Einige sterben schneller! (German Edition)
Kunststofffolie, damit keine Feuchtigkeit eindringen konnte. Anschließend wanderte der Motor in die Reinigungshalle. Kurz mit Kaltreiniger behandelt und dann mit dem Hochdruckreiniger abgespritzt, stand das Teil gesäubert vor mir. Mit Druckluft blies ich das restliche Wasser sorgsam ab und hiefte den Motor dann zusammen mit Peter kurz vor Feierabend auf die Werkbank. Geschafft, morgen konnte Teil zwei meines Planes in Kraft treten - oder übermorgen!
Beim Abendessen hatte ich heute wieder Besuch von Max’s Freunden. ‘Sind nur noch ein paar Tage und dann bist Du tot, Du Wixer’, beschimpfte mich einer. Da ein Wachmann in der Nähe war antwortete ich, aber so dass er es nicht hören konnte:’ Vielleicht gefällt es Max anschließend auf der Krankenstation wieder. Oder ihr kommt gleich auf seine Beerdigung. Grüßt Ihn schön vom mir!’. Zwei der Häftlinge starrten mich fassungslos an und der Dritte wollte handgreiflich werden, wurde aber von den anderen beiden zurückgehalten. Der Wachmann schreckte Sie wohl ab, denn Ärger wollte keiner bekommen.
Ich hoffte inständig, dass ich Max nie im Leben wieder begegnen würde.
Heute Nacht konnte ich kaum ein Auge zu tun, so aufgeregt war ich. Ich ging meinen Fluchtplan nochmals mehrfach im Kopf durch, vermied mir aber vorzustellen was passierte, wenn es nicht klappen sollte. Denke positiv, dann klappt es auch, war eines meiner Lebensmottos und das hatte bisher auch meisten recht gut funktioniert. Vom missglückten Versuch unbescholten meine Frau und ihren Liebhaber umzubringen mal abgesehen, aber man konnte ja nicht immer Glück haben.
Übermüdet ging ich am nächsten Morgen, Donnerstag, dem 26. Februar in die Werkstatt, denn ich hatte wohl kaum mehr als zwei Stunden Schlaf gehabt. Bevor ich mich am Motor zu schaffen machte, suchte ich mir einige Schachteln und Kartons, wo ich die Einzelteile aufheben konnte. Mit einem wasserfesten Filzstift zur Beschriftung bewaffnet konnte ich loslegen.
Ich begann langsam und ruhig den Motor zu öffnen, beschriftete hier ein Bauteil, markierte dort eine Schraube und putzte die Teile mit einem Lappen ab, bevor ich Sie in den Karton legte. Zeit lassen konnte ich mir soviel ich wollte. Ich arbeitete ja schließlich nicht in der freien Wirtschaft, sondern in der Gefängniswerkstatt. Freilich verbrachte ich die meiste Zeit damit möglichst unauffällig aus dem Fenster zu schauen, ob nicht das Entsorgungsfahrzeug im Anrollen war. Bis Mittag war das auch ganz spannend, dann beruhigte ich mich, denn ich wusste, dass es spätestens morgen kommen musste und ich schaute nur noch alle fünf Minuten aus dem Fenster. Draußen hatte es leicht zu schneien angefangen, aber der Schnee schmolz noch auf dem zu warmen Boden. Das war auch gut so, denn sonst konnte jeder meine Spuren im Hof zum Container sehen! Hoffentlich hörte der Schneeregen bald wieder auf.
Kurz nach 15.00 Uhr, ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, dass der Entsorger heute noch kam, erblickte ich den LKW in der Gefängniseinfahrt. Die folgende Handlung hatte ich im Geiste schon hundertmal durchgespielt und so ging alles automatisch. Zuerst meldete ich mich beim Werkstattleiter zur ‘Pinkelpause’ ab, ging den Weg zu den Toiletten und verschwand dann blitzschnell im Hof. Das Sauwetter hatte auch seine guten Seiten dachte ich, denn heute rauchte Keiner im Freien und der Werkstatthof war leer. Ich ging um den Container herum, machte einen Klimmzug und kletterte auf die Außenkante. Dann schnappte ich den präparierten Pappkarton und sprang ich in den größten vorbereiteten Reifenstapel. Verdammt, war das eng hier! Ich passte nur knapp hinein und die Reifen drückten an Hüfte und besonders an der Schulter. Nur mit Mühe konnte ich unter diesen beengten Verhältnissen den dunklen Pappdeckel über meinem Kopf zwei Reifenbreiten vor dem Turmende entfalten.
Ich fluchte leise vor mich hin, als ich im Gefängnishof schon die bekannte Stimme des Werkstattleiters sowie die des Fahrers hörte. Auch die Beiden schimpften über das Wetter und zogen dann schnell gemeinsam das grüne Netz über den Container, ohne vorher in den Container zu blicken. Der Entsorger bemerkte noch, wie aufgeräumt der Container doch heute sei und der Werkstattleiter berichtete von angeblichen Sparmaßnahmen, die auch die Werkstatt betrafen und er daher die Idee mit einer besseren Raumausnutzung des Abfallcontainers gehabt habe. Vermutlich hatte er sich vor unserem Gefängnisdirektor mit meiner Idee
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