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Einige sterben schneller! (German Edition)

Einige sterben schneller! (German Edition)

Titel: Einige sterben schneller! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hroch
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Es war sicher gut, München großräumig zu verlassen, denn dort würde man mich wohl am ehesten suchen. Den gestohlenen Golf musste ich auch schnellstmöglich loswerden und gegen einen anderen fahrbaren Untersatz eintauschen.

    Mein genialer Plan beinhaltete mir ein Fahrzeug aus dem Langzeitparkhaus vom Flughafen zu organisieren. Am besten ein kleines Wohnmobil oder einen Campingbus, denn dann hatte ich gleich noch ein neues Zuhause und brauchte mit keine weiteren Gedanken bezüglich einer Schlafgelegenheit für die Nacht zu machen. Entwendete Wagen aus dem Langzeitparkhaus haben außerdem den großen Vorteil, dass die Besitzer in der Regel für längere Zeit verreist sind und daher die Fahrzeuge erst nach Tagen oder sogar Wochen als gestohlen melden können. Um diesen Zweitraum optimal auszunutzen beschloss ich einen Wagen zu stehlen, dessen Besitzer gerade erst in das Parkhaus gefahren waren. Also fuhr ich mit meinem Golf vor das Parkhaus, zog eine Karte und stellte den Wagen auf dem der Einfahrt nächstgelegenen freien Parkplatz ab und wartete. Es war schon ziemlich spät und viele Flugzeuge würden heute wohl nicht mehr starten. Ich brauchte also etwas Glück und eine Portion Ausdauer.

    In der ersten Stunde fuhren nur normale PKW und kleine Vans ein, jedoch kein Auto, das eine Campingausstattung hatte. Wer campte auch schon im Winter? Da sind die meisten dieser Fahrzeuge abgemeldet und wenn der Besitzer Platz und Geld hat in einer trockenen Garage untergestellt. Ich begann etwas an meinem Plan zu zweifeln. Eine halben Stunde späte, ich döste schon halb im Sitz und wurde nur durch die Kälte im Auto wachgehalten, erblickte ich einen fast neuen VW-Mulitvanbus mit Aufstelldach. Eigentlich ein sehr schönes Fahrzeug, nur leider war dieses Modell zu neu und ich wusste weder über Wegfahrsperren Bescheid, noch konnte ich die Tür schnell und leise öffnen. Also wartete ich weiter. Ich hatte mir zwischenzeitlich abgewöhnt auf die Uhr zu sehen, damit die Zeit nicht noch langsamer verging. Plötzlich hörte ich ein vertrautes Motorengeräusch. Hier war sicher ein alter VW-Boxermotor am Werk. Ich drehte mich um und sah einen alten VW-Campingbus einfahren. Es handelte sich um einen Werksausbau von Westfalia, also sollte der Wagen neben Kochstelle und Kühlschrank auch eine Standheizung haben. Ideal! Ich startete meinen Golf fachgerecht, indem ich die entsprechenden Drähte des Zündschlosses zusammenführte und der Motor erwachte zum Leben. Langsam und mit etwas Abstand folgte ich dem Bus im Parkhaus, bis dieser auf einem freien Platz abgestellt wurde. Ich fand eine Parkmöglichkeit etwa 50 Meter weiter hinten und beobachtete im Rückspiegel wie die Insassen ausstiegen. Der Camper gehörte einem jungen Pärchen, vermutlich Studenten. Er hatte blonde Rastazöpfe und saß aus wie der weiße Bruder von Bob Marley. Sie hatte ganz kurze schwarze Haare und eine recht passable Figur. Ich fand, dass die beiden zumindest optisch gut zueinander passten. Sie luden ihre großen Rucksäcke aus, schallten sich diese auf den Rücken und nahmen dann noch jeder eine kleinere Tasche in die Hand. Waren dies die beiden Vertreter einen neuen Hippiegeneration, denn 1968 konnten Sie nicht live miterlebt haben, schoss es mir durch den Kopf? Jedenfalls waren schön viele bunte Blumen von Hand auf den Bus gemalt worden. Mir waren Sie jedenfalls sympathisch, denn während die beiden ihren Urlaub genossen und sicher den ein oder anderen Joint rauchten, hatten Sie sicher nichts dagegen, wenn ich mir für diese Zeit ihren Wagen lieh.

    Nachdem das Pärchen das Parkhaus verlassen hatte und ich sicherheitshalber noch einen viertel Stunde ruhig im Golf gesessen war - schließlich hätten die Besitzer ja etwas wichtiges im Bus vergessen haben können - machte ich mich ans Werk. Zuerst wischte ich das Lenkrad, den Schalthebel und beim Aussteigen den Türgriff mit einem Taschentuch ab, um mögliche Fingerabdrücke zu entfernen. Ich wollte keine Hinweise für die Polizei zurücklassen, die darauf schließen konnten wer den Wagen gestohlen hatte. Die Parkkarte nahm ich aus dem Golf mit, denn die brauchte ich ja zur Ausfahrt. Im Parkhaus suchte ich den nächsten Kassenautomaten, steckte die Karte hinein und zahlte den Betrag.
    Auf den Weg zurück zum Campingbus versuchte ich mich daran zu erinnern, wie dieses Modell am einfachsten aufgemacht werden konnte. Das anschließende Kurzschließen war noch einfacher wie beim Golf, denn das Zündschloss war sehr gut

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