Einige sterben schneller! (German Edition)
stand. Andersherum war das kaum möglich!
Ich war zwar erst kurz in dieser Anstalt eingesperrt und kannte die Räumlichkeiten und Gegebenheiten nicht so gut wie andere, aber Fluchtversuche von hier hatte es schon einige gegeben. Zumindest nach den Gesprächen zu urteilen, die ich aufgeschnappt hatte. Fluchtpläne waren ein beliebtes Thema unter Häftlingen und während der Weihnachtsfeiertage hatte ich zahlreiche dieser Geschichten gehört.
Es gab die üblichen Versuche das Wachpersonal zu entwaffnen und mit Waffengewalt und Geiseln eine Flucht zu erpressen. Eine meist sehr brutale und blutige Variante, ohne große Erfolgschancen. Dann zahlreiche Versuche sich während der Besuchszeit und oft auch mithilfe des Besuchers zu verabschieden.
Andere hatten versucht über die Mauer zu fliehen, aber auch hier wurde nur von einem fast geglücktem Ausbruch erzählt, denn die hohe Gefängnismauer war durch einen Stacheldrahtzaun und einem weiteren elektrischen Schutzzaun umgeben. Wachtürme mit Suchscheinwerfern und Scharfschützen bewachten zusätzlich den gesamten Bereich. Im Falle der geglückten Mauerüberquerung, hatte der Sträfling einen durch ein Gewitter hervorgerufenen Stromausfall genutzt, um nicht durch den Elektrozaun getötet oder schwer verletzt zu werden. Die Suchscheinwerfer brannten ohne Strom zu diesem Zeitpunkt nicht und es konnte kein Alarm ausgelöst werden, so dass die Wachen in der Nacht fast blind waren. Mit einem selbstgebauten Enterhaken und Seil hatte er die Mauer erklommen. Den Stacheldrahtzaun hatte der Häftling mit einem Seitenschneider geöffnet, um dort nicht hängen zu bleiben und war tatsächlich über die Mauer ins Freie gelangt.
Diese Flucht war von langer Hand vorbereitet gewesen, denn der Enterhaken und das Seil schienen schon viele Jahre in dem Versteck zusammen mit dem Seitenschneider auf diesen Moment zu warten. Ein unerwarteter Stromausfall und außerdem noch die Tatsache, dass sich der Häftling zu diesem Zeitpunkt außerhalb seiner Zelle im Gefängnisinnenhof befunden haben muss, war für meinen Geschmack zu viel Glück.
Innerhalb von drei Stunden war jedoch auch dieser Fluchtversuch zu Ende, denn die Suchhunde hatten die Spur des zu Fuß Flüchtenden aufgenommen und diesen wenige Kilometer weiter in einem Wald gefunden.
Die Geschichte erzählt weiter, dass sich der Wiedereingesperrte nach zwei Tagen das Leben genommen hatte, da sein jahrelang entgegen gesehnter Fluchtversuch fehlgeschlagen war.
Die Gefängnisleitung war zwischenzeitlich auch nicht untätig gewesen und hatte für diesen Sicherheitsbereich ein Notstromaggregat angeschafft und zusätzlich noch die Posten auf den Wachtürmen mit Nachtsichtgeräten ausgestattet. Jegliches Werkzeug innerhalb der Werkstätten wurde ab diesem Zeitpunkt nummeriert und nur einzeln ausgegeben. Abends wurden vom Aufsichtspersonal die Bestände kontrolliert, so dass nichts abhanden kommen konnte.
Laut offiziellem Statement der Gefängnisleitung, hatte es bisher kein Häftling geschafft diese Anstalt lebend zu verlassen.
Beliebt war auch der Versuch sich mit ausfahrenden Fahrzeugen abzusetzen. Allerdings wurde jedes Fahrzeug penibel durchgesehen, jede Ware und sämtliches Ladegut durchleuchtet und von den Suchhunden beschnüffelt. Mit Spiegeln suchten die Wächter zusätzlich den Wagenboden jedes ausfahrenden Fahrzeugs ab, damit sich darunter niemand verstecken konnte. Das Wachpersonal kannte jeden Fahrer, die sich zusätzlich mit Sicherheitsausweisen identifizieren mussten. Angeblich, so munkelte man, wurde ein täglich wechselndes Codewort als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme eingesetzt.
Je länger ich überlegte, desto mehr versteifte sich mein Entschluss ebenfalls mit einem ausfahrenden Fahrzeug zu fliehen. Das hatte auch den Vorteil, dass ich relativ schnell weiter weg vom Gefängnis kam, ohne Spuren zu hinterlassen und so eine Suche mit den Hunden erfolglos verlaufen würde. Am einfachsten wäre es natürlich dem Fahrer in einem günstigen Moment, z.B. beim Aufladen ungesehen niederzuschlagen, diesen zu verstecken und dann selber mit dem Wagen raus zufahren. Das hatten auch schon zwei Sträflinge versucht. Der eine konnte die Wache nicht passieren, da der Sicherheitsausweis ein anderes Bild zeigte und der neue Fahrer außerdem das Codewort nicht kannte. Der andere Flüchtling wollte gleich mit dem Transporter die Sperre durchbrechen, konnte allerdings mit aufgeschlitzten Reifen, die ein Sicherheitssystem in solchen
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