Einladung in den Palast des Prinzen
die Frauen in erster Linie für seinen Titel interessierten und erst dann für ihn als Mann und Mensch.
Jedenfalls war er sehr erleichtert, dass er keine Ehe schließen musste, zu der er nicht bereit war, nur um die Forderung seines Vaters zu erfüllen.
„Bist du ganz sicher, dass du das alles wirklich willst?“, fragte Melanie und sah ihn an. „Ich möchte dir und den Menschen hier helfen, aber du musst auch überzeugt sein, das Richtige zu tun.“
„Glaub mir, das bin ich.“ Ric stand auf und griff nach dem Picknickkorb. „Ob wir außer dem Gespräch mit meinem Vater heute noch mehr erledigen können, hängt davon ab, wie lange die Unterredung dauert. Vielleicht hat er ja gar keine Zeit. Aber Dominico würde gern mit den Vorbereitungen für die Hochzeit beginnen.“
Über die nächsten Monate und die kurze Ehe mit ihm wollte sie lieber nicht nachdenken. Die Sache wäre für sie wesentlich unkomplizierter gewesen, wenn sie sich nicht geküsst hätten. Doch auch darüber wollte sie nicht nachdenken, denn ihr Herz klopfte sowieso noch zum Zerspringen.
Sie gestand sich ein, dass noch kein Mann sie so zärtlich und innig geküsst hatte wie Ric. Allerdings hatte sie kaum Vergleichsmöglichkeiten. Zwar war sie hin und wieder ausgegangen, doch es waren immer flüchtige Bekanntschaften geblieben, da sie wegen der vielen Arbeit im Haushalt ihrer Tante und ihres Onkels wenig Freizeit gehabt hatte.
Irgendwann werde ich mehr Zeit für mich haben und alles nachholen können, hatte sie sich oft selbst getröstet. Wenn ich es mir ganz fest wünsche …
Und nun würde sie den Sohn des regierenden Fürsten heiraten, obwohl es sich nicht um eine Romanze handelte, wie Außenstehende vielleicht vermuteten. Geplant war eine Scheinehe, die nur einem bestimmten Zweck diente. Und deshalb durfte sie sich auch keine Illusionen oder Hoffnungen machen.
Sie war so tief in ihre Gedanken versunken, dass sie nicht auf den Weg achtete. Prompt stolperte sie und wäre gestürzt, wenn Ric nicht ihren Arm gepackt hätte. Da er seine Hand nicht sogleich zurückzog, lief ihr ein erregendes Kribbeln über die Haut, und ihr wurde klar, dass sie trotz aller guten Vorsätze noch längst nicht in Sicherheit war.
In Sicherheit davor, mich in ihn zu verlieben? überlegte sie. Es wäre eine große Dummheit, etwas für ihn zu empfinden. Sie würde es eines Tages bitter bereuen, und deshalb durfte es gar nicht so weit kommen.
Doch jetzt galt es erst einmal, sich auf die praktischen Dinge zu konzentrieren. Statt über Rics Küsse nachzudenken, sollte ich mir rasch die nötigen Kenntnisse über den Trüffelanbau aneignen, nahm sie sich vor. Dann konnte sie mitreden und ihn in den paar Monaten, die sie hier verbrachte, sinnvoll unterstützen.
„Gibt es bei euch in der Bibliothek Literatur über Trüffel und alles, was damit zusammenhängt?“, erkundigte sie sich und blickte Ric an.
Er darf für mich letztlich nur der Sohn des regierenden Fürsten sein, mahnte sie sich. Sonst gar nichts. Eigentlich hätte sie ihn nicht einmal duzen sollen. Es wäre angemessener gewesen, ihn mit „Durchlaucht“ statt mit der Abkürzung seines Vornamens anzureden, auch wenn er sie ausdrücklich darum gebeten hatte.
„Ja, sehr umfangreiche sogar. Außerdem befinden sich noch einige Bücher über dieses Thema in meinem Haus in den Bergen“, antwortete er und beobachtete mit skeptischer Miene zwei Wanderer an der Steilwand gegenüber, Touristen allem Anschein nach.
Er besaß ein Haus? Das überraschte sie. Aber andererseits war er mindestens dreißig, und niemand konnte von ihm erwarten, dass er sich ständig in seiner Suite im Palast aufhielt, auch wenn sie luxuriös ausgestattet und sehr geräumig war.
„Ich würde sie gern durchlesen, wenn du nichts dagegen hast. Dann weiß ich etwas besser Bescheid, um was es geht.“
Vielleicht konnte sie ihm nicht helfen, die Probleme zu lösen, aber es würde für sie schon interessant sein, alles Mögliche über diesen Wirtschaftszweig des Landes zu lernen.
„Eure Köche haben doch sicher Rezepte zur Zubereitung der Trüffel, die über viele Jahre oder sogar Jahrhunderte hinweg gesammelt wurden, oder? Darf ich sie mir ausleihen?“ Sie bemühte sich, mit Ric Schritt zu halten. Da er ihre Hand hielt, war sie sich seiner Nähe viel zu sehr bewusst und hatte den verrückten Wunsch, sich an ihn zu lehnen, so als wäre das nach dem Kuss von vorhin ihr gutes Recht.
Aber er heiratete sie ja nur, weil er davor
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