Einige sterben schneller! (German Edition)
ich kein geeignetes Material bei mir hatte und hier im Büro auch nichts passendes herumlag, entschloss ich mich sofort zu fliehen. Ich öffnete die Tür rannte hinaus, schwang mich auf das Fahrrad und radelte los. Obwohl ich keine Verfolger ausmachen konnte, beeilte ich mich. Eine Seitenstraße von meinem Campingbus entfernt sprang ich vom Fahrrad, stellte dies in einem Hauseingang ab und machte mich ohne Hast zu Fuß auf dem Rückweg. Im Bus angekommen zog ich schnell meine bei der Tat verwendete Kleidung aus, stopfte Sie in den Sack und zog das weiße Arztgewand über. Ohne das Geld zu zählen nahm ich einen Zweihundert-Euroschein und warf den Rest in eine Schublade des Busses unter der Bank. Keine fünf Minuten später war ich auf der Autobahn Richtung Würzburg.
Kapitel 27: Versteckspiel
Bedingt durch den Freitagsabendverkehr kam ich nur zögerlich voran und brauchte bis Würzburg fast zwei Stunden. Nachdem ich die Autobahn verlassen hatte, tankte ich zuerst den Wagen voll und fuhr dann weiter in einen großen Industriepark. Ein großes Einkaufscenter hatte noch geöffnet und so kleidete ich mich zuerst neu ein, besorgte dann eine Reihe von Lebensmitteln und erstand anschließend noch einen elektrischen Akkurasierer und rotes Haarfärbemittel. Das ganze Zeug verstaute ich im Bus. Eigentlich unverantwortlich von mir das Auto mit soviel Bargeld offen stehen zu lassen, aber Schlüssel hatte ich ja keine und außerdem vermutete niemand in so einer alten Schüssel einen Haufen Geld. Noch im Auto zog ich meine neu erworbenen Kleidungsstücke an und warf die Arztklamotten in die blaue Tüte mit den anderen Kleidungsstücken. Beim Durchfahren des Industriegebietes entdeckte ich zuerst einen MC Donalds, den ich links liegen ließ und dann das, wonach die Ausschau gehalten hatte: Einen Altkleidercontainer. Langsam bekamen diese unscheinbaren Kästen eine große Bedeutung für mich. Sie lieferten Kleidung nach meinem Ausbruch und später konnte ich verdächtige Beweisstücke dort problemlos und unverdächtig entsorgen und leistete noch einen Dienst für Minderbemittelte, die die Kleider später noch auftragen würden. Jedenfalls warf ich den blauen Plastiksack mit den Altkleidern ein und suchte mir anschließend einen ruhigen, leerstehenden Parkplatz vor einer öffentlichen Einrichtung.
Ich schloss die kleinen, praktischen Gardinen im Campingbus, schaltete innen das Licht an und verpasste mir den zweiten Haarschnitt innerhalb von 24 Stunden. Diesmal verwendete ich den Akkurasierer, den ich auf die längste Stufe einstellte und anschließend einen Kurzhaarschnitt hatte wie die Soldaten bei der Fremdenlegion. Die Haarstummel behandelte ich mit dem roten Färbemittel. Jetzt musste das Mittel einwirken und ich verbrachte die Zeit sinnvoll damit meine Beute zu zählen. Ich hatte immerhin etwa 15.000.-- Euro in praktischen großen Scheinen, die nicht viel Platz einnahmen, erbeutet. Die Beute wickelte ich in eine Zeitung und steckte das Päckchen dann in die Innentasche meiner neu erstandenen Jacke. Der Revolver, den ich dem Autohändler abgenommen hatte, fand in der gegenüberliegenden Tasche ebenfalls Platz. Etwa tausend Euro entnahm ich jedoch vorher und ließ diese in meiner Hosentasche verschwinden.
Das war mein Startkapital für mein neues Leben, stellte ich zufrieden fest. Mit einer Flasche Mineralwasser wusch ich mir die Haare aus. Jetzt passte mein Äußeres gut zu dem Fahrzeug, welches ich gerade bewegte.
Endlich erfüllte ich mir meinen sehnlichsten Wunsch anständig essen zu gehen. Ich fuhr in die Innenstadt und entdeckte ein großes Steakhaus. Mir lief schon das Wasser im Munde zusammen, denn mein letztes Steak hatte ich vor Monaten gegessen. Heißhungrig bestellte ich gleich die Maxi-Rumpsteak-Version mit Folienkartoffel und einem Salatteller. Dazu gab es ein kühles Bierchen und anschließend einen Schnaps. Langsam begann ich mich trotz meines unattraktiven Äußeren wieder als Mensch zu fühlen.
Beim Essen resümierte ich meine Lage und stellte zufrieden fest, welchen Wertgewinn mein Leben in den letzten beiden Tagen erfahren hatte. Ich war frei, hatte einen fahrbaren Untersatz und etwa 15.000.-- Euro Bargeld. Jetzt war es wichtig erst einmal unterzutauchen und unentdeckt zu bleiben. Dann brauchte ich Papiere und eine neue Identität. Bis jetzt hatte ich mir noch keine Gedanken über meine zukünftige Heimat gemacht, aber ich wollte und musste vor allem weg, weit weg. Ein Land außerhalb der EU sollte
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