Einige sterben schneller! (German Edition)
Gedanken.
Zwei Stunden später - ich war zwischenzeitlich wieder ein Stück mit dem Auto gefahren und auch nicht schlauer - hielt ich an und ging ein Stück spazieren. Große Bargeldmengen gab es in Supermärkten, Kaufhäusern und natürlich Banken. Alle drei Möglichkeiten schieden für mich aus, da das Geld dort gut gesichert und bewacht wurde. Außerdem befanden sich am Tatort zu viele Menschen. Tankstellen nahmen auch viel Geld ein, aber zwischenzeitlich zahlten viele Kunden mit Karte und außerdem hatten die größeren Tankstellen bestimmt auch Tresore, wo hohe Kassenstände zwischenzeitlich aufgehoben wurden.
Für meinen Plan war es wichtig schnell viel Geld an einem Ort zu erbeuten, wo möglichst wenig Menschen waren. Nur wo gab es so einen Ort? Ein Einzelhandelsgeschäft in dem nur der Besitzer arbeitete und nicht mit einem Überfall rechnete wäre geeignet. Idealerweise sollte der Laden hohe Umsätze mit wenigen Kunden erzielen, also teure Artikel verkaufen, denn während meines Überfalls wollte ich keine weiteren Beobachter haben. Juweliere hatten zwar immer viel Wertvolles in der Auslage, aber so viele Kunden frequentierten die kleinen Geschäfte auch nicht, so dass der Kasseninhalt wohl eher gering ausfiel. Ich entschloss mich daher einen Autohändler zu überfallen und zwar solch einen, der nur über einen Verkaufsplatz ohne angeschlossene Werkstätte verfügte. Diese meist ausländischen Händler warben mit Schildern ‘Sofortkauf bar’ und ‘Im- und Export’ vor ihren Verkaufsplätzen. Ich ging mal davon aus, dass so ein Händler größere Bargeldbeträge bei sich haben musste. Die meisten dieser Zeitgenossen arbeiteten allein und warteten auf Kunden die Ihnen Fahrzeuge zum Ankauf anboten, oder solche, die Autos kauften. Auf der Herfahrt zum Einkaufszentrum hatte ich solch einen Betrieb gesehen. Zuschlagen wollte ich zu dem Zeitpunkt, wo gerade ein Kunde einen Wagen gekauft hatte und der Händler mit Sicherheit mehrere tausend Euro Bargeld in der Kasse hatte.
Allerdings brauchte ich noch eine Waffe, um den Händler zu bedrohen bzw. zu überwältigen und ein Fluchtfahrzeug, denn mit meinem bunten Bus wollte ich dort nicht auftauchen. In Ermangelung finanzieller Mittel musste ich improvisieren. Zuerst suchte ich im VW-Bus nach nützlichen Dingen. In einer Schublade fand ich ein ansehnliches Küchenmesser, etwas sperrig, aber nicht schlecht für den Anfang. Ein Springmesser wäre mir lieber gewesen, aber ich hatte keine Wahl. Einen Glückstreffer landete ich im Handschuhfach. Dort fand ich neben allerlei Krimskrams eine Dose Pfefferspray! Unser junges Hippiepaar wollte sich wohl damit gegen Überfälle schützen und genau dafür wollte ich das Spray verwenden! Im Freien drückte ich kurz auf den Sprühknopf der Dose um sicherzustellen, dass diese noch funktionstüchtig war und stellte diesen Umstand zugleich mit stark tränenden Augen fest. Bezüglich dem Fluchtfahrzeug fiel mir eine einfache Lösung ein. Um im Feierabendverkehr schnell und zügig voranzukommen wählte ich ein Fahrrad aus. Schnell zu entwenden, leicht im Bus zu transportieren und einfach es nach Gebrauch wieder verschwinden zu lassen. Mit dem Bus fuhr ich in Richtung Hauptbahnhof und parkte einige Straßen entfernt. Wenig später erreichte ich zu Fuß das größte Gebrauchtfahrradgeschäft der Stadt - den Abstellplatz vor dem Hauptbahnhof. Wow, wie viel Auswahl es hier gab und alles umsonst! Ich suchte mir ein intaktes und unauffälliges 0815-Moutainbike mit Spritzschutz am Hinterrad aus. Das Schloss war ein Witz. So etwas konnte jeder halbwegs begabte Siebenjährige im Nu öffnen. Da hätte der Besitzer das Rad gleich mit einer Schnur anbinden können! Zufrieden mit meiner Neuerwerbung machte ich mich auf dem Weg zum Campingbus, stellte das Rad in den Innenraum und fuhr wieder stadtauswärts. Da es erst kurz nach Mittag war, hatte ich noch einige Stunden Zeit bis zum Überfall. Den Campingbus stelle ich auf einen ruhigen Seitenstreifen etwa einen Kilometer entfernt vom Autohändler ab. Wichtig war mir, dass ich von dort aus schnell die Autobahn erreichen konnte. Mit dem Fahrrad erkundigte ich die Umgebung und legte mir die Fahrtroute für die Flucht zurecht. Zuerst wollte ich stadteinwärts fahren um mögliche Verfolger im dichten Stadtverkehr abzuschütteln. Nach ein paar hundert Metern konnte ich über eine schmale Fußgängerbrücke abbiegen und anschließend auf verschlungenen Wegen zu meinem Bus zu kommen.
Mein Plan
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