnte noch halbwegs klar denken. »Warum, Randall?«
    Er hatte Tränen in den Augen, aber er starrte sie wütend an. »Es war Nigel. Ich war doch schon längst Randall und hatte ein neues Leben, aber dann sind diese beiden Leute zu mir an den Stand gekommen. Es war wie ein Zeichen. Ich dachte, so könnte ich Nigel endgültig loswerden und einen Schlussstrich ziehen.«
    Er meinte anscheinend die ersten beiden Opfer. Sie waren nach den Einbrüchen zum nächstbesten Schlüsseldienst gegangen. Und ihr Auftauchen hatte Randall an den Teil seiner Persönlichkeit erinnert, den er vergraben hatte. An Nigel und seine Hilflosigkeit.
    »Woran hast du sie erkannt?«
    »Ich vergesse nie ein Gesicht.«
    »Wirklich?«
    »Vielleicht ist das ja so, wenn man ›anders‹ ist.«
    »Warum hast du nicht die Jungen umgebracht,

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