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Einige sterben schneller! (German Edition)

Einige sterben schneller! (German Edition)

Titel: Einige sterben schneller! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hroch
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Bettinas-Lieblingslokal, damit die Trauergäste nicht hungrig nachhause fahren mussten.

    Ich zog mich zurück nachhause und begann im Haus umzuräumen. Persönliche Dinge von Bettina, ihre Kleidung und andere Sachen, die ich nicht mehr benötigte, packte ich zusammen ins Gästezimmer. Ihre Verwandten und Angehörigen sollten sich davon etwas mitnehmen, beschloss ich. Dann stellte ich auch wieder ein paar Bilder, die Bettina und mich zusammen zeigten im Haus auf. Die letzten hatte ich ja nach dem Entdecken der Affäre mit Stefan im Kamin verbrannt.

    Für heute hatte ich genug gearbeitet. Ich kochte mir etwas aus dem Tiefkühlschrank zum Abendessen und ging schlafen.

    Den Dienstag verbrachte ich hauptsächlich damit die Formalitäten zu erledigen. Ich trat mit den Versicherungen in Kontakt, wobei mich Bettinas Lebensversicherung am meisten interessierte, sprach mit ihrem Arbeitgeber und erledigte die anderen Dinge wie Umschreibung des Grundbuches und Umschuldung des Hauses, Auflösung von Bettinas Konten, Kündigung von Verträgen usw. Das war ganz schön aufwendig und ich brauchte den ganzen Tag dafür.

    Abends kamen meine Eltern und meine kleine Schwester zu Besuch und versuchten mich zu trösten.

    Langsam fiel mir die Decke auf dem Kopf und so beschloss ich bereits am Mittwoch wieder in die Firma zu gehen. Frau Berner war zwar überrascht, freute sich aber mich zu sehen. Ich erklärte ihr, dass ich mich mit Arbeit von dem tragischen Tod der Beiden ablenken wolle und es außerdem ja in der Firma weitergehen müsse. Sie bemerkte, dass Stefans Vater zu diesem Thema bereits angerufen habe und mich bat Ihn bei Gelegenheit hierzu zu kontaktieren. Ich rief Stefans Vater umgehend an und wir vereinbarten einen Termin für Donnertag Nachmittag im Büro. Vorher brauchte ich noch einen Termin bei einem Rechtsanwalt, denn Stefans Eltern waren seine rechtmäßigen Erben und ich ging davon aus, dass diese für Stefans Anteil am Unternehmen Bares sehen wollten. Ich musste also unsere Verträge von einem Fachmann durchsehen lassen und benötigte Anhaltspunkte, wie hoch in solchen Fällen eine Ablösesumme wohl war. Im Branchenbuch suchte ich mir zwei Adressen von Anwälten, die auf Firmenrecht spezialisiert waren heraus und rief beide an. Die Honorarvorstellungen für diese Beratung war bei beiden etwa gleich hoch und so entschied ich mich für denjenigen, der mir am schnellsten einen Termin geben konnte. Für morgen Vormittag hatte ich also schon etwas vor. Die wichtigsten Verträge und die Bilanzen kopierte ich mir und steckte diese in meine Aktentasche.

    Ich informierte Frau Berner unter dem Vorwand ich müsse noch einiges für die Beerdigung organisieren, dass ich morgen erst nachmittags ins Büro kommen würde und erledigte dann noch ein paar wichtige Anrufe. Nach der Arbeit ging ich auswärts essen und fuhr anschließend direkt nachhause.

    Mein Besuch beim Rechtsanwalt am Donnerstagmorgen brachte wenig erfreuliches. Im Gegensatz zu Erbgütern wie Autos, Häusern usw., deren Wert sich relativ gut schätzen lässt, ist die Übernahme einer Firma nicht so einfach, denn der Wert ist meist schwer zu beurteilen. Unsere Firma ist eine kleine Agentur, ohne Immobilienbesitz, die in angemieteten Räumen ihren Sitz hat. Die Ausstattung und die Einrichtungsgegenstände haben einen Zeitwert von vielleicht 30.000.-- Euro. Wichtiger ist jedoch die Unternehmensleistung, informierte mich der Anwalt und die war bei uns recht hoch. Als Faustregel für sogenannte Mangement Buy Outs wird eine Summe von ein bis zwei Jahresgehältern des Geschäftsführers herangezogen. Ich verdiente wie Stefan derzeit etwa 115.000.-- Euro pro Jahr und musste schlucken. Soviel wollte ich seinen Eltern nicht zahlen, aber ich hatte vor, meinen Anwaltsbesuch vorerst geheim zuhalten und erst einmal abzuwarten, welche Vorstellung Stefans Vater hatte. Sich vorab informiert zu haben erschien mir aber auf jedem Fall wichtig und so bereute ich auch das hohe Anwaltshonorar nicht.

    Nach dem Anwaltsbesuch aß ich in einem meiner Lieblingslokale zu Mittag. Dort traf ich einen ehemaligen Studienfreund, den aus der Zeitung von Bettinas und Stefans Unfall gehört hatte. Er wünschte mir sein herzliches Beileid und fragte mich anschließend, wie ich nun die Firma weiterführen wolle. Wahrheitsgemäß erklärte ich ihm, dass ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht habe. Zuerst müsse ich auch mit Stefans Eltern die finanziellen Dinge klären. Wir verabschiedeten uns und

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