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Einige sterben schneller! (German Edition)

Einige sterben schneller! (German Edition)

Titel: Einige sterben schneller! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hroch
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mir wurde klar, dass ich einen neuen Partner brauchte, wenn ich das Unternehmen erfolgreich weiterführen wollte. Mein Part war immer der geschäftliche und finanzielle Teil gewesen, während Stefan, der Werbe- und Marketingfachmann, für diesen Bereich verantwortlich war. Eine Möglichkeit wäre einen neuen Partner einsteigen zu lassen, der Stefans Anteil an der Firma erwarb, so dass ich so gesehen nichts an Stefans Eltern zahlen musste. Eigentlich wollte ich das aber nicht und langfristig war ein Angestellter sicher für mich profitabler als ein ebenbürtiger Partner. Bei der Angestelltenvariante war ich außerdem alleiniger Inhaber und Entscheidungsträger, weshalb eigentlich nur diese Möglichkeit in Betracht kam. Ich wollte in ein paar Jahren nicht möglicherweise noch jemand beseitigen müssen.

    Das Gespräch mit Stefans Vater nachmittags im Büro verlief recht ruhig und sachlich. Er beanspruchte jedoch klar die Hälfte der Firma, auch mit dem Hinweis, dass er uns den Start ermöglicht und finanziert hatte. Damit hatte er nicht unrecht, dachte ich mir. Ich bemerkte, was auch taktisch gesehen klug war, dass Stefans Tod ein großer Verlust für das Unternehmen bedeutete und ich nun sehen musste wie es weiterging. Im Gegensatz zu klassischen Management Buy Outs, deren Planungsphase meist lange Zeiträume beanspruchte, hatte ich in unseren Fall keine Möglichkeit gehabt einen geeigneten Nachfolger zu suchen. Ich musste mir also schnellstmöglich einen neuen Partner suchen, dieses anlernen und mit dem Unternehmen vertraut machen und konnte dann erst vernünftig weiterarbeiten. Wichtig war auch, dass der neue Mitarbeiter von unseren Kunden akzeptiert wurde. Hier sah ich weniger das Problem, denn Stefan war in letzter Zeit doch sehr exzentrisch geworden, aber dies behielt ich für mich. Ziel dieser Argumentation war natürlich, Stefans Vater dazu zu bewegen, sich mit einer möglichst geringen Abfindungssumme zufrieden zu geben. Ich fragte ihn, welchen Betrag er sich vorgestellt hatte und ging somit in die Offensive. Dazu legte ich ihm die Bilanzen der letzten beiden Jahre vor. Auch Stefans Vater hatte sich offensichtlich vor unserem Gespräch informiert und bemerkte:’ Laut meinem Steuerberater sind in solchen Abfindungsfällen ein bis zwei Jahresgehälter des ausscheidenden Geschäftspartners üblich. Unter den gegebenen Umständen wäre ich mit anderthalb zufrieden’. Ich rechnete kurz und kam auf eine Summe von 172.500 Euro. ‘Das ist eine stattliche Summe’ antwortete ich. ‘Hierzu möchte ich mich erst einmal näher informieren und auch über eine mögliche Nachfolge nachdenken, gerade jetzt, wo ich nicht weiß, wie es weitergehen soll’. Mit Stefans Vater vereinbarte ich, dass wir über die Firmenübernahme Anfang nächster Woche nach der Beerdigung nochmals sprechen sollten und wir vereinbarten gleich einen Termin für kommenden Montag, den 3. November um 10.00 Uhr im Büro. Bis dahin würde ich auch alle persönlichen Dinge von Stefan im Büro zusammenpacken, damit sein Vater diese mitnehmen konnte. Wir verabschiedeten uns und ich beauftragte Frau Berner mit dieser Aufgabe. Stefan hatte nicht viele persönliche Dinge im Büro - vor uns brauchte er damit ja auch nicht anzugeben - und so würde sicher alles in einen größeren Pappkarton passen.

    Morgen schon war Bettinas Beerdigung und am Samstag die von Stefan. Ich hatte also wenig Zeit mich mit dem Thema Firmenübernahme zu beschäftigen. Als erstes schaltete ich eine Stellenanzeige in der Süddeutschen Zeitung für kommenden Samstag. Mit etwas Glück ließ sich so ein geeigneter Nachfolger für Stefan mit einem moderaten Gehalt finden. Dann überlegte ich mir, wie ich die Firmenübernahme finanzieren konnte. Bettinas Lebensversicherung, die ich eigentlich für das Haus verwenden wollte, schien mir hierzu geeignet. Da ich zukünftig mehr verdienen würde, konnte ich mir auch die Raten wieder leisten. Mein Ziel war daher eine möglichst geringe Abfindungssumme mit Stefans Vater am kommenden Montag auszuhandeln. Ich begann mir schon einmal die Taktik für das Gespräch auszudenken und beschloss mit einem Jahresgehalt als Untergrenze in die Verhandlung zu gehen. Stefans Vater hatte genau entgegengesetzte Interessen und war intelligent. Es wäre also ein Fehler Ihn zu unterschätzen.

    Auf der Fahrt nachhause holte ich noch die Blumen und die Kränze für die morgige Beerdigung ab. Praktischerweise hatte ich dort gleich einen Kranz für Stefan

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