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Einige sterben schneller! (German Edition)

Einige sterben schneller! (German Edition)

Titel: Einige sterben schneller! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hroch
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Ich wusste bisher gar nicht, obwohl ich Stefan seit vielen Jahren kannte, was für ein außergewöhnlicher und guter Mensch er gewesen war. Nach den Reden der Geistlichen kam Stefan bestimmt in den Himmel – mindestens!
    Nach dem Gottesdienst gab es vor der Kirche Sekt und eine kleine Stärkung, untermalt von einer Kapelle, die später auch noch bei der Beisetzung spielte. Es waren mindestens 150 Leute bei der Beerdigung, die anschließend gesammelt mit Bussen oder ihren eigenen Autos weiter zur Trauerfeier in ein dafür angemietetes Hotel fuhren. Ich empfand das alles als übertrieben, aber es war zum Glück ja auch nicht meine Beerdigung. Eigentlich wollte ich mich direkt nach der Beisetzung verabschieden, aber so hatte ich keine Wahl und fuhr als ehemaliger Geschäftspartner und Freund mit. Dort verkrümelte ich mich nach dem Essen bei der erstbesten Gelegenheit. Es waren so viele Leute dort, die zwischenzeitlich schon wieder lachten und feierten, dass meine Abwesenheit sicher nicht weiter auffiel.

    Auch heute fuhr ich vor meiner Nachhausefahrt nochmals auf den Friedhof und besuchte Bettinas Grab. Auf dem nun fast leerem Gelände fiel mir dabei ein Mann auf, den ich auch heute schon auf der Beerdigung von Stefan gesehen hatte. Ich war mir hier ganz sicher, denn er trug einen Regenschirm mit auffälligem Werbeeindruck einer Sportfirma. War dies ein Zufall, oder wurde ich beobachtet? Ich prägte mir das Gesicht des Mannes so gut ich konnte ein und verließ den Friedhof so, als wäre mir nichts aufgefallen.

    Zuhause zog ich erst einmal bequeme Freizeitkleidung an, schnappte mir dann meine Sporttasche und ging in die Sauna. Das tat gut, denn hier konnte ich schön relaxen und die Seele baumeln lassen. Kurz vor 21.00 Uhr schloss das Bad und ich besuchte ein asiatisches Lokal, wo ich zu Abend aß. Früher war ich dort mit Bettina oft gewesen, aber seit ihrem High-Society-Trip speiste Sie lieber in anderen, angesagteren Gourmettempeln. Mir hatte es hier immer geschmeckt, denn das Essen war frisch, gesund und einfach mal anders, als das, was man sonst so jeden Tag verspeiste.

    Zuhause angekommen, hörte ich zuerst den Anrufbeantworter ab. Bettinas Familie wollte morgen gegen 10.00 Uhr kommen. Da ich vom Saunabesuch müde war, beschloss ich sofort ins Bett zu gehen und im Haus morgen früh aufzuräumen. Ich schlief nie länger als bis 8.00 Uhr und hatte so vorher noch genügend Zeit.

    Rechtzeitig bevor Bettinas Verwandtschaft eintraf, hatte ich das Haus aufgeräumt und eine große Kanne Kaffee gekocht. Bevor wir daran gingen Bettinas Sachen zu verteilen bzw. diese in das Auto einzuladen, trank ich mit ihrer Familie den frisch gekochten Kaffee. Ich bedauerte, dass ich nichts zu essen zuhause hätte, nur ein paar Kekse, die ich Ihnen reichte und entschuldigte mich damit, dass ich in den letzten Tagen keine Zeit gehabt hatte etwas einzukaufen. Hunger hätte ich nach dem schrecklichen Unfall sowieso keinen. Ich wollte hiermit vermeiden, dass Sie zum Mittagessen blieben, oder mich hierzu einluden. Nach einen knappen Stunde war alles verladen und ich entschuldigte mich damit, dass ich einfach allein sein wollte und jetzt meine Ruhe brauchte. Mein Plan ging auf und Sie zogen wieder ab.

    Dieses Wochenende würde ich sicher so schnell nicht vergessen, resümierte ich, nachdem alle gegangen waren. Meiner Meinung nach hatte ich die Rolle des trauernden Ehemannes überzeugend gespielt und tat die Begegnung mit dem fremden Mann gestern auf dem Friedhof als Zufall ab.

    Kapitel 16: Das Verhör

    Am Montag, den 3. November ging ich ganz normal ins Büro. Schließlich musste es auch hier weitergehen. Am wichtigsten war heute natürlich das Gespräch mit Stefans Vater bezüglich der geplanten Firmenübernahme. Stefans Vater war pünktlich und Frau Berner brachte ihm einen Kaffee, ehe ich drei Minuten später zu ihm stieß. Heute ging Stefans Vater in die Offensive und fragte, wie weit ich mich meinen Erkundigungen bezüglich üblicher Abfindungen in solchen Fällen gekommen sei. Ich berichtete ihm, dass ich aufgrund der Umstände wie der Beerdigung nicht viel Zeit gehabt hatte mich hierzu näher zu informieren. Von meinem Anwaltsbesuch erwähnte ich erst einmal nichts. Allerdings hatte ich für die Samstagsausgabe der Süddeutschen Zeitung eine Stellenanzeige für einen möglichen Nachfolger aufgegeben. Selbst wenn ich schon bald einen Nachfolger für Stefan fand, was sicher nicht einfach war, argumentierte ich weiter, würde es

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