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Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)

Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)

Titel: Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerry Wilkinson
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die dich gequält haben?«
    Jessica fühlte, wie er sich verspannte. »Was?« Es war, als hätte er sie nicht richtig gehört. Mit einer Hand rieb er sich das eine Ohr, dann das andere, und er umklammerte sie wieder fester mit den Schenkeln.
    »Warum hast du die Eltern umgebracht? Warum nicht die, die dir das angetan haben?«
    »Aber die haben mich doch nicht umgebracht. Sie haben mich zu dem gemacht, was ich bin.«
    Jessica war so eingeklemmt, dass es ihr schwerfiel zu nicken, aber in gewisser Weise verstand sie. Wenn er die Eltern seiner Peiniger tötete, mussten die für immer mit ihrem Schmerz leben.
    »Und wie ist es dir gelungen, einfach deinen Namen zu ändern?«, fragte sie.
    Er wurde wieder lauter. »Es war gar nicht einfach. Und es war auch nicht nur der Name, sondern alles. Alles, was mit diesem armseligen Schwächling zu tun hatte.«
    »Aber wie hast du es fertiggebracht, dich so sehr zu verändern? Ein anderer zu werden?«
    »Ich habe eine Zeit lang auf der Straße gelebt. Ein Kumpel hat mir geholfen, mir eine neue Identität beschafft.«
    Jessica beschlich ein schrecklicher Gedanke: Hatte Harry nicht damals einem Obdachlosen einen braunen Umschlag zugesteckt? Und dann fielen ihr wieder Peter Hunts Worte vor Gericht ein: »Haben Sie jemals beobachtet, dass Mr Thomas sich im Dienst bedenklich verhalten hat?« Sie hatte die Frage zwar verneint, aber jetzt war sie sich nicht mehr so sicher. Hatte Harry die Morde etwa indirekt mit zu verantworten?
    Anscheinend hatte sich ihr Gesichtsausdruck verändert, denn Randall fragte: »Was ist?«
    »Was hast du jetzt vor?«, fragte Jessica zurück und hoffte, er würde nicht auf einer Antwort auf seine Frage bestehen.
    Sie spürte, wie sich sein Griff ein klein wenig lockerte. Er blinzelte seine Tränen weg. »Ich weiß nicht.«
    »Du willst sicher nicht noch mehr Menschen auf dem Gewissen haben …«
    »Ich liebe sie.« Er lehnte sich leicht zurück und sie spürte, wie der Druck seiner Schenkel schwächer wurde. Ihre Arme waren zwar eingeschlafen, aber wenn es sein musste, würde sie sie wahrscheinlich aus seiner Umklammerung befreien können.
    »Deshalb wollte ich das alles hinter mich bringen«, fuhr er fort. »Als ich Caroline traf, wollte ich Nigel für immer vergessen. Wenn ich erst mit allen vier abgerechnet hatte, konnte unser gemeinsames Leben beginnen.«
    Jessica spielte auf Zeit. Wenn sie ihn dazu bringen konnte, sich noch weiter zu entspannen, und sie wieder Gefühl in den Armen hatte, könnte sie ihn vielleicht überraschen und entkommen. Ihre Beine konnte sie ja schon frei bewegen. »Warum hast du denn die Häuser alle verriegelt?«
    Randall rieb sich wieder die Ohren. »Ich wollte eben nicht erwischt werden. Ich dachte, ihr nehmt erst mal die Familie unter die Lupe und seid verwirrt und rätselt herum. Ich habe gehofft, ihr würdet die Verbindung zu Nigel Collins übersehen. Und es hat doch auch geklappt, oder?«
    Jessica hätte ja eingestanden, dass es fast geklappt hätte, aber sie wollte vermeiden, dass er sich auf die positiven Aspekte konzentrierte. »Kann ich dich was fragen?« Er schien sich zu wundern, dass sie so forsch war, schließlich saß er auf ihr und hielt sie am Boden. Aber sie wartete seine Antwort erst gar nicht ab. »Weißt du noch, als wir drei morgens zusammen die Nachrichten angeschaut haben? Du hast gesagt, das wäre einfach ›krank‹ …«
    »Ich meinte, dass sie das alte Foto verwendet haben. Auf dem mein Gesicht …« Jessica wusste, er meinte das Foto mit dem zerschundenen und geschwollenen Gesicht. Damals hatte sie gedacht, er meinte die Morde.
    Ihre Direktheit hatte gewirkt und seine Tränen versiegten, während er sich weiter entspannte. Sie spürte ihre Arme wieder und fühlte sich nicht mehr ganz so benommen. Sie überlegte, was sie tun sollte. Wenn sie auf ihn einredete, damit er sie laufen ließ, oder wenn sie überhaupt über die Zukunft sprach, würde er bestimmt wütend werden. Tief im Innern war ihm sicherbewusst, dass es für ihn keine Zukunft gab. Er hatte eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder er brachte sie um und floh oder er brachte sie um und hoffte, die Polizei würde Nigel Collins verdächtigen und wüsste noch nicht, dass er und Nigel ein und dieselbe Person waren.
    In jedem Fall standen Jessicas Chancen nicht gut. Sie versuchte, ihn weiter abzulenken. »Wie hast du Ryan eigentlich kennengelernt?«
    Wieder so eine Frage, mit der er nicht gerechnet hatte. Und wieder rieb er sich die Ohren.

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