Einige sterben schneller! (German Edition)
Werkstattleiter mit unseren Ideen demnächst beim Gefängnisdirektor glänzen konnte, dachte ich.
Um mich mit den anderen solidarisch zu zeigen, öffnete ich die Flasche Schnaps und ließ die anderen davon trinken. Plötzlich fand meine Idee bei allen Zuspruch!
Drei Tage später schlug ich dem Werkstattleiter vor, beim Oldtimer des Gefängnisdirektors das Getriebeöl zu wechseln. So etwas wird häufig bei Restaurationen vergessen, erklärte ich ihm, aber das ist natürlich wichtig und kostet nicht viel. Außerdem hat man so Gewissheit, dass der Ölstand auch in Ordnung sei. Heute bekam ich keinen Schnaps, aber dafür die Genehmigung zu diesem Vorhaben sowie 4 Liter Getriebeöl zugeteilt. Ich war mir zwar sicher, dass der Hersteller eine andere Ölviskosität für diesen Wagen vorgesehen hatte, aber wir hatten halt nur jeweils eine Sorte Getriebe- bzw. Motoröl und so wurde überall das gleiche Zeug hineingeschüttet. War ja auch nicht mein Auto und besser neues Öl mit falscher Viskosität, als mit dem alten herumzufahren. Ich kleckerte extra beim Ölwechsel und verschmierte mir meine Hände und die Kleidung damit. Anschließend brachte ich den Altölkanister in den Hof und stellte diesen neben den Container ab. Einen alten ölgetränkten Lappen zog ich aus meinem Arbeitsoverall und beschmierte damit den Container. Insbesondere den Bereich der Reifenstapel. Dann schmiss ich den Lappen in den Container, damit sich der üble Ölgeruch weiter ausbreiten konnte.
Aus einer dunklen Pappe hatte ich mir heute morgen einen kreisrunden Deckel ausgeschnitten und diesen einmal in der Mitte zusammengelegt, so dass ein Halbmond entstand. Der Durchmesser des Deckels entsprach ausgeklappt etwa 17’’ Zoll. Ich hatte vor zum gegebenen Zeitpunkt in den großen Reifenstapel zu klettern und dann den dunklen Deckel über meinen Kopf aufzufalten. Bei der Sichtkontrolle des Containerinhaltes würde so das Wachpersonal nur ein schwarzes Loch wie in den anderen Reifenstapeln auch sehen. Ich war optimistisch das dieser Plan funktionieren würde, auch weil über den Container zusätzlich immer noch ein weitmaschiges grünes Netz gespannt wurde, damit während der Fahrt keine Teile heraus fliegen konnten.
Der Container war vorbereitet, der Pappdeckel dort versteckt und die Umgebung mit stinkendem, alten Getriebeöl parfümiert. Jetzt musste ich nur noch auf den geeigneten Zeitpunkt warten. Sollten die Umstände zum Zeitpunkt der Containerabholung nicht ideal sein, oder etwas dazwischenkommen, konnte ich dieses Vorhaben bei einem der nächsten Fahrten ja nochmals versuchen, sofern mich Mad Max solange am Leben ließ....
Ich kehrte in die Werkstatt zurück und arbeitete wie gewohnt weiter. Heute zeigte ich Peter, der ebenfalls in der KFZ-Werkstatt arbeitete, wie man die Ventile an einem alten Auto oder Motorrad mittels Messlehre einstellt. Peter, der wegen mehrfachem Bankraubes einsaß, hatte in seiner Jugend viele Autos geklaut und demonstrierte mir heute an einem VW Golf II, wie einfach die Türen zu öffnen und das Fahrzeug kurzzuschließen war. Wieder eine neues Fahrzeug, von dem ich nun wusste, wie es zu stehlen war! Langsam wurde meine Liste für den Aufbruch und Diebstahl geeigneten Fahrzeuge länger. Ich wusste über viele VW-Typen, wie Golf, Polo, T2-Bus Bescheid, kannte mich mit den gängigsten Ford und Opel-Modellen bis Mitte der 90er Jahre aus und hatte sogar schon einen 190er Mercedes und einen alten 5er BMW geöffnet.
Peter konnte mir sein Wissen natürlich immer nur dann demonstrieren, wenn sich gerade ein geeignetes Fahrzeug in der Werkstatt befand. Da Peter schon eine Zeit lang einsaß, kannte es sich mit den aktuellen Wagen verständlicherweise nicht aus. Bei Autos mit werksseitig eingebauter Wegfahrsperre, die ab Mitte der 90er Jahre häufiger eingebaut wurden, musste er kapitulieren. Wir hatten aber immer ausreichend geeignete Demonstrationsobjekte, denn wir warteten auch die Fahrzeuge der Angestellten, sofern diese dies wollten. Unser Gefängnispersonal musste so für einen Service oder eine Reparatur nur den Materialwert und eine völlig unbedeutende Lohn-Zeitpauschale zahlen. Die Ersatzteile konnten wir durch Verträge mit Zubehörlieferanten sehr günstig besorgen und die Lohn-Zeitpauschale war nur eine ‘Proforma-Abgabe’, damit sich niemand, der woanders im Staatsdienst arbeitete, über eine mögliche Vergünstigung unseres Gefängnispersonales beschweren konnte. Viele der Wärter, das Küchenpersonal und
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