Einige sterben schneller! (German Edition)
die anderen Bediensteten nutzten daher gern diese Möglichkeit. Da die Lohnbezüge dieses ‘Kundenkreises’ nicht besonders üppig ausfielen, waren die meisten Fahrzeuge, an denen wir schrauben durften, ältere Mittelklassewagen, familientaugliche Busse und Vans oder Kleinwagen., also ideale Übungsobjekte zum Aufbrechen für mich.
In der Werkstatt zu arbeiten hatte noch einen weiteren Vorteil. Die Werkstatthäftlinge wurden vom Wach- oder Küchenpersonal meist etwas besser behandelt. So sah mach Wärter darüber hinweg, wenn an unzulässigen Stellen geraucht wurde, oder bei der Essensausgabe gab es schon mal ein extra Stück Fleisch. Schließlich wussten die Häftlinge meist, wem der Wagen gehörte an dem gearbeitet wird und die Angestellten wollten so wohl vermeiden, dass mehr kaputt gemacht wurde, als gerichtet. Ich war mir sicher, dass es in den anderen Werkstätten wie Schreinerei, Metallbearbeitung usw. ähnlich lief, denn auch dort ließen viele Gefängnismitarbeiter kleine private Arbeiten für sich verrichten.
Unser Werkstattleiter wusste natürlich, dass Peter uns stolz seine Fahrzeugdiebstahl-Kunstgriffe zeigte, sah aber meist darüber hinweg, wenn wir keinen Ärger gemacht hatten, was eher selten vorkam. Schließlich schraubten wir auch an seinem Wagen!
Kaptel 24: Der erste Fluchtversuch
Es war jetzt bereits Ende Februar 2004 und ich saß nun schon gut zwei Monate hier ein. Inklusive der vier Wochen Einzelhaft. Mir kam die Zeit wie eine Ewigkeit vor. Wie mussten sich Lebenslängliche fühlen, die hier Jahrzehnte verbrachten? Entweder die hatten sich alle mit ihrem Schicksal abgefunden, oder wurden wohl verrückt. Ich hatte aber kaum noch Zeit, denn nach meiner Rechnung wurde Max in etwa einer Woche aus seiner Einzelhaft entlassen. Sicher hatte er die ganze Zeit darüber gebrütet, wie er mich fertigmachen konnte. Wollte ich überleben, musste ich schnellstmöglich von hier verschwinden.
Ich hatte mich in den letzten Tagen besonders bemüht, den Container schnell vollzufüllen, trotz meiner vorgeschobenen Platzoptimierungsmaßnahmen. Ein paar zerbeulte Karosserieteile, die nicht mal mehr als Übungsobjekte für Spenglerarbeiten herhalten konnten und zwei Sätze Altreifen von Angestelltenfahrzeugen hatten das Maß bzw. den Container voll gemacht. Ich informierte den Werkstattleiter, der noch in meinem Beisein den Entsorger anrief. ‘Wenn Sie sagen dass er voll ist, dann brauch ich nicht selber schauen. Schließlich haben wir jetzt eine Mülloptimierung’, sagte er zu mir. Aus dem Gespräch mit dem Entsorger erfuhr ich, dass morgen, spätestens übermorgen der Container abgeholt werden sollte.
Wir hatten in der Werkstatt seit ein paar Wochen einen 2-Zylinder-Motorradmotor eines Mitarbeiters stehen, der überholt werden sollte. Die Arbeit eilte nicht, denn er wollte das Motorrad erst im Frühjahr wieder anmelden und so hatte noch keiner damit angefangen. Ich beschloss, da ich gerade beim Werkstattleiter war, ihn daraufhin anzusprechen: ‘Herr Meilinger, da steht immer noch der Motorradmotor von Wachmann Huber zum Überholen da. Bald wird es Frühjahr. Soll ich mich damit mal befassen?’ ‘Wenn Sie Lust dazu haben. Ist auch mal was anderes, als immer Ölwechsel zu machen’, lachte er. ‘O.K. ich bereite heute mal alles vor und fang morgen damit an. Die Werkbank zur Ostseite wird dann wohl für einige Zeit belegt sein, aber dort ist es durch das Fenster am hellsten’. Noch ehe er antworten konnte verließ ich den Raum.
Für mich war am Fensterarbeitsplatz wichtig, dass ich zum Hof heraus sehen und so ankommende Fahrzeuge als erster erspähen konnte. Schließlich musste ich rechtzeitig verschwinden, um mich verstecken zu können. Der Motor des Wachangestellten interessierte mich dabei weniger und war nur Mittel zum Zweck.
Zurück in der Werkstatt räumte ich alles Überflüssige von der Werkbank, kehrte diese sauber ab und schnitt dann einen passenden Pappkarton als Unterlage zu. Bevor ein Motor oder ein Getriebe zerlegt wird, ist es immer sinnvoll diesen von außen gründlich zu säubern und das Öl abzulassen. Schließlich will man nicht den ganzen Dreck auf der Werkbank oder somit später wieder Bauteil haben. Zusammen mit einem Kollegen stellte ich den Motor auf eine Altölwanne und ließ das Öl ab. Nachdem nichts mehr heraustropfte, schraubte ich die Ölablassschraube wieder ein. Die Öffnungen am Ein- und Auslass stopfte ich mit Lappen zu und überklebte diese Stellen nochmals mit
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