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Einige sterben schneller! (German Edition)

Einige sterben schneller! (German Edition)

Titel: Einige sterben schneller! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hroch
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Minuten. Danach ging er in sein Büro und heftete die Unterlagen ab. Meistens holte er sich dann vorher noch einen Kaffee. Ich hoffte, dass er hierdurch kurzzeitig abgelenkt wäre und vergessen hatte, dass ich mich zur ‘Pinkelpause’ abgemeldet habe. Später würde er mein Fehlen sicher bemerken und Alarm schlagen. Ich schätzte, dass ich nach der Abfahrt maximal 20 bis 30 Minuten Zeit hatte, um aus dem Container zu verschwinden. Das sollte reichen!

    Die restlichen Tage meiner Einzelhaft ging ich den Plan immer wieder und wieder durch und optimierte noch das ein oder andere Detail. Sicher, eine anständige Portion Glück brauchte ich schon, aber nach soviel Pech in der letzten Zeit sollte das nicht zu viel verlangt sein. Mir war auch klar, dass ich nach dem geglücktem Ausbruch schnell untertauchen musste, aber hier wollte ich mich nicht auf einen konkreten Fluchtplan festlegen, sondern viel lieber das optimale aus der jeweiligen Situation machen. Improvisieren konnte ich schon immer gut. Mein Lebensmut stieg und plötzlich hatte mein Leben wieder einen Sinn.

    Kapitel 23: Die Vorbereitung

    Seit drei Tagen war ich nun zurückgekehrt in den normalen Vollzug und arbeitete seit diesem Zeitpunkt auch wieder in der Werkstatt. Von meinem Zellengenossen Robert erfuhr ich, dass Max knapp zwei Wochen auf der Krankenstation gelegen hatte. Auch er durfte vier Wochen Einzelhaft absitzen und so blieben mir etwa 14 Tage, bis ich ihm das erste Mal wieder begegnen würde. Einige seiner Schergen hatten mich in den letzten Tagen mehrmals mit verschiedenen Gegenständen leicht verletzt und mir viele Grüße von Max ausgerichtet. Sie waren aber nie allein an mich herangetreten, sondern immer mit mehreren Personen. Offensichtlich hatte mir die Art und Weise, wie ich Max zugerichtet hatte, etwas Respekt verschafft. Sie versuchten mich einzuschüchtern, hatten aber offenbar Anweisung mich nicht zu stark zuzurichten, denn Max wollte bestimmt auch noch seine Freude mit mir haben.
    Ich beschloss für die nächsten Tage jedem Streit aus dem Weg zu gehen und hielt mich während des Ausganges und des Essens immer in der Nähe von Wachpersonal auf. Schließlich wollte ich nicht riskieren nochmals in eine Schlägerei verwickelt zu werden und wieder in Einzelhaft zu wandern. Der Direktor hatte mir auch mitgeteilt, dass mein Arbeitsprivileg im Falle, dass ich weiter Ärger machen würde, gestrichen wird. Damit wären dann auch meine Fluchtpläne vereitelt gewesen.

    Stattdessen bemühte ich mich besonders eifrig bei der Arbeit in der Werkstatt. Gestern brachte ich einige Schrottteile in den Container. Bei der Gelegenheit hatte ich diesen gleich etwas um geräumt. Im hinteren Bereich stapelte ich drei Reifentürme aus jeweils 8 bis 10 einzelnen Reifen. Dabei achtete ich sorgsam darauf pro Turm Reifen mit annähernd gleich großem Durchmesser zu verwenden. Der breiteste Reifenturm bestand aus alten Leicht-LKW-Reifen und sollte mir während der Flucht Platz bieten. Kein üppiges Platzangebot, aber stehend würde ich dort gerade hineinpassen. Anschließend schlichtete ich noch das Metall im Container so, dass der Platz gut genutzt wurde.
    Zurück in der Werkstatt bekam ich zuerst einen Anschiss vom Werkstattleiter, der wissen wollte, wo ich solange geblieben war. Sicher dachte er ich hätte im Hof geraucht. Ich erklärte ihm, dass ich Platz im Wertstoffcontainer geschaffen habe, um darin mehr Abfall unterzubringen. Hinten hatte ich die Reifen gestapelt, vorne das Metall. Die Gefängnisleitung würde so auch noch Geld sparen, denn der Abtransport bzw. die Berechnung erfolgte pro Container und nicht nach Gewicht.
    Es schaute mich ungläubig an, denn einen Verbesserungsvorschlag hatte hier im Gefängnis wohl noch nie jemand gemacht und ging dann in den Hof, um meine Arbeit zu beurteilen. Zufrieden kehrte er zurück. Ich bekam als Belohnung eine Flasche billigem Schnaps, die wohl ein Lieferant zu Weihnachten vorbeigebracht hatte und den der Werkstattleiter nicht selber trinken wollte. Das war etwas ganz besonderes, denn Alkohol war offiziell ja verboten. Die anderen Kollegen wurden anschließend über die künftig korrekte Einlagerung von Abfällen in den Container informiert. Ich machte mich damit zwar nicht bei jedem beliebt, aber da der Werkstattleiter den anderen zukünftig bei Verbesserungsvorschlägen ebenfalls kleine Belohnungen wie Alkohol oder Zigaretten versprach, war so etwas für einige auch ein Anreiz. Eine einfache Art, wie unserer

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