Einige sterben schneller! (German Edition)
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Kapitel 2: Die Firma
Erwartungsgemäß schafften Stefan und ich unser Studium und wir gründeten unsere erste eigene Firma. Im Zuge des Internet-Booms wählten wir gleich einen passenden Namen aus: @-Marketing & Business-Consult GmbH. Bereits einen Monat später hatten wir unser Büro eingerichtet und waren startbereit. Den ersten Auftrag schanzte uns Stefans Vater durch seine Beziehungen zu und so hatten wir schon mal ein Referenzobjekt. Waren unsere Kunden zufrieden, so resümierten wir, würden diese wiederkommen und uns weiterempfehlen. Trotzdem dauerte es gut 1 1/2 Jahre bis wir durch Neuakquise sowie unseren Altkundenbestand mit der Agentur schwarze Zahlen schrieben.
Wir arbeiteten in dieser Zeit teilweise ‘rund um die Uhr’, auch am Wochenende, konnten aus vielen gemachten Angeboten und Vorschlägen jedoch nur verhältnismäßig wenig Aufträge erzielen. Vielleicht lag es auch daran, dass wir Anfängerfehler machten und so z.B. unseren potentiellen Kunden Ideen und Konzepte für ihre Probleme lieferten, die diese gerne aufnahmen, jedoch ohne uns zu engagieren.
Zu diesem Zeitpunkt lernte ich auch Bettina kennen, die ein Jahr später meine Frau wurde. Bettina arbeitete als Sekretärin in einer großen Versicherung und wir begegneten uns, als ich dort ein Konzept vorstellte.
Sie fiel mir mit ihren langen gelockten dunkelblonden Haaren und ihrer weiblichen Figur sofort auf. Noch mehr faszinierte mich jedoch ihre natürliche Ausstrahlung. Irgendetwas hatte Sie, was ich nicht unbedingt sofort spezifizieren konnte, mir aber sagte, dass Sie etwas besonderes war.
Leider kam es auch hier nicht zum Auftrag, da sich der Kunde lieber bei uns und wie ich später erfuhr auch bei anderen Agenturen kostenlos Ideen holte und diese dann in Eigenregie umsetzte. Wie auch immer, ich lud Bettina zum Essen ein, natürlich kochte ich bei mir zuhause, denn das war günstiger und romantischer als im Restaurant und außerdem war das Schlafzimmer näher. Bei diesem Date machte ich auf italienischen Abend, das passte auch ganz gut zu meinem dunkelhaarigen Typ. Ich hatte den Tisch feierlich gedeckt, ein paar Kerzen angezündet und entsprechende Musik aus meinem reichen Fundus aufgelegt. Es gab zuerst Bruchetta, dann Nudeln mit Shrimps und als Nachspeise Espresso und Tiramisu. Nach ein paar Gläsern Bardolino, einem Grappa sowie einem langen tiefen Blick aus meinen braunen Augen, konnte ich mir Bettina als Dessert vornehmen. Welche Frau hätte da auch widerstehen können?
Langsam lief auch unser Geschäft an, denn wir hatten uns mit unseren teilweise unkonventionellen Vorschlägen und Lösungen zwischenzeitlich einen guten Ruf erarbeitet. Nach etwa zwei Jahren hatte ich mein Startkapital an Stefans Vater zurückgezahlt und konnte nun endlich mein volles Geschäftsführergehalt genießen. So gesehen war ich nun mit Stefan gleichgestellt. Bettina und ich träumten von einer Eigentumswohnung bzw. kleinem Häuschen im Grünen, während Stefan sich seine Penthauswohnung in Schwabing einrichtete. Wir verstanden und ergänzten uns geschäftlich noch sehr gut, aber unsere privaten Interessen gingen immer mehr auseinander. Während Stefan eher das Partytier war, wenig von festen Beziehungen hielt und sich zunehmend in der High-Society und in Szenelokalen aufhielt, war ich froh nach der Arbeit meine Füße zuhause hochzulegen, oder beim Sport und in der Natur abzuschalten. Wir lernten beide interessante Leute kennen und konnten so den ein oder anderen Auftrag gewinnen. Stefans Akquisen brachten meist die größeren Brocken an Land, aber dort gab es leider auch häufiger Probleme mit Kunden, die ihre Rechnungen nicht bezahlten konnten oder wollten.
Kapitel 3: Interessenskonflikte - Frühjahr 2001 bis Herbst 2002
Die Zeit verstrich und aus einer kleinen Agentur war ein renomierter Betrieb geworden, obwohl wir unseren Grundsätzen treu blieben und die Fixkosten durch Personal so gering wie möglich hielten. Stefan und ich bildeten das Rückgrat der Firma und übergaben Arbeiten wie Fotografien oder graphische Gestaltungen an freie Mitarbeiter. Für die Bürotätigkeiten und die Buchhaltung hatten wir nun eine Halbtageskraft eingestellt. Frau Berner kam aus der Branche, hatte aber als Mutter eine Auszeit nehmen müssen und wollte nun halbtags wieder in das Berufsleben einsteigen. Uns war das recht, denn erstens hatte Sie Erfahrung, zweitens reichte uns für die anfallenden Arbeiten eine Halbtageskraft und außerdem waren ihre
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